2.500 der rund 2.900 Apotheken im Freistaat beteiligen sich am kommenden Mittwoch am bundesweiten Protesttag - und bleiben deshalb geschlossen. Das teilte der Bayerische Apothekerverband (BAV) mit. "Mit dem Protesttag wollen wir zeigen, welche Bedeutung Apotheken für die ortsnahe Arzneimittelversorgung haben", sagt der Vorsitzende des Verbandes, Hans-Peter Hubmann.
Apotheker beklagen Bürokratie
Und so geht es bei dem Protest zum einen ums Geld: Die Vergütung pro rezeptpflichtigem Arzneimittel sei seit zehn Jahren nicht mehr angepasst worden, während aber gleichzeitig die Kosten gestiegen seien, betont Hubmann. Dabei seien Personal-, Betriebs- und Lebenshaltungskosten stark gestiegen.
Zum anderen geht es aber auch um die Flexibilität: "Überbordende Bürokratie macht die Arbeit zunehmend schwerer", betont der Apotheker-Chef. In den vergangenen Jahren habe sich die Lage immer weiter verschlechtert.
Immer weniger Apotheken vor Ort
In der Folge und aufgrund politischer Versäumnisse habe sich das Netz an Apotheken ausgedünnt. Laut Landesapothekerkammer sinkt die Zahl der Apotheken in Bayern seit 2010. Demnach gab es in den Jahren zuvor stets etwa 3.400 Apotheken; 2022 waren es noch 2.882.
Angesichts der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen würden sich immer weniger Apothekerinnen und Apotheker mit einer Apotheke selbstständig machen, heißt es vom BAV. Und wer es tue, dem mache die Konkurrenz durch Versandapotheken zu schaffen. Die Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekenverbände, Gabriele Overwiening, warnte deshalb: "Die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln könnte gefährdet sein, wenn die Apothekenzahl weiter ungebremst sinkt."
Lauterbach will auch bei Apotheken sparen
Der BAV wirft der Politik eine verfehlte Sparpolitik vor. "Das sehen wir tagtäglich an den Arzneimittellieferengpässen", kritisiert Verbands-Chef Hubmann. Die Apotheker fordern deshalb bundesweit in einem Zehn-Punkte-Plan unter anderem höhere Vergütungen sowie mehr Handlungsfreiheit bei Lieferengpässen. Außerdem möchten sie eine Rechtsgrundlage, damit Apotheken zusammen mit Vertragsärztinnen und -ärzten ein gemeinsames Medikationsmanagement anbieten können.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat in die Sparmaßnahmen, mit denen er den Anstieg der Kassenbeiträge eindämmen will, auch die Apotheken mit einbezogen. Forderungen der Apothekerverbände nach mehr Honorar hat er nun zurückgewiesen. "Die gesetzlichen Krankenkassen klagen über Finanzprobleme, der Finanzminister kürzt die Mittel. Unter diesen Umständen ist für höhere Honorare der Apotheker im Moment kein Raum", sagte der SPD-Politiker der "Bild am Sonntag".
Gesundheitsminister Holetschek für bessere Rahmenbedingungen
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) äußerte grundsätzlich Verständnis für die Forderungen der Apothekerschaft. "Apotheken sind mehr als nur Läden für Arzneimittel - und dafür müssen bessere Rahmenbedingungen geschaffen werden", sagte er.
Sein Ministerium unterstütze die Apotheker, soweit es im Zuständigkeitsbereich des Freistaates möglich sei. Bayern finanziere mit 700.000 Euro eine Studie zur Apothekenversorgung und unterstütze den BAV finanziell bei einer Kampagne zur Nachwuchsgewinnung.
So finden Sie die diensthabende Notdienst-Apotheken
Der Bayerische Apothekerverband bittet Patientinnen und Patienten, planbare Arzneimittel bereits am Montag oder Dienstag zu besorgen oder bis Donnerstag zu warten.
Wer dennoch akut Medikamente benötigt, kann sich - wie sonst etwa in Randzeiten auch - an die jeweilige Notdienst-Apotheke wenden. Welche das ist, hängt an den einzelnen Apotheken aus. Man kann sie sich aber auch per Mobiltelefon über die Notdienstnummer 22 8 33 ansagen lassen oder erfahren, wenn man eine SMS mit der fünfstelligen Postleitzahl an diese Nummer schickt (69 Cent pro Minute/SMS). Außerdem gibt es Informationen zur nächstgelegenen Notdienstapotheke unter der kostenlosen Festnetznummer 0800 00 22 833.
Mit Informationen von dpa
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