Eine Frau trinkt Wasser aus einem Glas (Symbolbild)
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An mehr als 4 Prozent der bayerischen Messstellen wird der Nitrat-Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter überschritten

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Sauberes Trinkwasser: Die mühsame Arbeit der Wasserversorger

Sauberes Trinkwasser: Die mühsame Arbeit der Wasserversorger

In Bayern werden über 90 Prozent des Trinkwassers aus Grundwasser gewonnen. Die anhaltende Belastung mit Nitrat und Pflanzenschutzmitteln stellt die Wasserversorger jedoch mancherorts vor große Probleme. So zum Beispiel in Rottenburg an der Laaber.

Über dieses Thema berichtet: UNKRAUT am .

Grundwasser ist ein Teil des natürlichen Wasserkreislaufs und wichtig für die Trinkwasserversorgung. In Bayern werden über 90 Prozent des Trinkwassers aus Grundwasser gewonnen, das vor allem aus Niederschlägen entsteht, die im Boden versickern. Nach einiger Zeit tritt dieses Wasser wieder an die Oberfläche und speist dann Bäche, Flüsse und Seen.

Ammoniak, Nitrat, Pflanzenschutzmittel, Phosphor

Wird das Grundwasser in seiner chemischen Zusammensetzung verändert, wirkt sich das auch auf den Stoffhaushalt oberirdischer Gewässer aus. Zum Beispiel, wenn Nähr- und Schadstoffe wie die Stickstoffverbindungen Ammoniak und Nitrat durch Niederschläge aus dem Boden ausgewaschen werden und ins Grundwasser gelangen. Diese Verbindungen entstehen unter anderem im Straßenverkehr, beim Heizen und bei industriellen Prozessen. Die Hälfte des Stickstoffs und mehr als die Hälfte des Phosphors in den Gewässern stammt nach Aussage des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) jedoch aus dem landwirtschaftlichen Sektor. Selbst dann, wenn bedarfsgerecht gedüngt werde, so das LfU, lasse es sich nicht vermeiden, dass Nitrat in die Gewässer gelangt.

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Gülle versorgt die Pflanzen mit Stickstoff, Phosphat und Mineralien, belastet aber auch das Grundwasser

Genügend Wasser, aber kein sauberes

In Rottenburg an der Laaber im Landkreis Landshut scheint Wasser unendlich zur Verfügung zu stehen. Doch sauber ist es nicht. Das macht vor allem Marlene Alkofer-Gruber Sorgen. Sie ist Geschäftsführerin des Wasserzweckverbandes Rottenburger Gruppe und verantwortlich für die Trinkwasserversorgung von 40.000 Menschen in 16 Gemeinden in den Landkreisen Landshut, Kelheim und Regensburg.

Wasser einfach einspeisen? Geht nicht!

Das Grundwasser einfach so, wie es kommt, in die Leitungen einzuspeisen, geht hier schon lange nicht mehr. Der Wasserzweckverband Rottenburger Gruppe, sagt Marlene Alkofer-Gruber, sei ein sehr ländlich geprägter Versorger. Die Probleme, die man habe, stammten hauptsächlich aus der Landwirtschaft: "Das heißt: Nitrat und Pflanzenschutzmittel. In den letzten zwanzig Jahren mussten wir vier Brunnen schließen. Und auch am Standort Hohenthann die beiden Brunnen, da ist die Frage, ob wir die als Notbrunnen noch verwenden können oder ob die auch ganz geschlossen werden."

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Nitratbelastung knapp unter dem Grenzwert von 50 mg pro Liter: Brunnen des Wasserversorgers in Hohenthann

Knapp unter dem Grenzwert

Um das herauszufinden, untersuchen derzeit Brunnenbauer die Qualität des Wassers in Hohenthann. Die Nitratbelastung liegt hier seit Jahren nur knapp unter dem Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter. Tendenz steigend. Das Nitrat stammt vor allem aus der Gülle der intensiven Schweinemast. Das hatte ein Forschungsprojekt im Auftrag des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums ergeben. Unbelastetes Trinkwasser ist in der Region nur schwer zu finden.

Wasser mischen, um den Grenzwert einzuhalten

Zuletzt ist das der Rottenburger Gruppe in Burghart gelungen. Daneben konnten im Versorgungsgebiet in den letzten Jahren zwei weitere Brunnen erschlossen werden. Die Kosten: 12 Millionen Euro. Um die Grenzwerte einhalten zu können, mischt der Zweckverband das mit Nitrat belastete Grundwasser mit weitgehend unbelastetem Wasser aus großen Tiefen. Jeder Kunde kann so mit unbedenklichem Trinkwasser belliefert werden.

Großer technischer Aufwand

Der technische Aufwand, den die Wasserversorger betreiben müssen, um Grenzwerte einhalten zu können, ist allerdings groß. Das macht das Trinkwasser immer teurer. Dabei kämpfen die Rottenburger nicht nur gegen das Nitrat. Auch Rückstände des seit 30 Jahren verbotenen Pflanzengiftes Atrazin finden sich im Grundwasser wieder. Wasser, sagt Marlene Alkofer-Gruber vom Zweckverband, habe ein unheimlich langes Gedächtnis: "Das heißt, alles, was man vor 30 Jahren oder länger ins Wasser gebracht hat, das ist immer noch drin." Und das sei natürlich auch heute so: "Wenn wir jetzt was reinschütten, kann es einfach sein, das man es in Jahrzehnten immer noch merkt. Das ist bei Nitrat das Problem, kann aber auch bei Pflanzenschutzmitteln ein Problem sein."

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Wasseraufbereitungsanlage in Pattendorf: Durch Aktivkohlefilter werden dem Wasser Schadstoffe wie Atrazin, Desethylatrazin und andere entzogen

"Totes Wasser"

Das Grundwasser muss in Rottenburg aufwändig gereinigt werden. Rückstände des Atrazins können dabei mit Aktivkohle herausgefiltert werden. Bei Nitrat, sagt Marlene Alkofer-Gruber, sei das schon deutlich schwieriger: "Nitrat kann man aus dem Wasser filtern, allerdings entsteht ein weiteres Problem: Man filtert dabei auch die Mineralstoffe raus. Das heißt, es entsteht letztlich totes Wasser. Und das ist so ärgerlich, wenn man Wasser zuerst verschmutzt und man es dann wieder sauber machen muss. Deswegen ist unsere Devise: Vorsorge vor Reparatur."

Unbelastetes Wasser: 5.000 bis 10.000 Jahre alt

Um unbelastetes Grundwasser zu finden, müssen die Wasserversorger immer tiefer gehen. Rund um Rottenburg ist man bereits bei einer Tiefe von 150 Metern angelangt. Das Wasser dort ist 5.000 bis 10.000 Jahre alt. Alles andere als eine gute Lösung. Das weiß auch die Geschäftsführerin des Zweckverbandes:

Mit der Nutzung des Tiefengrundwassers haben wir das Ende der Fahnenstange erreicht. Wir nutzen das Wasser, das eigentlich künftigen Generationen vorbehalten werden sollte. Dr. Marlene Alkofer-Gruber, Geschäftsführerin Wasserzweckverband Rottenburger Gruppe

Wunsch an die Politik

Und Marlene Alkofer-Gruber hat auch einen Wunsch an den Gesetzgeber: "Wir wollen oberflächennahes Wasser als Grundwasser nutzen. Aber wie sollen wir das tun, wenn das so verschmutzt ist, dass wir das nicht nutzen können als Trinkwasser? Deswegen wünschen wir uns eine Politik, die dafür sorgt, dass die Verschmutzung von oben aufhört beziehungsweise zumindest nachlässt."

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Hinweisschild auf ein Wasserschutzgebiet in Betzenstein, Oberfranken

Mehr Wasserschutzgebiete?

Ein Ansatz könnte die Ausweisung neuer Wasserschutzgebiete sein. So liegt Bayern beim täglichen Wasserverbrauch pro Kopf mit 130 Litern zwar bundesweit auf Platz drei, bei der Anzahl der Wasserschutzgebiete gemessen an der Landesfläche jedoch auf dem vorletzten Platz. Umweltschützer und die Opposition im Bayerischen Landtag fordern von der Staatsregierung daher, mehr Wasserschutzgebiete auszuweisen. Das Thema Wasserqualität und Wasserschutz dürfte in der Landespolitik also noch für Konflikt sorgen.

Naturbelassenes Trinkwasser für alle?

Dafür spricht auch die Position des Verbandes der bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft. Deren Geschäftsführer Detlef Fischer hatte diese schon im Januar auf den Punkt gebracht: "Die Bayerische Staatsregierung wird sich entscheiden müssen, ob sie für dreizehn Millionen Bayern möglichst naturbelassenes Trinkwasser zur Verfügung stellen will - oder ob sie der Bauern-Lobby nachgeben wird."

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