Vor einer Anhörung im Fall Julian Assange hat Amnesty International erneut die Freilassung des inhaftierten Wikileaks-Gründers gefordert. Die US-Justiz müsse ihre Vorwürfe gegen den Australier fallenlassen und die britischen Behörden müssten ihn umgehend aus der Haft entlassen, teilte die Menschenrechtsorganisation mit.
Am Mittwoch soll in London das Berufungsverfahren um Assanges Auslieferung an die USA beginnen. Die US-Justiz will den 50-jährigen Assange wegen Spionagevorwürfen den Prozess machen. Ihm drohen in den USA bis zu 175 Jahre Haft. Eine Richterin in London hatte das Auslieferungsbegehren im Januar mit Hinblick auf Assanges angegriffene psychische Gesundheit und die zu erwartenden Haftbedingungen in den USA abgelehnt.
US-Geheimdienst soll Assange-Tötung geplant haben
Amnesty International verwies auf Berichte, die nahelegen, dass die USA geplant haben sollen, Assange zu entführen oder zu töten, als er sich in der ecuadorianischen Botschaft in London aufhielt. "Damit werden die diplomatischen Zusicherungen der US-Behörden, wonach Assange in den USA eine gute Behandlung erwartet, noch weniger glaubhaft", hieß es. Noch immer sei niemand für US-Kriegsverbrechen in Afghanistan oder dem Irak zur Verantwortung gezogen worden, sagte Amnesty-Generalsekretärin Agnès Callamard. Doch demjenigen, der diese Verbrechen aufgedeckt habe, drohe ein Leben hinter Gittern.
Wegen der Berichte über mögliche Anschlagspläne der US-Geheimdienste auf Assange hoffen Unterstützer des Wikileaks-Gründers auf eine Kehrtwende in dem Verfahren um eine mögliche Auslieferung. "Das ist ein Wendepunkt", sagte Stella Moris, die Verlobte von Assange, am Montag in London. "Es zeigt die wahre Natur und die Kriminalität des Vorgehens der USA gegen Julian."
Was Assange vorgeworfen wird
Assange sitzt seit mehr als zwei Jahren im Belmarsh-Gefängnis im Süden Londons. Er war im April 2019 in Großbritannien verhaftet worden, nachdem er sich zuvor sieben Jahre lang in der ecuadorianischen Botschaft in London verschanzt hatte.
Vorgeworfen wird ihm, mit der Whistleblowerin Chelsea Manning geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan gestohlen und veröffentlicht zu haben. Er habe damit US-Informanten in Gefahr gebracht. Seine Unterstützer sehen in ihm einen investigativen Journalisten, der Kriegsverbrechen ans Licht brachte. Die Dokumente enthielten brisante Informationen über die US-Einsätze in dem Land, unter anderem über die Tötung von Zivilisten und die Misshandlung von Gefangenen.
Reporter ohne Grenzen: "Das muss aufhören"
Auch die Organisation Reporter ohne Grenzen forderte US-Präsident Joe Biden auf, das Verfahren gegen Assange zu stoppen. Die USA wollten sich auf der Weltbühne wieder für Menschenrechte einsetzen, sagte die Londoner Vertreterin der Organisation, Rebecca Vincent, in London. "Aber dies wird immer ein großer Stachel im Fleisch bleiben. Das muss aufhören."
(mit Informationen von dpa und AFP)
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