Vor mehr als 23 Jahren bekam Deutschland den Zuschlag für die Ausrichtung der Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Im Juli 2000 setzte sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) denkbar knapp mit zwölf zu elf Stimmen gegen Südafrika durch. Wie genau es zu diesem Ergebnis gekommen ist und ob unlautere Zahlungen letztlich den Ausschlag gegeben haben, ist noch nicht geklärt.
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Bis heute beschäftigen sich der Deutsche Fußball-Bund und die Justiz mit der "Sommermärchen-Affäre". Am heutigen Montag startet der vielleicht letzte Akt der Gerichtsprozesse rund um die Fußball-WM 2006.
Dabei geht es aber in erster Linie nicht um den Vorwurf der Korruption. Vielmehr legt die Staatsanwaltschaft den ehemaligen DFB-Topfunktionären Theo Zwanziger, Wolfgang Niersbach und Horst R. Schmidt Steuerhinterziehung in einem schweren Fall zur Last.
FIFA, DFB, Beckenbauer und die "berühmten" 6,7 Millionen Euro
Es geht um die "berühmten" 6,7 Millionen Euro, die das Organisationskomitee aus einem ungeklärten Zweck überwiesen haben soll. Der DFB überwies im Jahr 2005 diese Summe über den Weltfußballverband FIFA. Offizieller Zweck dieser Zahlung, die der DFB als Betriebsausgabe geltend machte: ein Beitrag für eine Gala der Weltmeisterschaft ein Jahr später. Die Gala fand allerdings nie statt.
Der frühere Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus habe dem Organisationskomitee um Franz Beckenbauer exakt diese Summe geliehen, berichtete "Der Spiegel". Über verschlungene Wege landeten die Millionen letztlich in Katar, am Ende der Kette stand der frühere katarische Fußballfunktionär Mohamed bin Hammam.
Zudem wurde bei einer internen DFB-Untersuchung ein Vertragsentwurf von kurz vor der WM-Vergabe gefunden, auf dem sich laut DFB-Angaben Beckenbauers Unterschrift fand. Im Entwurf wurden dem Fußballfunktionär Jack Warner aus Trinidad und Tobago, der bei der Vergabe mitstimmte, nach "Spiegel"-Angaben Leistungen wie 1.000 WM-Eintrittskarten der teuersten Kategorie zugesagt.
Sommermärchen-Affäre: Hat der DFB Steuern hinterzogen?
Neue Erkenntnisse oder gar eine Aufklärung der Vorkommnisse um den damaligen Organisationskomitee-Chef Franz Beckenbauer sind nicht zu erwarten. Den Angeklagten wird von der Staatsanwaltschaft zur Last gelegt, dass die fragwürdigen 6,7 Millionen Euro, die im April 2005 vom DFB an die FIFA geflossen sind, in der Steuererklärung des Verbandes für das Jahr 2006 unberechtigt als Betriebsausgabe in die Gewinnermittlung eingeflossen sein sollen.
Niersbach-Lager: "Kann nur der Freispruch stehen"
Gerade die angeklagten Ex-DFB-Präsidenten Zwanziger und Niersbach gehen selbstbewusst in den Prozess. "Ich freue mich, dass in einer öffentlichen Hauptverhandlung dieser Fall für jedermann sichtbar aufgeklärt wird", erklärte Zwanziger gegenüber der dpa. "Dann kommt endlich die Wahrheit auf den Tisch, und die muss ich nicht fürchten."
Niersbach, der 2015 nach den Enthüllungen der bis heute nicht aufgeklärten Zahlungen sein Amt niederlegte, ließ über seine Anwälte verlauten, dass "die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft in der Sache unzutreffend sowie rechtlich haltlos sind. Am Ende dieses mehr als acht Jahre andauernden Strafverfahrens kann daher nur ein Freispruch unseres Mandanten stehen."
Große Bedeutung für den DFB: Es geht um mehr als 20 Millionen Euro
Ein Freispruch dürfte auch den DFB freuen, denn: Das Finanzamt hatte dem größten nationalen Sport-Verband der Welt für das Jahr 2006 rückwirkend die Gemeinnützigkeit aberkannt. Dies hatte für den DFB eine 22,5 Millionen Euro teure Nachzahlung zur Folge. Die Klage des Verbandes gegen diesen Bescheid ist beim Finanzgericht in Kassel bis zum Abschluss des Sommermärchen-Prozesses ausgesetzt. Ein Freispruch von Niersbach, Zwanziger und Schmidt würde die Chancen erhöhen, dass dem DFB die Summe rückerstattet wird.
Während die Frage, ob die 6,7 Millionen Euro korrekt verbucht und versteuert wurden, nun vor einer endgültigen Klärung steht, dürften die Hintergründe der dubiosen Zahlung weiter im Dunkeln bleiben.
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