Kurz vor dem sogenannten Fernwärmegipfel im Bundeswirtschaftsministerium haben Vertreter der Städte und der kommunalen Unternehmen flexiblere Zeitpläne und Energie-Quoten für Wärmenetze gefordert. Die Städte wollten bestehende Netze "ausbauen und neue Wärmenetze errichten", sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, Helmut Dedy, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Dafür müssten aber der rechtliche Rahmen stimmen und Fristen realistisch sein, mit denen die Menschen und die Städte planen können.
In Bayern ist Fernwärmeausbau unterschiedlich weit
In Bayern etwa ist der aktuelle Stand beim Fernwärmeausbau sehr heterogen: Im Rahmen einer kürzlich durchgeführten BR-Anfrage wurden die kommunalen Energieversorger der elf größten bayerischen Städte befragt: München, Nürnberg, Augsburg, Regensburg, Ingolstadt, Fürth, Würzburg, Erlangen, Bamberg, Bayreuth und Landshut. In Augsburg, Würzburg, Erlangen, Nürnberg und München ist die Fernwärme bereits etabliert und deckt etwa 20 bis 33 Prozent des Wärmemarktes ab. In anderen großen Städten Bayerns wie Fürth oder Bayreuth ist der Anteil von Nah- oder Fernwärme deutlich geringer und liegt zwischen weniger als 10 Prozent und 0,5 Prozent.
In den kommenden Jahren wird dieser Anteil ausgebaut. Einen 100-prozentigen Fernwärmeanteil hält man jedoch für keine der Kommunen für realistisch.
Dedy: Anteile sind nicht realisierbar
Die Kritiker finden: Die geplanten Quoten sind für viele Kommunen nicht umsetzbar. "Wir sehen, dass die Zeit drängt", sagte Dedy. Der Entwurf für das neue Gebäudeenergiegesetz sehe "aber bisher ein zu enges Korsett" vor. "Die jetzt vorgesehene Pflicht, bereits 2030 einen Anteil von 50 Prozent und 2035 einen Anteil von 65 Prozent erneuerbaren Energien im Wärmenetz sicherzustellen, ist in der Fläche nicht realisierbar", so Dedy.
Wenn Netzbetreiber das garantieren sollten, bedeute das ein hohes wirtschaftliches Risiko. "Das hemmt am Ende Investitionen der Netzbetreiber und Stadtwerke und bremst den Ausbau."
Ähnlich äußerte sich der Hauptgeschäftsführer des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU), Ingbert Liebing. "Die geplante starre Vorgabe, bis 2030 einen Anteil von 50 Prozent erneuerbarer Energie in den Wärmenetzen zu erreichen, könnte die Pläne vieler Stadtwerke durchkreuzen", sagte er den Funke-Zeitungen. "Alles das, was beispielsweise 2026 als 'neues' Fernwärmenetz gebaut wird, muss jetzt bereits fertig durchgeplant sein." Projekte zur erneuerbaren Wärmeerzeugung könnten durchaus bis zu zehn Jahre dauern.
Fernwärme soll die Wärmeversorgung umweltverträglicher machen
Fernwärme soll nach dem Willen der Bundesregierung eine wichtige Rolle spielen bei der Dekarbonisierung der Wärmeversorgung. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) haben für Montag Branchenvertreter zu einem Spitzentreffen zum Thema Fernwärme geladen. Bislang sind nur rund 30 Prozent der erzeugten Wärme klimaneutral.
Reform der kommunalen Wärmeplanung angedacht
Die Bundesregierung plant zum einen eine Reform des Gebäudeenergiegesetzes - das sogenannte Heizungsgesetz - sowie eine Reform der kommunalen Wärmeplanung. Laut Gesetzentwurf sollen Länder und Kommunen in den kommenden Jahren konkrete Pläne vorlegen, wie sie ihre Heizinfrastruktur umbauen wollen. Dies soll Bürgern eine Orientierung geben, indem sie erfahren, ob ihr Haus bald an ein Wärmenetz angeschlossen wird - oder sie ihre Heizung absehbar auf eine Wärmepumpe oder andere Optionen umrüsten sollten.
Bei der Fernwärme wird zum Beispiel in einem Heizkraftwerk heißes Wasser erzeugt, das dann über meist unterirdische Leitungen in einem Viertel oder einer Stadt verteilt wird. Die angeschlossenen Gebäude brauchen keine eigenen Heizkessel mehr.
Mit Informationen von AFP und dpa
Im Video: Fernwärme in Bayerns Städten
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