Im Pariser Klimaabkommen von 2015 haben sich die Teilnehmerstaaten verpflichtet, den Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen. Dafür sollen klimaschädliche Emissionen gesenkt werden, die Anpassung an den Klimawandel vorangetrieben und auch Finanzmittel müssen im Einklang mit den Klimaschutzzielen gelenkt werden. Von allen diesen Zielen haben sich die USA verabschiedet. Teilweise aber nicht erst seit dem Amtsantritt Trumps diese Woche.
Direkter Einfluss auf Erderwärmung hält sich in Grenzen
Bereits während seiner letzten Amtszeit hatte Trump das Abkommen verlassen. Diesmal soll es schneller gehen: 2017 konnte der Austritt erst nach vier Jahren tatsächlich vollzogen werden – also erst kurz vor Amtsantritt seines Nachfolgers Joe Biden, der sofort wieder eintrat. Dieses Mal soll der Austritt mit einer einjährigen Frist zum Januar 2026 klappen.
Wie sehr die ab jetzt nicht mehr eingesparten Emissionen die Erde tatsächlich aufheizen, hat Niklas Höhne vom New Climate Institute in Berlin ausgerechnet. Er sagt: Der direkte Klimaschaden, den die USA anrichten können, sei auf die USA begrenzt. Daher rechne er mit einem Temperaturanstieg bis zum Ende des Jahrhunderts, "den man fast nicht messen kann, also unter einem Zehntel Grad". Der Trump-Faktor sei also "verkraftbar". Einen größeren Effekt hätte es, wenn sich andere Länder anschließen würden.
Weltweite Reaktionen: Noch mehr Austritte?
Bisher hat nur Argentinien - schon bei der Weltklimakonferenz im vergangenen November -angekündigt, das Pariser Abkommen zu "überdenken".
Der größte CO2-Emittent China hat auf Trumps Paris-Ausstieg mit einem Bekenntnis zum Abkommen reagiert. Der chinesische Außenamtssprecher, Guo Jiakun sagte: "Der Klimawandel ist eine gemeinsame Herausforderung für die gesamte Menschheit, und kein Land kann davon unberührt bleiben oder das Problem allein lösen".
US-Bundesstaaten stecken bereits mitten in der Energiewende
Noch nicht absehbar ist, wie sehr die einzelnen Bundesstaaten in den USA ihren Kurs ändern. Ein Beispiel: Texas, ein traditioneller Ölstaat, gilt mittlerweile als Vorreiter in Sachen Energiewende aufgrund der vielen Wind- und Solarparks. Auch wenn das weniger mit Klimaschutz und mehr mit ökonomischen Interessen zu tun habe, sagt Wolfgang Obergassel vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie.
In seiner Antrittsrede wiederholte Trump zuletzt mit "Drill, baby, drill", also "bohren, Baby, bohren", sein Versprechen, die Öl- und Gasreserven der USA in Zukunft wieder mehr zu nutzen. Zudem unterzeichnete Trump am ersten Tag seiner Amtszeit eine Anordnung, neue Pachtverträge für Windkraftanlagen auszusetzen. Mit Auswirkungen auch auf den europäischen Markt: Die Nachrichtenagentur AP berichtet, dass sich gerade 73 Gigawatt Offshore Windkraftanlagen im Bau befinden – unter anderem vom deutschen Konzern RWE. Projekte, die nun auf Eis gelegt werden müssten.
Erneuerbare billiger als fossile Energie
Klimaforscher Niklas Höhne glaubt, dass Donald Trump die Transformation hin zu Erneuerbaren Energien nicht aufhalten kann, denn: Die USA würde sich das Geschäft nicht entgehen lassen. Die Erneuerbaren seien günstiger, als die fossilen Energien. Der Wuppertaler Klimaforscher Wolfgang Obergassel argumentiert ähnlich, wenn er darauf verweist: "Wind und Solarenergie und zunehmend auch Batteriespeicher sind inzwischen günstiger als fossile Energie".
Die Energiewende wird auch in den USA weitergehen, wenn auch verzögert, bilanziert Obergassel. Und Florian Egli von der Technischen Universität München erklärt: "Es ist unklar, wie viel und welche Teile der Subventionen für grüne Technologien, die die Biden Regierung auf den Weg gebracht hat, gestrichen werden. Viele dieser Gelder unterstützen Industrien und stützen Jobs in republikanischen Staaten, eine komplette Streichung ist daher unwahrscheinlich".
Vorteil für Deutschland im Wettbewerb um grüne Technologien
Jennifer Morgan, Klimabeauftragte im Auswärtigen Amt, verweist im Interview mit dem ARD-Hörfunkstudio Brüssel auf den riesigen Markt weltweit für grüne Schlüsseltechnologien: "Ob Wind, Solar, Batterien, E-Autos, Elektrolyseure, Wärmepumpe, all das wächst rasant." Seit 2015 habe sich das Investitionsvolumen vervierfacht, diese Entwicklung wird sich fortsetzen, so Morgan.
Gerade wenn transatlantische Partner das Feld räumen, müsste Deutschland diesen Markt der Zukunft nun "mit voller Kraft" bespielen.
Zum Audio: Deja vu: Wie die Welt auf bisherige US-Klima-Ausstiege reagierte
Dieser Artikel ist erstmals am 22.01.2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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