Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele
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Der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele ist tot (Aufnahme von 2019).

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Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele gestorben

Der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele ist tot. Er starb am Montag im Alter von 83 Jahren nach langer Krankheit, wie sein Rechtsanwalt Johannes Eisenberg am Mittwoch mitteilte.

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Der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele ist tot. Ströbele starb am Montag im Alter von 83 Jahren nach langer Krankheit, wie sein Berliner Anwalt Johannes Eisenberg am Mittwoch sagte. Der Politiker hatte ab 1998 fünf Legislaturperioden lang durchgehend für die Berliner Grünen im Bundestag gesessen, bevor er 2017 nicht erneut antrat.

Rechtsanwalt Eisenberg schrieb in seiner Mitteilung: "Er hat selbst entschieden, dass er den langen Leidensweg, den ihm seine Erkrankungen zugemutet hat, nicht mehr fortsetzen wollte und lebenserhaltende Maßnahmen reduziert. Er war bis zuletzt bei vollem Bewusstsein. Nicht der Geist, der Körper wurde ihm zur Qual und hat ihn am 29. August 2022 verlassen."

Ströbele ging in die Grünen-Parteigeschichte ein

Der frühere RAF-Anwalt Ströbele, dessen Markenzeichen ein roter Schal, leuchtend weiße Haare und sein Fahrrad waren, war 2002 als erster Grüner per Direktmandat im Berliner Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg in den Bundestag gewählt worden und ging damit in die Parteigeschichte ein.

Mit 78 Jahren, war er aus der aktiven Politik ausgestiegen, betrieb seine Anwaltskanzlei in Berlin aber zunächst weiter. Vor seiner Zeit bei den Grünen war er aktiv in der damaligen Außerparlamentarischen Opposition. Gemeinsam mit dem späteren Bundesinnenminister Otto Schily und dem späteren Rechtsextremisten Horst Mahler verteidigte er als Anwalt erst Aktivisten der Studentenbewegung, dann auch Terroristen der Roten Armee Fraktion (RAF). Von 1970 bis 1974 war Ströbele Mitglied der SPD.

Keine Scheu vor Diskussionen mit Grünen-Parteifreunden

Der Sohn eines Chemikers aus Halle an der Saale war eine Symbolfigur vor allem des linken Flügels der Grünen und scheute Auseinandersetzungen auch mit den eigenen Parteifreunden nie - etwa mit dem früheren Außenminister und Vizekanzler Joschka Fischer. So war Ströbele gegen die deutsche Beteiligung am Kosovo-Krieg, den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr und die Hartz-IV-Reformen. Im Parlament stimmte er immer wieder gegen die Linie seiner Fraktion.

Scholz zu Ströbele: "Streitbarer Politiker"

Kanzler Olaf Scholz (SPD) würdigte den verstorbenen Grünen-Mitbegründer auf Twitter: "Sein Antrieb war, Politik zu machen und die Gesellschaft zu verändern." Mit Christian Ströbele verliere Deutschland einen "streitbaren Politiker, der die politische Debatte über Jahrzehnte mitgeprägt hat. Meine Gedanken sind bei seiner Familie."

Spitzen-Grüne betrauern Tod Ströbeles

Auch die Grünen betrauern den Tod von Ströbele. Mit ihm verliere die Partei "eine Ikone des Kampfs für Demokratie und Frieden", schrieb Co-Parteichef Omid Nouripour auf Twitter. "Ich verliere einen wunderbaren Ex-Büronachbarn, von dem ich soviel über kritischen, substanziellen und respektvollen Diskurs gelernt habe. Hans-Christian, ruhe in Frieden."

Co-Parteichefin Ricarda Lang schrieb: "Er hat mich mit seiner Integrität und seinem unbeirrbaren Kampf gegen Ungerechtigkeit zutiefst beeindruckt. Mit ihm geht ein großer Politiker, Rechtsanwalt und Mensch, der unsere Partei aber auch unser ganzes Land geprägt hat."

In den letzten Jahren im Bundestag hatte Ströbele sich unter anderem intensiv dem Thema Geheimdienste gewidmet und mit einem Besuch bei US-Whistleblower Edward Snowden in Moskau Schlagzeilen gemacht. Auf Twitter äußerte er sich in der vergangenen Wochen immer wieder zum Ukraine-Krieg, der Energiekrise und anderen internationalen Themen.

Mit Material von AFP und dpa.

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