Kommt künftig die Post nur noch an fünf, statt an sechs Tagen in der Woche? Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, hat sich offen für eine Reduzierung der Briefzustellungstage bei der Deutschen Post gezeigt. Noch sei die Post verpflichtet, sechs Tage pro Woche zuzustellen, sagte Müller den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Aber unsere Gesellschaft und unser Kommunikationsverhalten haben sich geändert", räumte er ein.
Der Chef der Bundesnetzagentur verweist dabei auf andere Ländern, in denen Zustellzeiten von zwei, drei oder vier Tagen normal seien. "Ich bin offen, dass so etwas auch hier möglich wird", sagte der Netzagenturchef. Die Entscheidung liege aber beim Bundestag.
Beschwerden gegenüber der Post so hoch wie noch nie
Eine Erhöhung des Portos sieht Müller allerdings kritisch - gerade, weil es im vergangenen Herbst und Winter laut dem Bundesnetzagentur-Chef eine "sehr große Zahl" an Beschwerden gegeben habe. Seitdem hätten die Beschwerden zwar abgenommen, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sei die Zahl aber immer noch höher. Die Anzahl der eingegangenen Beschwerden hatte im vergangenen Herbst einen Höchstwert erreicht. Im Oktober 2022 gingen bei der Bundesnetzagentur so viele Beschwerden ein wie in keinem Monat zuvor, und im Jahr 2022 waren es so viele kritische Eingaben wie noch nie in einem Jahr.
"Ob man in dieser Situation das Porto erhöht, muss man sorgfältig prüfen", sagte der Netzagentur-Chef. "Es gibt legitime Interessen der Post, aber wir müssen auch die Kunden im Blick haben", mahnte er.
Die Rolle der Bundesnetzagentur
Die Bundesnetzagentur - zuletzt vor allem im Zusammenhang mit schleppender Digitalisierung und einem löchrigen Handynetz im Gespräch - wurde 1998 im Nachgang der Post-Privatisierung der damaligen CDU/CSU/FDP-Regierung unter Helmut Kohl eingerichtet. Eine ihrer vielen Aufgaben: Weil der ehemalige Staatsmonopolist auf dem Briefmarkt noch immer eine beherrschende Stellung einnimmt, muss sie sich Brief- und Porto-Erhöhungen genehmigen lassen.
Der Bonner Konzern ist das einzige Unternehmen in Deutschland, das die Versorgung der Bevölkerung mit Briefen und Postkarten bis in entlegene Ecken der Republik sicherstellt. Konkurrenten konzentrieren sich dagegen auf das lukrative Geschäft in Ballungsräumen und mit Firmenkunden.
Mit Informationen von AFP.
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