03.06.2024: Eine Heron-Drohne der Bundeswehr steht während des Nato-Luftwaffen-Manövers "Tiger Meet" auf dem Flugfeld des taktischen Luftwaffengeschwaders 51 "Immelmann".
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Heron-Drohne der Bundeswehr.

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Nato: Deutschland bei Zwei-Prozent-Ziel 2024 auf Kurs

Wegen des Ukraine-Kriegs dürfte eine Rekordzahl der Nato-Länder 2024 die Bündnis-Zielvorgabe für Verteidigungsausgaben erfüllen. Deutschland rechnet mit 90,6 Milliarden Euro – das wäre erstmals die Marke von zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

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Deutschland hat der Nato für das laufende Jahr geschätzte Verteidigungsausgaben von 90,6 Milliarden Euro gemeldet – und würde damit derzeit klar das Zwei-Prozent-Ziel des Bündnisses erreichen. Wie aus einer Übersicht der Nato hervorgeht, entspricht die Rekordsumme einem Anteil am prognostizierten deutschen Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 2,12 Prozent. Die Quote würde damit höher liegen als noch zu Jahresbeginn erwartet.

Deutschland hatte sich vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine vorgenommen, in diesem Jahr erstmals die 2014 vereinbarte Nato-Zielmarke für Verteidigungsausgaben zu erreichen.

Polen vorne, Spanien Schlusslicht

In diesem Jahr werden nach den neuen Zahlen voraussichtlich 23 Bündnisstaaten die Zielmarke erreichen oder sogar überschreiten. Spitzenreiter bei der Quote sind derzeit Polen mit Verteidigungsausgaben in Höhe von 4,12 Prozent des BIP und Estland mit 3,43 Prozent. Die beiden osteuropäischen Länder grenzen an die Ukraine beziehungsweise Russland. Beide Staaten liegen damit noch vor den USA, die 2024 nach den jüngsten Schätzungen auf 3,38 Prozent kommen dürften.

Schlusslichter sind Länder wie Spanien, Slowenien und Luxemburg, die derzeit bei unter 1,3 Prozent liegen. Auch Belgien (1,30 Prozent), Kanada (1,37 Prozent), Italien (1,49 Prozent) und Portugal (1,55 Prozent) werden das Nato-Ziel im Jahr 2024 demnach deutlich verfehlen.

Insgesamt werden die derzeit 32 Nato-Staaten nach jüngsten Schätzungen im Jahr 2024 rund 1,5 Billionen US-Dollar (etwa 1,4 Billionen Euro) für Verteidigung ausgeben. Die Inflation und Wechselkursschwankungen herausgerechnet entspräche das im Vergleich zum Vorjahr insgesamt einem Anstieg um 10,9 Prozent. Die europäischen Alliierten und Kanada allein würden den Angaben zufolge sogar auf ein Plus von 17,9 Prozent kommen.

Stoltenberg lobt "größte Steigerung seit Jahrzehnten"

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg, der sich zur Vorbereitung des Nato-Gipfels derzeit in Washington aufhält, lobte bei einem Treffen mit US-Präsident Joe Biden am Montag die Entwicklung als "größte Steigerung seit Jahrzehnten". Beim Gipfel in Washington vom 9. bis 11. Juli würden sich die Verbündeten bereiterklären, die finanzielle Unterstützung für die Ukraine weiter zu verstärken. 

Bidens mutmaßlicher Herausforderer bei der anstehenden Präsidentschaftswahl, Ex-US-Präsident Donald Trump, hatte während seiner Amtszeit immer wieder auf höhere Verteidigungsbudgets von Verbündeten gedrungen. Im Februar sagte er bei einem Wahlkampfauftritt, er würde Nato-Partnern im Falle eines russischen Angriffs nicht zur Hilfe kommen, wenn diese nicht genug für ihre Verteidigung ausgäben. Stattdessen würde er Russland in einem solchen Fall ermutigen, "mit ihnen zu tun, was immer es will".

In einem Interview mit der "Welt" (Externer Link, möglicherweise Bezahl-Inhalt) und US-Medien verteidigte Stoltenberg Trump gegen den Vorwurf, mit diesen Aussagen das Militärbündnis infrage zu stellen. "Donald Trump hat nicht in erster Linie die Nato kritisiert. Seine Kritik richtete sich gegen Nato-Mitglieder, die nicht genug in die Nato investieren", sagte Stoltenberg.

USA deutlich vor Russland und China

Trotz der deutlichen Steigerungen der Europäer werden die USA den Zahlen zufolge aber dennoch mit schätzungsweise rund 968 Milliarden Dollar erneut mehr als doppelt so viel Geld in Verteidigung stecken wie alle anderen 31 Nato-Partner zusammen. Die USA bleiben damit auch international die Nummer eins.

Zum Vergleich: Die Militärausgaben Russlands wurden vom Internationalen Institut für Strategische Studien (IISS) für 2023 auf lediglich rund 109 Milliarden Dollar geschätzt, was unter Berücksichtigung von Kaufkraftunterschieden im Westen schätzungsweise rund 295 Milliarden Dollar entsprechen würde. China lag demnach bei 220 Milliarden Dollar beziehungsweise kaufkraftbereinigt bei 408 Milliarden Dollar.

Mit Informationen von dpa und AFP

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