Demonstration in Neapel
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In vielen italienischen Städten gab es Demonstrationen für Giulia Cecchettin und gegen Femizide, etwa in Neapel.

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Lebenslange Haftstrafe für Mörder von Giulia Cecchettin

Lebenslange Haftstrafe für Mörder von Giulia Cecchettin

Der Fall hatte ganz Italien erschüttert: Im Prozess um den Femizid an einer jungen Frau durch ihren Ex-Partner gibt es nun ein Urteil. Dieser wurde zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. In Italien hatte es infolge des Mords Proteste gegeben.

In Italien ist der von wütenden Protesten begleitete Prozess um den Femizid an der 22-jährigen Studentin Giulia Cecchettin durch ihren Ex-Freund mit einer Verurteilung zu einer lebenslangen Haftstrafe zu Ende gegangen. Das Gericht in Venedig sah es am Dienstag als erwiesen an, dass Filippo T. seine Ex-Verlobte im November vergangenen Jahres ermordet hatte. Mit dem Urteil entsprach das Gericht der Forderung des Staatsanwalts.

Die junge Frau war am 18. November 2023 tot in einer Schlucht rund 120 Kilometer nördlich von Venedig aufgefunden worden. Ihre Leiche wies dutzende Stichverletzungen auf. Der Verdächtige war erst nach acht Tagen Flucht durch Österreich und Bayern an einer Autobahn-Raststätte an der A9 nahe Leipzig festgenommen worden.

Staatsanwalt: Angeklagter handelte mit "besonderer Brutalität"

Dem Staatsanwalt zufolge handelte der Angeklagte mit "besonderer Brutalität". Der 22-Jährige, der die Tat zuvor gestanden hatte, zeigte bei der live im Fernsehen übertragenen Urteilsverkündung keine Reaktion.

Der Anwalt des Angeklagten hatte die Forderung nach lebenslanger Haft als übertrieben bezeichnet. Zudem warnte er zu Prozessbeginn vor einem "Medienprozess". Sein geständiger Mandant sei immerhin "nicht Pablo Escobar", fügte er mit Blick auf den für seine gnadenlose Brutalität bekannten verstorbenen kolumbianischen Drogenboss hinzu. Im Fall seines Mandanten gebe es keine "erschwerenden Umstände" wie Grausamkeit oder Vorsatz.

Der Vater des Opfers sagte nach der Urteilsverkündung, das Urteil habe in der Sache keinen Fortschritt erzielt. Gewalt gegen Frauen könne "nicht durch Strafen, sondern nur durch Prävention" bekämpft werden, so Gino Cecchettin. 

Fall löste in Italien Debatte über Gewalt an Frauen aus

Der Fall macht in Italien seit mehr als einem Jahr Schlagzeilen wie kein anderes Verbrechen in jüngerer Zeit. Die Ermordung von Giulia Cecchettin löste auch eine große Diskussion über sogenannte Femizide aus: wenn Frauen aufgrund ihres Geschlechts getötet werden. Hunderttausende Menschen gingen in Rom, Mailand und anderen italienischen Städten auf die Straße. Viele Protestierende beschuldigten auch die Regierung der ultrarechten Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, Frauen nicht ausreichend vor Gewalt zu schützen. 

Die Regierungschefin und Mitglieder ihres Kabinetts hatten Gewalt gegen Frauen zuletzt mit der illegalen Einwanderung in Zusammenhang gebracht – dabei wurden offiziellen Erhebungen aus dem Jahr 2022 zufolge 94 Prozent der Femizide in Italien von italienischen Staatsbürgern begangen. Nach Angaben des Innenministeriums wurden in Italien in diesem Jahr bislang 100 Frauen getötet, 88 davon von Familienmitgliedern oder von aktuellen beziehungsweise Ex-Partnern. 

Mit Informationen von AFP und dpa

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