Versicherte bezahlen einer Erhebung zufolge mindestens 2,4 Milliarden Euro im Jahr für sogenannte individuelle Gesundheitsleistungen, kurz IGeL. Zu diesem Ergebnis kommt der heute vorgestellte "IGeL-Report 2024" (Externer Link) des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen. Zu den Extraleistungen zählen insbesondere gynäkologische Untersuchungen wie ein Ultraschall der Gebärmutter und Eierstöcke oder Augen-Laser-Operationen.
Individuelle Gesundheitsleistungen sind "Massenphänomen"
In beiden Fachbereichen werden je rund 500 Millionen Euro Umsätze erzielt. Aber auch in der Allgemeinmedizin, etwa für Vitamin-D-Präparate, oder in der Orthopädie, etwa für eine Stoßwellentherapie, gibt es hohe Umsätze durch Selbstzahlerleistungen.
"Der bedrückende Befund ist, dass Patientinnen und Patienten aus Unwissenheit und Sorge um ihre Gesundheit große Summen für fragwürdige und sogar schädliche Leistungen ausgeben", kommentierte der Vorstandsvorsitzende des Medizinischen Dienstes Bund, Stefan Gronemeyer, die Ergebnisse. Die zusätzlichen Leistungen seien kein Randproblem, sondern ein Massenphänomen.
Falsch-positive Ergebnisse führen zu unnötigen Eingriffen
So bewerte etwa der Monitor, der individuelle Gesundheitsleistungen seit zehn Jahren evidenzbasiert auf Schaden und Nutzen untersucht, den Ultraschall der Gebärmutter und Eierstöcke als "tendenziell negativ" oder sogar "negativ". Es gebe zu viele falsch-positiv Ergebnisse, dadurch unnötige Eingriffe, obwohl unklar sei, ob das Risiko an Eierstockkrebs zu sterben, verringert werden könne.
In dem Monitor werden derzeit 54 sogenannte IGeL-Leistungen bewertet. Die Mehrheit, 30 an der Zahl, sind aus Sicht der Wissenschaftler "tendenziell negativ" oder "negativ". Weitere 23 sind mit Blick auf ihren Nutzen bei entsprechenden Kosten "unklar". Drei Leistungen gelten als "tendenziell positiv".
Fehlende Aufklärung
Aus Sicht des Medizinischen Dienstes Bund ist ein Hauptproblem die fehlende Aufklärung über die Leistungen. Frauen nutzen die Selbstzahlerleistungen deutlich häufiger und Menschen mit höherem Einkommen beziehungsweise Schulbildung ebenfalls. In der Befragung gab nur jeder Vierte an, gut informiert zu sein. Zwei von drei Befragten nahmen zudem an, Selbstzahlerleistungen seien medizinisch notwendige Leistungen.
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Anlässlich des aktuellen "IGeL-Report 2024" fragt das Tagesgespräch auf Bayern 2 und ARD alpha: Haben Sie schon einmal IGeL-Untersuchungen in Anspruch genommen? Erscheint Ihnen die Untersuchung rückblickend sinnvoll? Sind IGeL-Angebote Abzocke oder sinnvolle Vorsorge? Brauchen wir mehr Eigenverantwortung oder bessere Kassenleistungen?
Zu Gast bei Moderatorin Birgit Kappel ist Nikolaus Nützel, BR-Gesundheitsexperte. Außerdem ist Stefan Schwartze von der SPD zugeschaltet. Er ist Patientenbeauftragter der Bundesregierung.
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Mit Material von KNA.
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