Offenbar schneller als geplant soll die Krankschreibung per Telefon wieder kommen. Nächste Woche Donnerstag könnte das Verfahren, das sich in der Corona-Pandemie bewährt hat, wieder eingeführt werden. Das erfuhr das ARD-Hauptstadtstudio in Berlin. Dann nämlich befasst sich ein Ausschuss von Ärzten, Krankenhäusern und Krankenkassen damit. Sollte die Regelung angenommen werden, dann sei geplant, sie auch umgehend in Kraft zu setzen, sagte die Vorsitzende des zuständigen Gremiums, Monika Lelgemann.
Telefonische Krankschreibung nicht nur bei Atemwegserkrankung
Während der Corona-Pandemie gab es die telefonische Krankschreibung nur für leichte Atemwegserkrankungen. Zukünftig soll sie auf alle Krankheitsbilder ausgeweitet werden, bei denen von einem milden Verlauf ausgegangen werden kann. Um Missbrauch zu verhindern, soll die Regelung nur für Patientinnen und Patienten gelten, die der jeweiligen Arztpraxis bekannt sind. Auch müssten die Praxen überprüfen, dass die Anrufenden tatsächlich diejenigen sind, für die sie sich ausgeben. Details dazu sind noch nicht bekannt.
Die Hausärzte hatten erst am Dienstag die rasche Wiedereinführung gefordert, weil die Infektionswelle die Praxen überfordert.
Die telefonische Krankschreibung wurde während der Corona-Pandemie eingeführt, um die Arztpraxen zu entlasten, im März 2023 ist die Regelung aber ausgelaufen. Angesichts der aktuell steigenden Zahl von Atemwegsinfektionen hatte der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Markus Beier, mehr Tempo bei der Wiedereinführung gefordert.
Dass dies noch nicht geschehen ist, sei "überhaupt nicht nachvollziehbar", sagte Beier dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Externer Link, möglicherweise Bezahl-Inhalt). Die Krankschreibung per Telefon wäre auch in diesem Winter "eine dringend notwendige Entlastung für die derzeit extrem geforderten Hausarztpraxen gewesen".
Arztpraxen unter Hochdruck - aber Richtlinie fehlt
Ein im Sommer vom Bundestag beschlossenes Gesetz von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sieht vor, dass Krankschreibungen per Telefon dauerhaft möglich werden sollen. Die entsprechende Richtlinie ist jedoch beim Gemeinsamen Bundesausschuss von Krankenkassen, kassenärztlichen Vereinigungen und Deutscher Krankenhausgesellschaft noch in Arbeit. Ursprünglich wurde die Regelung für Januar erwartet - doch jetzt soll es doch schneller gehen.
Viele Arztpraxen sind derzeit überlastet: Die Zahl schwerer Atemwegsinfektionen hat nach Angaben des Robert Koch-Instituts zuletzt deutlich zugenommen. Insbesondere bei Kleinkindern und Menschen im Alter von 15 bis 34 Jahren meldeten die Experten einen deutlichen Anstieg. Bei Kleinkindern lag die Inzidenz aber immer noch deutlich unter den Werten des Vorjahreszeitraums und "auf dem Niveau der vorpandemischen Saison". Die Daten stammen aus der stichprobenartigen Überwachung schwerer akuter Atemwegsinfektionen an Kliniken.
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