Je näher die Fußball-EM ab 14. Juni in Deutschland rückt, desto größer werden die Sorgen um die Sicherheit bei den Beschäftigten der Bahn. Die Eisenbahner-Gewerkschaft EVG befürchtet noch mehr Übergriffe auf das Zugpersonal und fordert deutlich mehr Anstrengungen von der Bahn für die Sicherheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als zuletzt angekündigt.
"20 Prozent pauschal mehr Sicherheitspersonal reicht meines Erachtens nicht", sagte der EVG-Vorsitzende Martin Burkert der Deutschen Presse-Agentur. "Aufgrund der aktuellen EVG-Studien und aufgrund der alarmierenden Realität braucht man die 20 Prozent mehr Sicherheitspersonale bereits für den regulären Sommer- und Tourismusverkehr."
Die Bahn hatte mitgeteilt, dass sie anlässlich der EM in Deutschland den "Pool an Sicherheitskräften an unseren Bahnhöfen und in unseren Zügen um rund 20 Prozent (oder um rund 900 Sicherheitskräfte)" aufstocken werde.
DB-Betriebsrätin: "Nicht nur freundliche Fußballfans" werden kommen
Diese 20 Prozent mehr brauche es schon im Normalbetrieb, sagte Heike Moll, Mitglied in mehreren DB-Betriebsräten, der dpa. Die Gewerkschaft hatte in der vergangenen Woche eine Umfrage unter Beschäftigten von Bahnunternehmen vorgestellt. Demnach haben 64 Prozent der Befragten in den vergangenen zwölf Monaten Gewalt oder Anfeindungen erlebt.
"Wir werden nicht nur freundliche Fußballfans hier haben, und bei manchen Fans ist die Hemmschwelle zur Gewalt einfach sehr weit unten. Daher muss die Bahn für die Sicherheit noch eine Schippe drauf geben", fordert die DB-Betriebsrätin. Laut Heike Moll braucht es vor allem an großen Bahnhöfen wie in München statt 20 eher 40 bis 50 Prozent mehr Sicherheitspersonal. Das gelte etwa auch für die Züge und Infopoints.
"Wir können unsere Kolleginnen und Kollegen nicht Übergriffen aussetzen, zu denen es womöglich wegen zu wenig Sicherheit gekommen ist. Wir müssen daher durchaus abschätzen, ob wir unsere Kolleginnen und Kollegen wohl wissend in Gefahr für Leib und Seele bringen." Dazu gebe es von ihr ein klares Nein.
EVG will Beschäftigte schützen – notfalls per Arbeitsverweigerung
Bereits vergangene Woche hatte die EVG damit gedroht, den Beschäftigten eine Arbeitsverweigerung zu empfehlen, wenn es bei einem Einsatz ein erhöhtes Gefahrenpotenzial geben könnte. "Ich will da nicht von Streik sprechen, aber das Leistungsverweigerungsrecht könnte ein Thema werden, wenn wir feststellen, dass eindeutige Risikolagen für unsere Kolleginnen und Kollegen drohen", sagte nun Betriebsrätin Moll.
EVG-Chef Burkert fordert ein EM-Sonderprogramm, "das vor allem auch die Bahnhöfe und Vorplätze im Blick hat". Das Programm müsse dem Spielplan, den Paarungen und den Fan-Bewegungen angepasst sein. "Wir sind als EVG dazu im engen Austausch mit der Gewerkschaft der Polizei." Die Kolleginnen und Kollegen bei den Bahnunternehmen seien bereit, gute EM-Gastgeber zu sein – "aber sie sind nicht bereit, Leib und Leben dafür zu gefährden."
DB-Sondertickets für Stadionbesucher
Am 14. Juni, einem Freitag, beginnt die EM um 21 Uhr in München mit dem Eröffnungsspiel Deutschland gegen Schottland. Das Finale ist genau einen Monat später in Berlin. Insgesamt acht Spielorte gibt es in ganz Deutschland. Die Bahn ist offizieller Partner der EM – für die Stadionbesucher gibt es Sondertickets: Wer eine Eintrittskarte besitzt und innerhalb Deutschlands fährt, kann die Bahn bei Hin- und Rückfahrt zum jeweiligen Spiel für 29,90 Euro pro Strecke nutzen.
Mit Informationen von dpa.
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