Die Anzeichen für eine baldige Freilassung der von Hamas-Terroristen in den Gazastreifen verschleppten Geiseln mehren sich. Bei der Vermittlung nimmt Katar eine Schlüsselrolle ein und will "innerhalb weniger Stunden" Details der laufenden Gespräche bekannt geben.
Die Regierung des Golfemirats hatte schon am Sonntag erklärt, bei den Verhandlungen seien nur noch "geringfügige" Hindernisse zu überwinden. Am Montag erklärte US-Präsident Joe Biden, er glaube, dass eine Einigung zu einer Freilassung der bei den Angriffen der Hamas am 7. Oktober auf Israel verschleppten Geiseln in greifbare Nähe gerückt sei.
Netanjahu sieht "Fortschritte"
Heute nun kamen auch von den Konfliktparteien selbst positive Signale. Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte beim Besuch eines Militärstützpunkts im Norden des Landes, es gäbe "Fortschritte" in dem Bemühen, die Geiseln nach Hause zu bringen. Er hoffe, dass es bald "gute Nachrichten" geben werde, halte es jedoch nicht für sinnvoll, "zu viel zu sagen".
Netanjahu steht innenpolitisch unter Druck. Das erste Treffen des Kriegskabinetts mit Angehörigen der seit dem 7. Oktober Vermissten verlief in angespannter Atmosphäre. Zunächst war einigen der betroffenen Familien der Zutritt zu dem Treffen verwehrt und dies laut Medienberichten mit Platzmangel begründet worden. Später äußerten einige Familienvertreter Unmut die ihrer Meinung nach widersprüchlichen Aussagen der Regierung über die Ziele des Krieges. Für Unverständnis der Familien sorgte demnach die mangelnde Priorisierung der Geiselbefreiung vor dem zweiten Kriegsziel der Zerstörung der Hamas.
Hamas-Chef: Freilassung gegen Waffenruhe
Hamas-Chef Ismail Hanijeh ließ sich mit der Aussage vernehmen, ein Abkommen für eine Waffenruhe mit Israel sei in Sicht. Wie anonyme Quellen der Hamas und des Islamischen Dschihad – einer militanten Palästinensergruppe, die ebenfalls an den Angriffen vom 7. Oktober beteiligt war – gegenüber der Nachrichtenagentur AFP angaben, sieht ein vorläufiges Abkommen auch die Freilassung von einigen der Geiseln vor.
Bei den Gesprächen geht es um einen vorübergehenden Waffenstillstand, die Einfuhr von Hilfsgütern nach Gaza sowie einen Austausch von entführten israelischen Frauen und Kindern gegen palästinensische Frauen und Kinder in israelischen Gefängnissen.
Ausreise der letzten Ausländer aus Gazastreifen rückt näher
Auch in einem anderen Punkt der Verhandlungen gibt es Fortschritte: Rund 220 Deutsche sollen nach palästinensischen Angaben am Dienstag aus dem umkämpften Gazastreifen ausreisen können. Dies bestätigte der palästinensische Sprecher am Grenzübergang Rafah nach Ägypten. Auf einer entsprechenden Liste waren unter der Rubrik Deutschland insgesamt 224 Namen gelistet, zahlreiche mit dem Vermerk Doppelstaatsbürger. Insgesamt sollten demnach rund 370 Menschen ausreisen können, darunter Schweden, Australier, Portugiesen und Franzosen.
Laut den Angaben des ägyptischen Pressezentrums in Kairo vom Montag müssten bald alle ausländischen Staatsangehörigen den Gazastreifen verlassen haben, die ausreisen wollten. Das seien insgesamt etwa 7.000 Menschen aus 60 Ländern, teilte das ägyptische Außenministerium Anfang des Monats mit. Dabei blieb allerdings unklar, ob es sich nur um Ausländer handelt oder auch um Palästinenser mit zweitem Pass. Unklar ist auch, wie viele von ihnen sich im Gazastreifen aufhalten, ohne ausreisen zu wollen.
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