Horst Seehofer
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Lauterbach zu Seehofer-Abschied: Urgestein mit viel Mut

Lauterbach zu Seehofer-Abschied: Urgestein mit viel Mut

Horst Seehofer steht kurz vor dem Ruhestand. Im BR-Politikmagazin Kontrovers blickt er mit seinem langjährigen Freund Karl Lauterbach zurück. Erstmalig spricht auch Seehofers Sohn über ein Familienleben gezeichnet von der Politik.

Über dieses Thema berichtet: Kontrovers am .

Bekannt ist Horst Seehofer für seine Scherze, aber auch für seine Streitbarkeit, auch außerhalb der eigenen Fraktion. Einer der Punkte, die sein Freund Karl Lauterbach an ihm schätzt. Mit ihm und seinem Sohn Andreas blickt Horst Seehofer auf sein politisches Leben zurück.

Seehofer: Lauterbach ist angenehmer Zeitgenosse

Zwischen dem SPD-Politiker Karl Lauterbach und dem CSU-Politiker Horst Seehofer hat sich über Jahre eine echte Freundschaft entwickelt, von der nur die wenigsten wissen. "Er ist ein außerordentlich angenehmer Zeitgenosse, auch wenn er in der SPD ist", so Seehofer über Lauterbach. Karl Lauterbach schätzt an Seehofer seinen Mut, immer ins Risiko zu gehen: "Seehofer ist jemand, der viele Tore macht, aber auch Tore kassiert." Davon gebe es in der Politik immer weniger, stellt Lauterbach fest.

Streitigkeiten mit Merkel

Seehofers Streitbarkeit zeigt sich auch in Kämpfen mit Angela Merkel, wie etwa wegen ihrer Flüchtlingspolitik. Auf dem CSU Parteitag 2015 hält Horst Seehofer der Kanzlerin eine zwölfminütige Standpauke. Sein Kampf gegen ihre Migrationspolitik hält über mehrere Jahre die Republik in Atem. Doch auch als Zehntausende schließlich unter dem Motto "Ausgehetzt" gegen Horst Seehofer protestieren, lässt er nicht locker.

Seehofer als Papa ante portas?

Seit einem Jahr lebt auch Horst Seehofers Sohn Andreas in Berlin. Der kommt auch gern mal mit zwei Pizzen im Bundesinnenministerium vorbei. Denn hier im Ministerium übernachtet Horst Seehofer, nicht in einem Berliner Apartment. Den Ruhestand seines Vaters kann sich Andreas Seehofer nur schwer vorstellen: "Solange wir Kinder ihn kennen, hat er Vollzeit gearbeitet, ein unglaubliches Programm abgerissen." Doch Horst Seehofer gibt sich angesichts seines bevorstehenden Ruhestandes nicht wehmütig: "Ich habe das so lange gemacht. Ich bin stolz darauf." Und seinem Sohn Andreas hat er zugesagt, dass er nie derjenige werden will, der aus dem Hintergrund Ratschläge gibt.

Kein Familienurlaub

Schon als Horst Seehofer noch in der Kohl-Regierung Bundesgesundheitsminister ist, muss die Familie einsehen, dass gemeinsame Familienurlaube nicht mehr möglich sind. Andreas Seehofer erinnert sich an einen Skiurlaub, in dem ein Arzt die Fehler der Regierung mit Horst Seehofer durchdiskutieren will: "Und das hat er sich gleich zwei Stunden angetan. Da ist die Entscheidung gefallen, dass er lieber daheim Urlaub macht."

Rückzugsort nach Niederlagen

Wenn er eine Niederlage erleidet, zieht sich Horst Seehofer zurück. Beispiel 2004: Damals forderte die Union, dass jeder – arm oder reich – die gleichen Gesundheitsbeiträge bezahlen soll. Seehofer, das Arbeiterkind, tobt und legt aus Protest das Amt des Vize-Fraktionsvorsitzenden nieder. Er zieht sich in das Kloster Plankstetten nahe Ingolstadt zurück.

Comeback-Pläne im Kloster

Das Kloster Plankstetten bezeichnet Horst Seehofer als das Paradies auf Erden: "Klingt jetzt bissl pathetisch, aber da bin ich immer ein anderer Mensch.“ Und dort in der Klosterzelle schmiedet er damals auch Comeback-Pläne. Tatsächlich wird er kurz drauf im Jahr 2005 Bundeslandwirtschaftsminister, ausgerechnet im ersten Kabinett von Angela Merkel.

Ein Quertreiber als bayerischer Ministerpräsident?

Als 2007 die Ära Stoiber zu Ende geht, bewirbt sich Horst Seehofer um die Nachfolge als Parteichef. Doch weil eine Affäre inklusive außerehelichem Kind bekannt wird, wird daraus erst einmal nichts. Als die CSU in der folgenden Landtagswahl krachend verliert, schlägt die Stunde dann doch für Seehofer als Parteichef und Ministerpräsident. Doch er bleibt Außenseiter. Die Zusammenarbeit mit der CSU-Landtagsfraktion beschreibt er als schwierig: "Das gängige Argument war: 'Jetzt kommst du und willst das, was wir der Bevölkerung als richtig erklärt haben, verändern.'"

Seehofer, der Populist?

Populismus wird Horst Seehofer immer wieder vorgeworfen, weil er bei der Bevölkerung unbeliebte Projekte kurzerhand abschafft, wie etwa den Donauausbau oder die Studiengebühren. Die Taktik scheint aber lange Zeit erfolgreich, bis er im Machtkampf mit Markus Söder 2018 das Amt des Ministerpräsidenten und 2019 den Parteivorsitz abgeben muss. Für Seehofer ist klar, dass er "die ganz große Macht" damit verloren hat.

Lauterbach: Asyl für Seehofer in der SPD

Auch sein Freund Karl Lauterbach beobachtet an Seehofer, dass er "Positionen, die dem Volk gut gefallen, aber nur grenzwertig gut abgesichert sind", oft übernimmt. Da gehe Seehofer bis an die Schmerzgrenze des Populismus. Nicht ganz ernst gemeint fügt er hinzu, dass er Seehofer Asyl in der SPD anbieten würde: "Er müsste natürlich ein paar Positionen noch ein bisschen abschleifen. Aber lernfähig ist er ja."

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