Bei mehreren Anwälten des in Russland inhaftierten Kremlgegners Alexej Nawalny hat es laut Angaben seines Teams Hausdurchsuchungen gegeben. Insgesamt seien bei drei Juristen Polizisten erschienen, schrieben Nawalnys Unterstützer am Freitag auf der früher als Twitter bekannten Plattform X.
Es handele sich um "Schritte zur vollständigen Isolation Nawalnys", sagte der im Exil lebende Nawalny-Vertraute Iwan Schdanow. Nach seinen Worten wurde der Anwalt Igor Serunin festgenommen, dessen Wohnung sowie die der Anwälte Wadim Kobsew und Alexej Lipzer seien durchsucht worden. Anwalt Kobsew sollte Nawalny am Freitag in einem Verfahren vertreten, das der Oppositionelle gegen das Straflager angestrengt hatte, in dem er inhaftiert ist. Mehrere Mitarbeiter berichteten, der Anwalt sei nicht im Gericht erschienen.
Nawalny-Sprecherin: Nawalny wird juristischer Vertretung beraubt
Wenig später teilte Nawalnys Team mit, die Anwälte seien festgenommen worden. Eine offizielle Bestätigung gab es zunächst noch nicht. Die ins Ausland geflohenen Unterstützer Nawalnys zeigten sich schockiert darüber, dass Russlands Justiz nun auch Strafverteidiger wie Kriminelle behandele. Ziel der Aktionen sei es, Nawalny jeder juristischen Vertretung und jeder Verbindung zur Außenwelt zu berauben, sagte seine Sprecherin Kira Jarmysch: "Und es soll ein Zeichen an andere Anwälte sein: Es ist gefährlich, ihn oder andere politische Gefangene zu verteidigen."
- Zum Artikel "Es bleibt nur noch der Untergrund": Nawalnys Anwälte durchsucht
Russland geht immer repressiver gegen Kritiker vor
Offenbar wird gegen Nawalnys drei Anwälte wegen der angeblichen Mitgliedschaft in einer extremistischen Vereinigung ermittelt. Als solche hat Russlands Justiz bereits vor längerem die mittlerweile aufgelöste Anti-Korruptions-Stiftung Nawalnys eingestuft und verboten. Insbesondere seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine vor mehr als anderthalb Jahren geht Russland auch im eigenen Land immer repressiver gegen Kritiker vor.
Nawalny, der als prominentester Kritiker von Präsident Wladimir Putin gilt, wurde bereits 2021 inhaftiert und sitzt mittlerweile in einem Straflager rund 260 Kilometer von Moskau entfernt. Kürzlich wurde bekannt, dass die Straflagerleitung seine Haftbedingungen erneut drastisch verschärfen und ihn für ein ganzes Jahr in eine Einzelzelle stecken will. Seine Unterstützer sind überzeugt, dass der russische Staatsapparat Nawalny auf diese Weise foltern, seinen Widerstand brechen und ihn als abschreckendes Beispiel für andere Regierungskritiker instrumentalisieren will.
Mit Informationen von afp und dpa.
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