Die Nato-Staaten bereiten sich intensiv auf das Schreckensszenario eines russischen Atomwaffenangriffs gegen die Ukraine vor. Details zu möglichen Reaktionen werden aber nicht genannt. Das öffentliche Schweigen ist dabei auch Teil der Abschreckungsstrategie: Für den russischen Präsidenten Wladimir Putin soll das Risiko eines solchen Schrittes unkalkulierbar gehalten werden.
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"Steadfast Noon": Nato-Übung zur nuklearen Abschreckung
Mehr Informationen präsentierte die Nato dagegen vorab über das jährliche Manöver zur Verteidigung des Bündnisgebiets mit Atomwaffen, das bereits vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine geplant war. Dieses soll heute starten. Die Übung trägt den Namen "Steadfast Noon".
Die Nato stellte heraus, dass es sich um eine "routinemäßige, wiederkehrende Trainingsaktivität" handle, "die in keinem Zusammenhang mit aktuellen Weltereignissen steht" - also auch nicht mit dem Russland-Ukraine-Krieg.
Lambrecht: Russlands Drohungen ernst nehmen
Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) sagte, man müsse Russlands Drohungen ernst nehmen, "aber ernst nehmen bedeutet nicht, sich davon lähmen zu lassen, sondern genau zu beobachten", sagte Lambrecht im ZDF-"Morgenmagazin". Dazu leisteten Übungen wie das Nato-Manöver "Steadfast Noon" einen wichtigen Beitrag. Es sei ein Gebot der Stunde, genau zu schauen, ob solche Manöver so abliefen wie geplant und welche Schlüsse daraus gezogen werden könnten.
Offen ließ Lambrecht die Frage, ob die Bundeswehr auch Szenarien eines Atomwaffenangriffs auf Deutschland durchspiele. Die Bundeswehr sei hier in das Nato-Bündnis und dessen Abstimmungen eingebunden, etwa beim Treffen der Nato-Verteidigungsminister vergangene Woche in Brüssel. "Das sind eben auch Entscheidungen, die dann auch aus strategischen Gründen geheim bleiben sollten."
Moderne Kampfjets, Überwachungs- und Tankflugzeuge dabei
An den Manövern zur Verteidigung des europäischen Bündnisgebiets mit Atomwaffen werden in diesem Jahr bis zu 60 Flugzeuge beteiligt sein. Laut Nato sind darunter moderne Kampfjets, aber auch Überwachungs- und Tankflugzeuge. Aus den USA kämen wie in den vergangenen Jahren Langstreckenbomber vom Typ B-52. Sie würden von der Minot Air Base in North Dakota starten, hieß es. Details zum Übungsszenario sind nicht bekannt. Es soll bis zum 30. Oktober dauern.
Nato: Keine scharfen Waffen im Einsatz
Insgesamt sollen 14 Länder beteiligt sein, darunter Deutschland. Die Bundeswehr wird nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur unter anderem mit Tornado-Jets dabei sein. Schauplatz der Manöver wird den Angaben zufolge vor allem der Luftraum über Belgien, Großbritannien und der Nordsee sein. Das Nato betonte, dass keine scharfen Waffen zum Einsatz kämen.
Vertreter betonen Routine-Charakter
Nato-Sprecherin Oana Lungescu sagte: "Diese Übung trägt dazu bei, dass die nukleare Abschreckung des Bündnisses sicher und effizient bleibt." Auch der britische Verteidigungsminister Ben Wallace sprach über den Routine-Charakter, es gehe bei dem Manöver allein um die Bereitschaft. "Das ist die Aufgabe dieses Bündnisses - dafür zu sorgen, dass die 30 Partner gemeinsam auf alles vorbereitet sind, was auf uns zukommt. Und daran müssen wir weiter arbeiten."
Auch Russland will demnächst routinemäßige Manöver mit Atomwaffen abhalten. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg betonte bereits, das Bündnis werde sehr genau beobachten, was Russland mache. Die Regierung in Moskau wies generelle Spekulationen über einen möglichen Einsatz russischer Atomwaffen zuletzt immer wieder zurück.
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Stoltenberg will Übung nicht absagen
Die Nato-Übung findet jährlich etwa zur gleichen Zeit statt. Auf die Frage, ob angesichts der aktuellen Lage der passende Zeitpunkt für ein solches Manöver sei, antwortete Stoltenberg vergangenen Dienstag: "Es wäre ein sehr falsches Signal, wenn wir jetzt eine übliche, lang vorbereitete Übung wegen des Krieges in der Ukraine plötzlich absagen würden."
Die Nato als Organisation verfügt nicht über Atomwaffen. Die, die dem Bündnis zur Verfügung stehen, bleiben unter der Kontrolle der USA, Großbritanniens und Frankreichs.
Mit Informationen von dpa und AP
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