Die von der Bundesregierung beschlossene Kindergrundsicherung wird nach Ansicht von Experten deutlich positive Effekte für benachteiligte Kinder und deren Familien haben. Zu diesem Ergebnis kamen die Wirtschaftswissenschaftler Tom Krebs und Martin Scheffel in einer Studie, die am Freitag von der Hans-Böckler-Stiftung (externer Link) in Düsseldorf vorgelegt wurde. Demnach werde durch die Kindergrundsicherung nicht nur Kinderarmut bekämpft, sondern auch die Chancengleichheit erhöht. Auch Gesellschaft und Wirtschaft sollen von dieser Entwicklung profitieren.
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Studie: Kinderarmut soll um zwei Prozentpunkte sinken
"Wenn rund 1,5 Millionen Kinder mehr als bisher ihnen zustehende Leistungen auch wirklich erhalten und sich die finanzielle Lage ihrer Familien verbessert, sinkt die Kinderarmut nach Einführung der Kindergrundsicherung relativ rasch um knapp zwei Prozentpunkte", heißt es in der Studie. Das entspreche rund 282.000 Kindern, die nicht mehr unterhalb der Grenze der Armutsgefährdung leben müssten, so die Hans-Böckler-Stiftung.
Höhere Bildungsabschlüsse und steigende Beschäftigungsquote
Ein "erheblicher Teil der Kinder aus Familien, die durch die Grundsicherung finanziell bessergestellt werden", erreiche später höhere Bildungsabschlüsse, erwarten die an der Studie beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Im Jahr 2050 würden demnach 840.000 Menschen mehr ein mittleres bis höheres statt eines niedrigen Bildungsniveaus haben, als es ohne Kindergrundsicherung der Fall wäre.
Die Studie erwartet auch positive Effekte für die Wirtschaft, etwa eine spürbar steigende Beschäftigung. 2050 seien in der deutschen Wirtschaft rund 155.000 Stellen mehr verfügbar als ohne Kindergrundsicherung. Die gesamtwirtschaftliche Produktion werde durch die Kindergrundsicherung im Jahr 2050 erwartbar um 11,3 Milliarden Euro höher ausfallen als ohne deren Einführung.
Paus: Lohnende Investition in die Zukunft
"Die Kindergrundsicherung steht nicht nur für Armutsbekämpfung, sondern sie ist auch eine wirksame Bildungsinvestition", sagte Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) der Nachrichtenagentur AFP. Die Kindergrundsicherung führe "mittel- bis langfristig zu positiven Arbeitsmarkt- und Einnahmeeffekten für unsere Sozialversicherungssysteme". Zudem sei die Kindergrundsicherung somit auch ein Baustein zur Bekämpfung des Fachkräftemangels, so Paus. Sie sei daher "nicht nur eine lohnende Investition in die Zukunft unserer Kinder", sondern auch "eine wichtige Investition in die Zukunft unserer Volkswirtschaft".
Forscher: Kindergrundsicherung als "Bringschuld des Staates"
Die Studienautoren heben zudem die Vereinfachung des Antragsverfahrens für die Kindergrundsicherung hervor, die dafür sorge, dass "aus der Holschuld der Bürger/innen eine Bringschuld des Staates" werde. Diesen Sachverhalt unterstrich auch die wissenschaftliche Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung, Bettina Kohlrausch: "Wichtig ist, dass die konkrete Ausgestaltung des Gesetzes die Zugänge berechtigter Familien tatsächlich erleichtert und alle Familien tatsächlich das erhalten, was ihnen rechtlich zusteht."
Mit Informationen von epd und AFP.
Im Video: Kinderhilfe Siebenbürgen – Hoffnung auf ein Leben ohne Armut
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