Viele Verbündete Israels, darunter auch die USA, fordern eine Feuerpause im Krieg gegen die Hamas, um humanitäre Hilfe leisten zu können. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat das bislang kategorisch abgelehnt. Im US-Fernsehsender ABC schloss Netanjahu am Montagabend erneut eine längere Feuerpause im Gazastreifen aus.
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Netanjahu schließt generelle Feuerpause weiter aus
"Ohne die Freilassung der Geiseln wird es keine allgemeine Feuerpause im Gazastreifen geben", sagte Netanjahu. Eine allgemeine Waffenruhe würde nach Einschätzung von Netanjahu den Kriegszielen Israels entgegenstehen. "Das würde unsere Bemühungen behindern, unsere Geiseln zu befreien, denn das Einzige, was diese Kriminellen der Hamas verstehen, ist der militärische Druck, den wir ausüben", sagte er im ABC-Interview.
Zuvor hatte US-Präsident Joe Biden in einem Telefonat mit dem israelischen Regierungschef die Notwendigkeit humanitärer Pausen hervorgehoben, wie das Weiße Haus mitteilte. Eine Vereinbarung mit Netanjahu sei aber nicht erzielt worden.
"Taktische Pausen" hingegen möglich
Für "kleine Pausen" im Krieg gegen die Hamas hingegen ist Israel nach den Worten von Netanjahu offen. "Was taktische Pausen angeht – eine Stunde hier, eine Stunde dort – können wir die Umstände prüfen, um humanitäre Güter hineinzubringen und einzelne Geiseln herauszubringen", so der Ministerpräsident Israels.
Die radikalislamische Hamas hat bei ihrem terroristischen Großangriff auf Israel am 7. Oktober etwa 240 Geiseln ins Küstengebiet verschleppt.
Israel will nach Krieg Kontrolle im Gazastreifen übernehmen
Netanjahu sagte in dem ABC-Interview auch, dass Israel nach dem Krieg gegen die Hamas die Kontrolle im Gazastreifen übernehmen wolle. "Israel wird für unbestimmte Zeit die gesamte Verantwortung für die Sicherheit übernehmen", sagte Netanjahu. Andernfalls würde es zu einem "Ausbruch des Terrors der Hamas" in einem unvorstellbaren Ausmaß kommen. "Wir haben gesehen, was passiert, wenn wir sie (die Verantwortung) nicht haben", betonte er.
Israels Armee hatte sich 2005 aus dem Gazastreifen zurückgezogen und mehr als 20 israelische Siedlungen geräumt. Zwei Jahre später hatte die islamistische Hamas gewaltsam die alleinige Kontrolle des Küstenstreifens an sich gerissen. Seit der Räumung ist es israelischen Staatsbürgern strikt verboten, in den Gazastreifen einzureisen. Alle Zugänge zum Gaza-Streifen, auf dem Land-, Luft- und Seeweg kontrollierten seitdem Israel und – im Süden des Gaza-Streifens – Ägypten.
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Israelischer Feldzug als Reaktion auf Hamas-Angriff
Nach israelischen Angaben wurden bei dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober etwa 1.400 Menschen getötet, die meisten davon Zivilisten. Als Reaktion auf den Angriff startete Israel Luftangriffe auf den dicht besiedelten Gazastreifen und leitete eine Bodenoffensive ein. Eigenen Angaben zufolge hat das israelische Militär Gaza-Stadt mittlerweile eingekesselt.
Nach unabhängig nicht überprüfbaren Angaben des von der Hamas geleiteten Gesundheitsministeriums in der palästinensischen Exklave wurden bei dem Feldzug Israels inzwischen mehr als 10.000 Menschen getötet. Darunter sollen mehr als 4.000 Kinder sein.
Mit Informationen von dpa, AP, AFP, Reuters
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