In Bedburg-Hau am Niederrhein sind vier Menschen beim Brand in einem Seniorenheim ums Leben gekommen. 23 Personen wurden verletzt, 21 von ihnen waren Bewohner des Altersheims. Verletzt wurden aber auch ein Polizist und ein Feuerwehrmann, die in ein Krankenhaus gebracht werden mussten, wenig später aber wieder entlassen werden konnten.
Aktuell richten sich die Ermittlungen gegen einen 71 Jahre alten Bewohner. Er werde verdächtigt, das Feuer fahrlässig verursacht zu haben, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Montag mit. "Vor dem Hintergrund der laufenden Ermittlungen können zum Tatgeschehen keine weiteren Angaben gemacht werden", ergänzten die Ermittler. Es gelte die Unschuldsvermutung. Nach bisherigen Erkenntnissen sei das Feuer in einem Zimmer der Residenz ausgebrochen und griff dann auf weitere Zimmer über.
Seniorenheim nicht mehr bewohnbar
Neben den Verletzten mussten auch noch 46 weitere Bewohner das Haus verlassen. Einer ersten Untersuchung am Vormittag zufolge ist die Seniorenresidenz, der Feuerwehr zufolge, auch nicht mehr bewohnbar, da, neben „massiven Rauchschäden“ auch die Brandmeldeanlage zerstört sei. Die Bewohner müssten jetzt anderweitig untergebracht werden. Nachdem die Bewohner zuerst vor Ort von Sanitätern versorgt worden waren, wurden sie später dann in eine Mehrzweckturnhalle als Ausweichquartier gebracht. Eine Sprecherin des Altenheim-Betreibers Newcare wollte sich zu dem Brand vorerst nicht äußern.
Brand in Seniorenheim: Dramatische Rettungsaktion
Beim Eintreffen der Feuerwehr gegen 5.00 Uhr sei die Situation dramatisch gewesen, hatte der WDR unter Berufung auf einen Feuerwehrsprecher gemeldet. Feuerwehrleute hätten teils Fenster einschlagen müssen, um Heimbewohner zu retten. WDR-Informationen zufolge hatte sich das Feuer schon so weit ausgedehnt, dass die Feuerwehrleute Teilbereiche des zweigeschossigen Gebäudes nicht mehr betreten konnten.
Innenminister Reul vor Ort
Der Innenminister von NRW, Herbert Reul, sagte später vor Ort, "das ist eine sehr bedrückende Situation." Er dankte den Einsatzkräften von Polizei und Feuerwehr, die schnell beim Brand gewesen seien und sehr gute Arbeit geleistet hätten. "Ich finde es eindrucksvoll, wie sie das alles gemeistert haben und relativ schnell das Feuer im Griff gehabt haben und die allerallermeisten Menschen gerettet haben."
Auch Ministerpräsident Hendrik Wüst äußerte sich. "Diese Tragödie ist einfach schrecklich und fasst einen an. Ich bin in Gedanken bei Betroffenen und Angehörigen, wünsche den Verletzten schnelle Genesung", schrieb der nordrhein-westfälische Regierungschef auf der Onlineplattform X. Zugleich dankte er den Einsatzkräften und den weiteren Helfern
Immer wieder Brände in Pflegeheimen mit tödlichen Folgen
Immer wieder hat es schlimme Folgen, wenn in Pflegeheimen Brände ausbrechen. So starben drei Menschen, als es im Januar 2013 zu einem Brand in einem Pflegeheim für psychisch Erkrankte in Reutlingen (Baden-Württemberg) kam - sie hatten Rauchvergiftungen erlitten. Zwölf weitere Menschen wurden verletzt. Eine psychisch kranke Frau hatte ihr Bettzeug angezündet.
Ebenfalls zu einem Brand mit drei Toten war es im September 2022 in einem Altenheim in Wardenburg bei Oldenburg (Niedersachsen) gekommen. Zehn weitere Senioren wurden nach damaligen Informationen verletzt.
Stiftung Patientenschutz fordert schon länger besseren Brandschutz
Eugen Brysch von der Deutschen Stiftung Patientenschutz nahm den tragischen Vorfall in Bedburg-Hau zum Anlass, um generell auf die Lage im Pflegebereich hinzuweisen. "Die Zahl der Brände in Pflegeheimen bleibt auf einem konstant hohen Niveau, allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres hat es 26-mal gebrannt", erklärte der Stiftungsvorstand. "Das macht offenkundig, dass die Regelungen des vorbeugenden Brandschutzes in den 16.000 Pflegeeinrichtungen nicht ausreichen."
Er fordert eine gesetzliche Pflicht, der zufolge jedes Patienten- und Personalzimmer mit selbstständigen Löschanlagen ausgestattet werden müsste. "Denn diese Technik reagiert auf Wärme oder Rauch und bekämpft damit sowohl Entstehungsbrände als auch unkontrollierte Rauchgasentwicklung frühzeitig." Die meisten Bewohner könnten sich nun mal nicht selbst in Sicherheit bringen. "Sprinkleranlagen könnten hier Leben retten und Sachschäden deutlich minimieren", sagte Brysch. "Was in Möbelhäusern und Lagerhallen seit Langem Standard ist, muss auch in Pflegeheimen gelten."
Mit Informationen von dpa.
Im Video: Vier Menschen sterben bei Brand in Seniorenheim
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!