Terroristischer Messerangriff in der Nähe der Bir-Hakeim-Brücke, bei dem eine Person deutscher Herkunft getötet und zwei verletzt wurden.
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Terroristischer Messerangriff in der Nähe der Bir-Hakeim-Brücke, bei dem eine Person deutscher Herkunft getötet und zwei verletzt wurden.

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Nach Messerattacke in Paris: Täter bekannte sich zu IS

Ein Islamist hat in Paris einen Deutschen getötet und zwei Personen verletzt. Nach der Tat wurden drei weitere Personen in Gewahrsam genommen. Laut Staatsanwalt bekannte sich der Täter zum Islamischen Staat.

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Nach der offenbar islamistisch motivierten Messerattacke in Paris, bei der ein junger deutscher Tourist getötet wurde, sind Medienberichten zufolge drei weitere Personen in Gewahrsam genommen worden. Sie stammen aus dem persönlichen Umfeld des Täters, den die Polizei bereits kurz nach der Tat gefasst hatte. Bei zwei von ihnen soll es sich um die Eltern des 1997 geborenen Mannes handeln.

Staatsanwaltschaft: Täter bekannte sich zum Islamischen Staat

Wie die Staasanwaltschaft inzwischen mitteilte, habe sich der Täter in einem Bekennervideo zur Dschihadisten-Miliz "Islamischer Staat" bekannt. Der junge Mann habe das Video beim Onlinedienst X (vormals Twitter) in einem Konto veröffentlicht, das erst im Oktober eingerichtet worden war. Unter dem Konto veröffentlichte er laut Staatsanwaltschaft vornehmlich Beiträge "zur Hamas, zu Gaza und zu Palästina".

Im Oktober hatte sich auch die Mutter des 26-Jährigen besorgt an die Behörden gewandt, weil ihr Sohn sich immer weiter abkapselte. "Es gab jedoch keinen Anlass für eine strafrechtliche Verfolgung", sagte Staatsanwalt Jean-François Ricard.

Deutscher Tourist starb an Stichwunden

Wie der französische Innenminister Gérald Darmanin und die Staatsanwaltschaft in der Nacht zu Sonntag mitteilten, handelt es sich bei dem Todesopfer um einen 1999 auf den Philippinen geborenen Deutschen. Der Täter, der bei der Tat "Allahu Akbar" (Gott ist groß) gerufen haben soll, verletzte zwei weitere Menschen.

Die Messerattacke hatte sich am Samstagabend in der Nähe des Pariser Eiffelturms ereignet. Der Täter habe ein ausländisches Touristenpaar angegriffen, sagte Innenminister Darmanin bei einem Besuch des Tatorts. "Ein deutscher Tourist, der auf den Philippinen geboren wurde, starb durch die Stiche."

Taxifahrer griff ein - und rettete deutsche Touristin

Die Begleiterin des deutschen Touristen blieb laut Darmanin körperlich unversehrt, weil ein Taxifahrer einschritt. Der Angreifer sei daraufhin über eine Seine-Brücke auf die andere Flussseite gelaufen und habe dort weitere Menschen angegriffen. Er habe eine Person mit einem Hammer in Höhe des Auges verletzt, ein anderer Mensch habe vor allem einen Schock erlitten.

Den Angaben zufolge handelte es sich bei den Verletzten um einen um die 60 Jahre alten Franzosen und einen ausländischen Touristen. Dessen Nationalität teilte Darmanin nicht mit.

Anti-Terror-Staatsanwaltschaft ermittelt

Ein Augenzeuge, der während der Tat in der Nähe in einer Bar war, schilderte, er habe Hilferufe gehört und Menschen wegrennen sehen. Ein Mann "mit einem Hammer in der Hand" habe einen anderen Mann angegriffen, der daraufhin gestürzt sei. Nach "fünf bis zehn Minuten" sei dann die Polizei eingetroffen. Der 1997 geborene Franzose wurde mit einem Taser ausgeschaltet und wegen Mordes und versuchten Mordes festgenommen. Die nationale Anti-Terror-Staatsanwaltschaft zog die Ermittlungen an sich.

Mutmaßlicher Angreifer war vorbestraft

Laut Innenminister Darmanin war der Angreifer vorbestraft. Er sei 2016 wegen der Planung eines anderen Angriffs zu fünf Jahren Haft verurteilt worden, von denen er vier Jahre verbüßte. Nach seiner Tat am Samstag habe er angegeben, er könne es nicht ertragen, dass Muslime in "Afghanistan und Palästina" getötet würden. Er äußerte sich erbost über den Gaza-Krieg und dass Frankreich dabei Israels "Komplize" sei. Bei einem Besuch am Tatort sagte Darmanin laut Fernsehsender BFMTV, der Täter sei dem Inlandsgeheimdienst wegen radikalen Islamismus und "erheblicher psychischer Störungen" bekannt.

Bekennervideo weist auf "Mord an unschuldigen Muslimen" hin

Aus Polizeikreisen hieß es laut der Nachrichtenagentur AFP, der in Frankreich geborene Sohn iranischer Eltern sei als radikaler Islamist bekannt gewesen. Er sei "sehr instabil" gewesen und deswegen während und nach seiner Haft psychiatrisch behandelt worden.

Weiter hieß es, der junge Mann habe etwa zeitgleich mit seiner Tat am Samstag in Online-Netzwerken ein Bekennervideo veröffentlicht, in dem er auf "die aktuelle Lage, die Regierung, den Mord an unschuldigen Muslimen" verweise.

Macron spricht Angehörigen sein Beileid aus

Der französische Präsident Emmanuel Macron sprach den Angehörigen des deutschen Staatsangehörigen, der ums Leben kam, sein Beileid aus. Premierministerin Élisabeth Borne schrieb auf X: "Wir werden dem Terrorismus nicht nachgeben. Niemals." Zugleich lobte sie "den Mut und die Professionalität unserer Sicherheits- und Rettungskräfte". Die nationale Antiterrorismus-Staatsanwaltschaft kündigte an, sich mit dem Angriff zu befassen.

Höchste Anschlag-Alarmstufe in Frankreich

Vor zwei Monaten wurde für Frankreich die höchste Anschlag-Alarmstufe ausgerufen, nachdem an einer Schule im nordfranzösischen Arras ein radikalisierter Ex-Schüler einen 57-jährigen Lehrer erstochen und drei weitere Mitarbeiter verletzt hatte. Der 20-jährige, aus dem russischen Inguschetien stammende Täter hatte zuvor der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat die Treue geschworen.

In Paris hatte es in den vergangenen Jahren mehrfach ähnliche Taten gegeben wie die am Samstagabend. Im Mai 2018 hatte ein in Tschetschenien geborener russisch-französischer Angreifer einen Passanten mit einem Küchenmesser getötet und vier weitere Menschen verletzt, bevor die Polizei ihn tötete. Der IS reklamierte die Tat für sich.

Im Februar 2017 hatte ein Ägypter Sicherheitskräfte in der Nähe des Louvre mit einer Machete angegriffen und dabei "Allah Akbar" gerufen. Er wurde im Juni 2021 zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt.

Mit Informationen von dpa und AFP

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