Kanada werde eine "zeitlich begrenzte und widerrufbare Erlaubnis" an Siemens Canada erteilen, die gewartete russische Turbine für Nord Stream 1 nach Deutschland zu liefern. Das hat der zuständige Minister Jonathan Wilkinson bekanntgegeben. Seine Befürchtung: Erhält Deutschland nicht die nötige Gasversorgung, könnte die Wirtschaft leiden und Wohnungen könnten nicht mehr geheizt werden.
Moskau nannte Turbinen als Grund für gedrosselte Lieferungen
Hintergrund ist, dass der russische Energiekonzern Gazprom Mitte Juni seine Lieferungen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 nach Deutschland drastisch reduziert hat. Als Begründung hieß es, dass Gasverdichter repariert werden müssten – was aber in Kanada geschehe. Der zuständige Energietechnikkonzern Siemens Energy hatte darauf verwiesen, dass er wegen der für Russland geltenden Sanktionen die Gasturbinen nicht mehr zurück liefern kann.
Ausnahme von Sanktionen
Nun ist offenbar eine Lösung gefunden: Die Turbinen sollen nicht nach Russland geliefert werden, sondern stattdessen nach Deutschland. Wilkinson verwies darauf, dass das zwar eine Ausnahme von den Sanktionen sei – aber, so Wilkinson weiter, man könne nicht zulassen, dass der russische Präsident Wladimir Putin versuche, die Alliierten gegen seinen Angriffskrieg zu spalten.
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Habeck hatte Gazprom politische Beweggründe vorgeworfen
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte angezweifelt, dass die Gaslieferungen durch Nord Stream 1 tatsächlich wegen der ausstehenden Reparaturen gedrosselt worden sind. Er warf Gazprom politische Beweggründe vor und nannte das Vorgehe "technisch nicht begründbar". Am Samstag hatte der Kreml angekündigt, die Energielieferungen wieder hochzufahren, falls die reparierte Turbine geliefert werden soll.
Jährliche Wartungsarbeiten beginnen
Ab Montag wird der Gasfluss durch Nord Stream 1 aber sowieso erst einmal bis zum 21. Juli gestoppt. Grund sind jährliche Wartungsarbeiten – allerdings hatte Habeck bereits die Befürchtung geäußert, dass Russland danach gar kein Gas mehr liefern könnte.
Bundesregierung begrüßt Freigabe von Turbinen
"Wir begrüßen die Entscheidung unserer kanadischen Freunde und Verbündeten", teilte ein Sprecher der Bundesregierung mit. Auch aus dem Wirtschaftsministerium hieß es, der Austausch mit der kanadischen Regierung sei gut und konstruktiv gewesen.
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