Die israelische Regierung hat die Vereinbarung mit der Hamas über eine Waffenruhe und die Freilassung weiterer israelischer Geiseln gebilligt. Das teilte das Büro von Ministerpräsident Netanjahu in der Nacht mit. Demnach soll das Abkommen am Sonntag in Kraft treten und zunächst für 42 Tage gelten. In dieser Zeit sollen 33 der insgesamt 98 Geiseln, die noch in der Gewalt der Hamas sind, freikommen – die ersten schon an Tag eins. Im Gegenzug werden israelischen Angaben zufolge Hunderte palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen. Geplant ist zudem, das während der Waffenruhe pro Tag Hunderte Lkw mit Hilfsgütern in den Gazastreifen gelangen.
Sicherheitskabinett hatte schon zugestimmt
Zuvor hatte das israelische Sicherheitskabinett bereits grünes Licht für das Abkommen gegeben. "Nach Prüfung aller politischen, sicherheitspolitischen und humanitären Aspekte und unter Berücksichtigung, dass das vorgeschlagene Abkommen zum Erreichen der Kriegsziele beiträgt, hat (das Sicherheitskabinett) empfohlen, dass die Regierung dem vorgeschlagenen Rahmen zustimmt", erklärte das Büro von Netanjahu.
Die Einigung auf das Abkommen zwischen Israel und der Hamas nach 15 Monaten Krieg war am Mittwochabend verkündet worden. Die Vereinbarung sieht vor, dass ab Sonntag die Freilassungen von israelischen Geiseln und eine Waffenruhe im Gazastreifen beginnt.
In einer ersten Phase sollen während einer sechswöchigen Waffenruhe insgesamt 33 Geiseln freikommen. Im Gegenzug sollen hunderte palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freigelassen werden.
Scholz will Palästinenser weiter unterstützen
Mit der Entscheidung des Sicherheitskabinetts war trotz des Widerstands einiger rechtsextremer Politiker gerechnet worden. Einzig der rechtsextreme Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir und Finanzminister Bezalel Smotrich stimmten dagegen, wie die israelische Nachrichtenseite "ynet" berichtete.
Politik und Hilfswerke sehen im geplanten Abkommen zwischen Israel und der Hamas eine Chance für die Menschen im Gaza-Streifen. Jetzt sei die Gelegenheit für substanzielle Verbesserung, damit das "furchtbare Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung" gelindert werde, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Freitag in Berlin. "Ärzte ohne Grenzen" sieht in der vereinbarten Waffenruhe eine lebensnotwendige Atempause für die Menschen. Die Vereinten Nationen forderten derweil den ungehinderten Zugang von Hilfsorganisationen zu den Bedürftigen.
"Die Palästinenserinnen und Palästinenser brauchen dringend eine bessere Versorgung mit Lebensmitteln und medizinischer Hilfe", sagte Scholz. Die Bundesregierung sei bereit, dabei weiter zu unterstützen.
Gaza-Krieg: Der 7. Oktober 2023 und die Folgen
Der Krieg im Gazastreifen war durch den Großangriff der Hamas und mit ihr verbündeter Gruppen auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden. Dabei wurden israelischen Angaben zufolge 1.210 Menschen getötet, 251 Geiseln wurden in den Gazastreifen verschleppt. 94 der Geiseln sollen sich nach wie vor dort befinden, 34 von ihnen sind laut der israelischen Armee bereits tot. Unter den noch festgehaltenen Geiseln befindet sich auch eine niedrige zweistellige Zahl von Menschen mit Deutschland-Bezug, hieß es aus dem Auswärtigen Amt.
Israel ging seit dem Hamas-Überfall massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bislang mehr als 46.780 Menschen getötet. Hilfsorganisationen gehen davon aus, dass ein Drittel der Opfer Kinder sind, also über 15.000.
Mit Informationen von epd, AFP und dpa.
Im Audio: Regierungskabinett stimmt über Waffenruhe ab
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