Mindestens 289 Flüchtlingskinder sind nach UN-Angaben in der ersten Jahreshälfte beim Versuch, das Mittelmeer von Nordafrika in Richtung Europa zu überqueren, ums Leben gekommen. Diese registrierte Opferzahl sei doppelt so hoch wie in den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres, teilte das UN-Kinderhilfswerk Unicef am Freitag mit.
Dunkelziffer wohl deutlich höher
Unicef forderte erweiterte sichere, legale und zugängliche Wege für Kinder, die Schutz in Europa suchen. Aufgrund der Dunkelziffer sei die tatsächliche Zahl der bei der Reise über das zentrale Mittelmeer gestorbenen Kinder "wahrscheinlich deutlich höher", erläuterte Unicef.
Viele Unglücke von Booten mit Migranten würden nicht erfasst. "Wir schätzen, dass in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 11.600 Kinder die Überfahrt angetreten haben - wiederum fast doppelt so viele wie im gleichen Zeitraum 2022", sagte die Unicef-Expertin Verena Knaus.
Immer mehr Kinder auf Flüchtlingsrouten unterwegs
Zudem wurden rund 3.300 Flüchtlingskinder, die in den ersten drei Monaten dieses Jahres über das zentrale Mittelmeer reisten, laut Unicef-Angaben als unbegleitet oder von ihren Begleitern getrennt registriert. Diese Zahl sei drei Mal so hoch wie im Vorjahreszeitraum.
Unicef schätzt, dass seit 2018 etwa 1.500 Kinder auf der zentralen Mittelmeerroute gestorben sind oder als vermisst gelten. Das entspricht jedem Fünften der insgesamt 8.274 Menschen, die auf dieser Route ums Leben kamen oder vermisst werden. Hervor geht das aus Erhebungen des Projekts "Missing Migrants" der Internationalen Organisation für Migration (IOM).
Zuletzt waren bei einem großen Schiffsunglück mit vermutlich hunderten Toten vor der griechischen Küste viele Kinder gestorben.
Beitrag zum Hören: Flüchtlingskatastrophe: Griechische Küstenwache unter Verdacht (23.06.2023)
Mit Informationen von AFP
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!