Der Synodale Weg, das Reformprojekt der katholischen Kirche in Deutschland, startet heute in seine vorerst letzte Runde. Bis Samstag diskutieren in Frankfurt rund 230 Laienvertreter und Bischöfe über teils heftig umstrittene Reformvorhaben und stimmen darüber ab. Unter anderem geht es um Segnungen für homosexuelle Paare, eine Zulassung von Frauen zu Weiheämtern, eine Öffnung des Zölibats und mehr Mitbestimmung von Laien.
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Synodaler Weg auf der Zielgeraden - Ergebnisse ungewiss
Was bei diesem Treffen herauskommen wird, darüber sind sich Bischöfe und Laienvertreter nicht sicher. Ein Anfang und erster Erfolg wäre es bereits, glaubt Pfarrer und Buchautor Carsten Leinhäuser, "wenn wenigstens die deutschen Bischöfe sich die Einsichten des Synodalen Wegs zu eigen machen würden und in ihrem Verantwortungsbereich das umsetzen würden, was sie können". Bei manchen Bischöfen habe er da Hoffnung, bei anderen "eher Bauchweh", sagte er im Interview auf Bayern 2.
Von den obersten Laienvertretern des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) heißt es, eigentlich sollten sowohl das Frauendiakonat als auch das Frauenpriestertum in den Abschlusstext. Dann aber könnte er, so heißt es aus dem Umfeld bayerischer Bischöfe, nicht die nötige Zweidrittelmehrheit unter den Bischöfen finden. Gleiches gilt für den Text zum Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt.
Vatikan untersagt Fortführung des Reformprozesses
Größter Streitpunkt könnte jedoch die Frage sein, ob der Synodale Weg in Form eines dauerhaften Synodalen Rats auf Pfarrei-, Bistums- und Bundesebene weitergeht. Das hatte der Vatikan zuletzt strikt untersagt. Ohne ein solches Nachfolgegremium aber könnten alle Reformversuche nach der Krise durch die Missbrauchsskandale verpuffen, fürchten Laienvertreter.
Pfarrer Leinhäuser befürchtet, dass noch mehr Menschen aus der Kirche austreten werden, sollte es beim Synodalen Weg keine Einigung geben. "Eine Kirche, die offensichtlich zerstritten ist, gibt kein gutes Bild ab", sagte der Geistliche. "Und erst recht nicht eine Kirche, die nach wie vor diskriminiert, ausschließt und verletzt." Dies sei ein "Zerrbild dessen, was sich Menschen unter einer frohen Botschaft vorstellen".
Anstoß war Missbrauchsstudie von 2018
Begonnen hatte der Reformprozess im Dezember 2019. Die katholische Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken, die größte katholische Laienorganisation in Deutschland, hatten den Prozess gemeinsam verabredet, nachdem die Missbrauchsstudie 2018 Tausende Fälle sexualisierter Gewalt in der Kirche offenbart hatte. Ausgebremst wurde der Dialog durch die Corona-Pandemie und durch anhaltende Störmanöver aus dem Vatikan.
Mit Informationen von KNA und epd
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