Toter und Verletzte bei Terror-Attacke in Tel Aviv
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Toter und Verletzte bei Anschlag in Tel Aviv

Toter und Verletzte bei Anschlag in Tel Aviv

Es ist der heftigste Beschuss aus dem Libanon seit Jahren. Israel attackiert im Gegenzug Ziele der Hamas im Nachbarland und im Gazastreifen. Im Westjordanland sterben zwei Schwestern, in Tel Aviv ein Tourist bei Angriffen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Bei einem Anschlag in der israelischen Küstenstadt Tel Aviv sind am Freitagabend nach Angaben von Sanitätern ein Italiener getötet und sieben weitere Touristen verletzt worden. Nach Polizeiangaben rammte der Attentäter nahe der Strandpromenade eine Gruppe von Menschen mit seinem Auto. Das Fahrzeug habe sich überschlagen. Ein Polizist habe bemerkt, dass der Fahrer versuchte, eine Waffe zu ziehen. Daraufhin habe er ihn erschossen.

Die Nachrichtenseite ynet berichtete, der Täter sei ein israelischer Araber. Im Stadtzentrum waren nach dem Vorfall Sirenen von Krankenwagen zu hören. Das italienische Außenministerium schrieb bei Twitter: "Entsetzen und tiefe Bestürzung über den feigen Anschlag in Tel Aviv."

In einer Mitteilung der Regierung nur wenige Minuten nach den Vorfällen hieß es, Ministerpräsident Benjamin Netanjahu habe die Reserve der Grenzpolizei mobilisiert und das Militär angewiesen, zusätzliche Kräfte bereit zu stellen. Dabei seien, "alle Reserveeinheiten der Grenzpolizei" zu mobilisieren. Die Polizei in Tel Aviv sprach von einem" Terroranschlag auf Zivilisten".

USA verurteilen Attacken auf Zivilisten

Die USA verurteilten die Attacken "auf unschuldige Zivilisten". Das Außenministerium in Washington hob Israels Recht auf Selbstverteidigung hervor. "Die Vereinigten Staaten stehen an der Seite der israelischen Regierung und des israelischen Volkes", erklärte Ministeriumssprecher Vedant Patel.

Raketen aus dem Libanon

Israel hatte in der Nacht auf Freitag Ziele im Libanon und im Gazastreifen angegriffen. Die israelische Armee gab am Freitagmorgen bekannt, dass sie Angriffe im Libanon ausführe. Zuvor hatte sie bereits Luftangriffe auf den Gazastreifen gemeldet.

Am Donnerstag waren dutzende Raketen aus dem Libanon in Richtung Israel abgefeuert worden. Regierungschef Netanjahu kündigte daraufhin Vergeltung an. Die im Südlibanon stationierte UN-Friedensmission Unifil rief beide Seiten zur Deeskalation auf.

Explosionen im Südlibanon und Gazastreifen

In der südlibanesischen Region Tyros waren am frühen Freitagmorgen mindestens drei Explosionen zu hören, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Die Angriffe ereigneten sich demnach in der Nähe eines palästinensischen Flüchtlingslagers, eine Rakete schlug in das Haus eines Bauern ein.

Ein pro-iranischer Sender berichtete, dass drei Gebiete im Südlibanon getroffen wurden. Die Explosionen am Freitagmorgen lösten laut einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa bei den Anwohnern Panik aus. Informationen über mögliche Opfer gibt es bislang nicht.

Menschen in Jerusalem
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Karfreitag in Jerusalem

Offenbar Waffenfabriken und Angriffstunnel als Ziel

Israels Armee wolle "der Terrororganisation Hamas nicht erlauben, vom Libanon aus zu operieren", erklärte das Militär. Der libanesische Staat trage die Verantwortung für jeglichen Beschuss, der von seinem Gebiet ausgehe.

Zuvor hatten AFP-Journalisten von mindestens drei Explosionen im Gazastreifen berichtet. Nach palästinensischen Angaben wurden dort mehrere Ausbildungsstätten der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas getroffen. Laut Angaben der Armee bombardierten israelische Kampfjets unter anderem Waffenfabriken sowie Angriffstunnel der islamistischen Hamas.

Im Laufe des Freitags schien sich die Lage an den Grenzen Israels zum Libanon und zum Gazastreifen zumindest ein Stück weit zu beruhigen. Ägypten, das bereits in der Vergangenheit erfolgreich zwischen beiden Seiten vermittelt hatte, bemühte sich um eine Deeskalation, wie aus Kreisen der palästinensischen Autonomiebehörde verlautete.

Im Westjordanland attackierte jedoch am Freitag ein Palästinenser ein Auto mit drei Frauen. Zwei 16 und 20 Jahre alten Schwestern mit israelischer und britischer Staatsangehörigkeit wurden bei dem Angriff getötet, ihre Mutter wurde schwer verletzt.

Im Video: Zwei Frauen im Westjordanland getötet

Zwei Frauen im Westjordanland getötet
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Zwei Frauen im Westjordanland getötet

Disclaimer: Wir haben im Artikel in einer Zwischenüberschrift die Anführungszeichen beim Wort "Zivilisten" entfernt, da es sich bei den Opfern in Tel Aviv laut übereinstimmender Agenturmeldungen um Touristen handelte.

Heftigste Eskalation an der Grenze seit 2006

Am Donnerstagnachmittag waren dutzende Raketen aus dem Libanon in Richtung Israel abgefeuert worden - die heftigste Eskalation an der Grenze seit der Konfrontation zwischen der radikalislamischen Hisbollah-Miliz und Israel im Libanonkrieg im Jahr 2006. Die Nachrichtenagentur dpa meldete mindestens 36 Raketen aus dem Libanon, AFP berichtete von 34 Raketen.

Netanjahu kündigte daraufhin Vergeltung an. "Wir werden unsere Feinde schlagen und sie werden den Preis für jeden Akt der Aggression zahlen", sagte er nach einer Sicherheitssitzung, auf der nach Angaben des Präsidialamts "eine Reihe von Entscheidungen" auf Empfehlung der israelischen Streitkräfte getroffen worden waren. "Israels Verteidigungsministerium ist auf jede Bedrohung vorbereitet, egal an welcher Front", sagte Verteidigungsminister Joav Gallant.

Der Libanon ist seit Monaten ohne Präsident und die geschäftsführende Regierung nur eingeschränkt handlungsfähig. Das Land leidet zudem unter einer schweren Wirtschaftskrise. "Der Libanon lehnt jede militärische Eskalation, die von seinem Land ausgeht, sowie die Nutzung libanesischen Territoriums zur Durchführung von Operationen, die die bestehende Stabilität gefährden kann, vehement ab", betonte der geschäftsführende Ministerpräsident Nadschib Mikati.

Wiederholte Zusammenstöße am Tempelberg

Der jüngsten Eskalation vorausgegangen waren Zusammenstöße der israelischen Polizei mit Palästinensern auf dem Tempelberg (Al-Haram al-Scharif) in Jerusalem. Der Tempelberg steht unter muslimischer Verwaltung, während Israel für die Sicherheit zuständig ist. Weil dieser Tage Ramadan, das jüdische Pessach-Fest sowie Ostern gleichzeitig stattfinden, zieht es deutlich mehr Gläubige als sonst in die Jerusalemer Altstadt. Auch am Freitag kam es wieder zu Zusammenstößen zwischen der israelischen Polizei und muslimischen Gläubigen.

Befeuert wurde der jüngste Konflikt zudem von einem Raketenbeschuss während des jüdischen Pessachfests, bei dem mindestens ein Mensch verletzt wurde. Israel beschuldigt palästinensische Aktivisten, dahinter zu stecken. "Wir wissen mit Sicherheit, dass es sich um palästinensische Angriffe handelt", sagte Armeesprecher Richard Hecht. "Es könnte die Hamas sein, es könnte der Islamische Dschihad sein, wir versuchen, das herauszufinden - aber es war nicht die Hisbollah."

UNO ruft zur friedlichen Beilegung des Konflikts auf

Die UN-Friedensmission Unifil im Südlibanon an der Grenze zu Israel erklärte am Freitag, der Libanon und Israel "wollen keinen Krieg" und rief "alle Parteien dazu auf, sämtliche Aktionen" auf beiden Seiten der Grenze einzustellen.

Die Mission mit derzeit rund 10.000 Blauhelmsoldaten ist bereits seit mehr als 40 Jahren im Einsatz. Anlass für deren Gründung war eine siebentägige Militäroffensive Israels gegen palästinensische Kämpfer im Südlibanon im März 1978.

Mit Informationen von AFP, AP und dpa

Im Video: BR-Korrespondent Christian Limpert berichtet von den Konflikten in Israel.

BR-Korrespondent Christian Limpert berichtet von den Konflikten in Israel.
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BR-Korrespondent Christian Limpert berichtet von den Konflikten in Israel.

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