Zwei Jugendliche im Alter von 15 und 16 Jahren werden verdächtigt, einen islamistischen Terroranschlag auf einen Weihnachtsmarkt oder eine Synagoge geplant zu haben. Jetzt ist auch gegen den 16-Jährigen aus Brandenburg ein Haftbefehl erlassen worden. Aufgefallen sind die beiden Verdächtigen - ein Deutsch-Afghane und ein Russe - durch ein Video. Die Polizei nahm die beiden mutmaßlichen Islamisten in Nordrhein-Westfalen und Brandenburg fest.
Verdächtiger soll in Chat-Gruppe über Attentat geschrieben haben
Der 15-Jährige wurde am Dienstag in Burscheid östlich von Leverkusen verhaftet. Der Innenminister von Nordrhein-Westfalen, Herbert Reul (CDU), sagte, der Jugendliche habe in einer Chat-Gruppe über Anschlagspläne geschrieben. Diese hätten sehr konkret gewirkt. Nur Stunden zuvor hatte der Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Thomas Haldenwang, von einer gestiegenen Gefahr von Anschlägen auf jüdische Einrichtungen berichtet.
Der zweite Verdächtige - aus der russischen Teilrepublik Tschetschenien - wurde in der Kleinstadt Wittstock/Dosse im Nordwesten Brandenburgs festgenommen, wie das dortige Innenministerium mitteilte. Nach Informationen des "Tagesspiegel" gilt der 16-Jährige als Waffen-affin. Er und sein Bruder seien extrem gewaltbereit. Bei der Festnahme habe er zudem ein Messer dabei gehabt.
Anschlag angeblich am Freitag geplant
Das Video war in einer Telegram-Gruppe junger Islamisten aufgetaucht und alarmierte den Verfassungsschutz. Nach Recherchen des "Westdeutschen Rundfunks" soll der 15 Jahre alte Deutsch-Afghane den Terroranschlag für kommenden Freitag angekündigt haben. Er habe sich mit dem 16-jährigen Russen über einen Terroranschlag mit Brandsätzen oder einem Kleinlaster auf einen Weihnachtsmarkt oder eine Synagoge in Köln ausgetauscht, berichtete der WDR.
Den Ermittlern zufolge haben sich die beiden am Ende auf ein Weihnachtsmarkt-Attentat geeinigt. Auf die Frage, welcher Markt das gewesen sei, entgegnete NRW-Innenminister Reul: "Hab ich vergessen."
Beide Jugendlichen gelten nach WDR-Informationen als Sympathisanten der Terrormiliz Islamischer Staat (IS).
Gestiegene Anschlagsgefahr wegen Gaza-Kriegs
Vor dem Hintergrund des Kriegs zwischen der militanten Palästinenserorganisation Hamas und Israel, hat laut Verfassungsschutzpräsident Haldenwand die Gefahr von Terroranschlägen gegen jüdische Personen und Einrichtungen sowie gegen "den Westen" zuletzt deutlich zugenommen. Die größte Gefahr geht demnach hierzulande allerdings nicht von Anhängern der Hamas oder der pro-iranischen Hisbollah aus, die sich mit öffentlichen Äußerungen zurückhalten.
Vielmehr gelingt es anscheinend Terrorgruppen wie "Al-Kaida" oder dem "Islamischen Staat" wieder vermehrt, vorwiegend junge Menschen anzustacheln – und zwar mit dem Hinweis auf die Opfer der israelischen Vergeltungsschläge im Gazastreifen und die humanitäre Notlage dort. Die Terrororganisationen stellen das als vermeintlich anti-muslimische westliche Strategie dar. So war etwa erst vor einem Monat in Duisburg ein islamistischer Gefährder nach Hinweisen auf ein mögliches Anschlagsszenario festgenommen worden.
Auch in Bayern IS-Sympathisanten
Wenige Tage zuvor hatte die Generalstaatsanwaltschaft München die Wohnung eines 34-jährigen Syrers in Marktoberdorf durchsuchen lassen, der Mitglied des "Islamischen Staats" sein soll. Und Ende Mai hatte es in Bayern und anderen Bundesländern Razzien bei IS-Unterstützern gegeben, bei denen mehrere Verdächtige festgenommen wurden.
Mit Informationen von dpa, Reuters und AFP
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