Nach der Veröffentlichung eines Videos zur brutalen Tötung eines Schwarzen durch Polizisten in Memphis ist die in den Einsatz verwickelte Polizeieinheit aufgelöst worden. Dieser Schritt sei "im besten Interesse aller", teilte die Polizeibehörde von Memphis am Samstag mit. Die Aufnahmen des brutalen Einsatzes hatte landesweit Entsetzen ausgelöst. Größeren Unruhen blieben jedoch, anders als im Vorfeld befürchtet, zunächst aus.
Tod von Tyre Nichols sorgt seit Tagen für Empörung
Der Tod der Afroamerikaners Tyre Nichols sorgt in den USA seit Tagen für Empörung. Fünf Polizisten - wie das Opfer Afroamerikaner - wurden festgenommen und angeklagt. Sie werden verdächtigt, den 29-Jährigen am 7. Januar bei einer Verkehrskontrolle zu Tode geprügelt zu haben.
Die Polizeibehörde von Memphis löste am Samstag die Sondereinheit Scorpion auf, der alle fünf beschuldigten Polizisten angehörten. Alle Mitglieder der Sondereinheit hätten der Entscheidung "vorbehaltlos zugestimmt", erklärte die Behörde. Auch die Familie des Opfers befürwortete die Auflösung der Einheit, die 2021 zur Kriminalitätsbekämpfung in besonders betroffenen Vierteln gegründet worden war.
Videoaufnahmen zeigen Brutalität des Polizeieinsatzes
Auf den am Freitagabend veröffentlichten Videoaufnahmen des Einsatzes ist zu sehen, wie die Polizisten versuchen, Nichols mit Tränengas und einer Taser-Pistole zu Boden zu bringen. Ihr Opfer kann zunächst flüchten, wird aber von den Beamten nach kurzer Zeit gestoppt. Später ist zu sehen und zu hören, wie Nichols unter Schmerzen stöhnt und nach seiner Mutter ruft, als die Polizisten immer wieder auf ihn einschlagen und -treten, während er auf dem Boden liegt. Der 29-Jährige starb drei Tage später im Krankenhaus.
Den Polizisten wird unter anderem Mord zweiten Grades, schwere Körperverletzung und Kidnapping zur Last gelegt. Mord zweiten Grades ist im Bundesstaat Tennessee, in dem Memphis liegt, eine Zwischenstufe zwischen Mord und Totschlag. Kidnapping bezieht sich in diesem Fall auf das illegale Festhalten eines Menschen.
US-Präsident Biden "empört"
Auch US-Präsident Biden reagierte "empört" auf das brutale Verhalten der Polizisten. Gleichzeitig forderte er Demonstranten auf, friedlich zu bleiben. "Diejenigen, die Gerechtigkeit suchen, sollten nicht zu Gewalt oder Zerstörung greifen", sagte Biden.
Die Proteste verliefen indes weitgehend friedlich. Am Samstag protestierten dutzende Demonstranten in Memphis gegen Polizeigewalt. Sie verlangten eine umfassende Polizeireform und forderten, dass alle Verantwortlichen für den Tod von Tyre Nichols zur Rechenschaft gezogen werden. In Memphis skandierten die Menschen "Ohne Gerechtigkeit kein Frieden". Sie blockierten eine der wichtigsten Straßen und sorgten so für massive Behinderungen.
Auch in anderen US-Städten versammelten sich Menschen, unter anderem in Washington und New York. Laut Berichten von Reuters wurden in New York mehrere Menschen festgenommen. Überall in den USA hatten sich die Behörden auf mögliche Ausschreitungen vorbereitet; Berater von Biden telefonierten deshalb mit den Bürgermeistern von 16 Städten.
Tödliche Polizeigewalt in USA nimmt zu
In den USA sorgt tödliche Polizeigewalt gegen Schwarze immer wieder für Entsetzen und Empörung. Meist sind weiße Polizisten die Täter, wie im Fall des Afroamerikaners George Floyd, der im Mai 2020 bei seiner Festnahme in Minneapolis getötet worden war. Sein Tod hatte eine Welle von Massenprotesten gegen Polizeigewalt ausgelöst.
- Zum Artikel BR24 Drangeblieben: Zwei Jahre nach George Floyd
Ungeachtet dessen starben nach einer Zählung der Website Mapping Police Violence im vergangenen Jahr landesweit insgesamt 1.186 Menschen bei Auseinandersetzungen mit der Polizei. Das ist die höchste Zahl seit zehn Jahren.
Mit Informationen von AFP.
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