Demonstranten lassen in Tel Aviv Luftballons aufsteigen und fordern die Freilassung weiterer Geiseln
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Ilia Yefimovich

Verlängerte Feuerpause: Weitere Geiseln in Gaza vor Freilassung

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Verlängerte Feuerpause: Weitere Geiseln in Gaza vor Freilassung

Die Hoffnung bei vielen Angehörigen der von der Hamas verschleppten Israelis ist groß: Kurz vor Ende der Feuerpause im Gaza-Krieg ringen sich die Konfliktparteien zu einer Verlängerung durch. Weitere Geiseln in Gaza könnten nun freikommen.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Nach der Verlängerung der Feuerpause im Gaza-Krieg um zwei Tage besteht große Hoffnung auf die Freilassung weiterer Geiseln. Am Montagabend einigten sich Israel und die islamistische Hamas auf eine Verlängerung der zunächst auf vier Tage angelegten Feuerpause bis Donnerstagmorgen.

Am Montagabend ließ die Hamas weitere elf Geiseln frei, darunter zwei Deutsche. Israel setzte im Gegenzug 33 palästinensische Häftlinge aus verschiedenen Gefängnissen auf freien Fuß. In der Nacht zum Dienstag ging bei der israelischen Regierung eine weitere Liste mit für die Freilassung vorgesehene Menschen ein.

Bisher 69 Geiseln freigelassen

Die in der Liste der Hamas aufgeführten Menschen dürften schon am Dienstag freikommen, berichtete die "Times of Israel" unter Berufung auf das Büro von Premierminister Benjamin Netanjahu. Es wäre die erste Gruppe, die nach der Verlängerung der Feuerpause aus der Gewalt der Islamisten entlassen wird. Wie viele Geiseln freikommen könnten, ging laut der Zeitung nicht aus der Ankündigung hervor. Andere Medien berichteten von zehn Menschen.

Seit Freitag kamen damit 69 Geiseln frei, darunter zehn deutsche Doppelstaatsbürger. Im Gegenzug hat Israel am frühen Dienstag die Freilassung von 33 palästinensischen Gefangenen bestätigt. Die Gefangenen seien "im Laufe der Nacht" im Rahmen des Waffenruheabkommens zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas freigelassen wurden, erklärte die israelische Strafvollzugsbehörde.

Dabei handelte es sich um Frauen und Jugendliche. Der jüngste Teenager war den Angaben zufolge 14 Jahre alt. Damit wurden seit Freitag bisher insgesamt 150 palästinensische Häftlinge freigelassen. Die bislang Freigekommenen waren unter anderem wegen Messerattacken auf Israelis, Brandstiftung sowie Attacken mit Brandbomben oder Steinen verurteilt worden.

Mit der verlängerten Kampfpause könnten laut "Times of Israel" ungefähr 20 weitere Geiseln freikommen, die bei der brutalen Terrorattacke am 7. Oktober durch die Hamas entführt wurden. Insgesamt verschleppten die Kämpfer damals rund 240 Menschen in den Gazastreifen. Etwa 1.200 Menschen wurden getötet. Israel ging seitdem mit einer Bodenoffensive gegen die Hamas vor.

Auch deutsche Teenager unter Freigelassenen

Die Hamas übergab am Montagabend im Rahmen der Feuerpause elf Geiseln dem Roten Kreuz, wie die israelische Armee mitteilte. Nach israelischen Medienberichten handelt es sich um neun Kinder und Jugendliche sowie zwei Frauen. In der Geisel-Gruppe befanden sich zwei deutsche Teenager, wie Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Montagabend auf der Plattform X, ehemals Twitter, schrieb. Von den verschleppten Menschen hatten rund 20 auch die deutsche Staatsbürgerschaft.

Nach 52 Tagen Leid und Verzweiflung könne die Mutter der Teenager diese wieder in die Arme schließen, schrieb Baerbock auf X. "Ich denke an die Familien, die weiter bangen. Wir tun alles dafür, dass auch sie ihre Liebsten wieder in die Arme schließen können." Laut einer Sprecherin israelischer Geiselfamilien handelte es sich bei den deutschen Staatsbürgern um zwei jugendliche Brüder.

Hamas hält weiter zehn Monate altes Baby als Geisel fest

Die Gruppe vom Montag war die vierte Gruppe an Geiseln, die seit Beginn der Feuerpause freikam. Die Menschen sollten zunächst medizinisch untersucht werden und anschließend ihre Familien treffen können. Neben den beiden Deutschen waren auch drei französische Kinder im Alter von 12 und 16 Jahren, wie das Außenministerium in Paris mitteilte. Nach Ministeriumsangaben werden weiterhin fünf Franzosen vermisst.

Der Sprecher der israelischen Regierung, Eilon Levi, sagte vor der Freilassung am Montag, es würden noch 184 Geiseln im Gazastreifen festgehalten. Davon seien 14 Ausländer sowie 80 Israelis mit einem Zweitpass. Die jüngste der Geiseln, ein zehn Monate altes Baby, war bisher nicht freigekommen. Der Junge war mit seinen Eltern und seinem vierjährigen Bruder entführt worden.

Im Video: Übergabe von elf Geiseln an das Rote Kreuz

Die islamistische Hamas hat elf weitere israelische Geiseln ans Rote Kreuz übergeben. Unter ihnen waren auch zwei deutsche Teenager.
Bildrechte: BR
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Die islamistische Hamas hat elf weitere israelische Geiseln ans Rote Kreuz übergeben. Unter ihnen waren auch zwei deutsche Teenager.

Blinken will Schritte zur Gründung eines Palästinenser-Staats besprechen

Für weitere Gespräche über die Geiseln will US-Außenminister Antony Blinken in dieser Woche erneut Israel und das Westjordanland besuchen. Er werde auch das Selbstverteidigungsrecht Israels thematisieren und über den Schutz von Zivilisten während des israelischen Einsatzes im Gazastreifen diskutieren, teilte Außenministeriumssprecher Matthew Miller am Montagabend (Ortszeit) in Washington mit.

Blinken wolle auch die weiteren Schritte zur Gründung eines palästinensischen Staates besprechen sowie die Notwendigkeit, eine Ausweitung des Konfliktes zu verhindern. Wann Blinken in der Nahost-Region eintreffen werde, teilte sein Ministerium nicht mit.

Karte: Die militärische Lage im Gazastreifen

Hinweis: Diese Informationen sind nicht vollständig unabhängig überprüfbar. Sie werden vom ISW, einem gemeinnützigen, überparteilichen Politikforschungsinstitut mit Sitz in den USA, einmal pro Tag zur Verfügung gestellt. Dadurch kann es zu Verzögerungen im Vergleich zum aktuellen Geschehen kommen.

Mit Informationen von dpa und AFP

Menschen in Tel Aviv versammeln sich, um die Freilassung aller von der Hamas im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln zu fordern.
Bildrechte: picture alliance / Kyodo | -
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Menschen in Tel Aviv versammeln sich, um die Freilassung aller von der Hamas im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln zu fordern.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!