Die Bürger im oberbayerischen Urlaubsort Schliersee haben sich am Sonntag in einem Bürgerentscheid gegen einen umstrittenen Hotelneubau in der geplanten Form ausgesprochen. Es geht um Pläne für das in bester Lage direkt am See gelegene Hotel Schlierseer Hof.
Laut vorläufigem Ergebnis des Bürgerentscheids votierten 2.115 Bürger dafür, dass das Haus renoviert oder bei einem Neubau die jetzige Größe der Bebauung nicht wesentlich überschritten werden soll. 1.656 Bürger stimmten mit Nein, also für die Neubaupläne der Hoteliersfamilie.
Bürgerinitiative gegen "Megahotel am See"
Die Eigentümer des in die Jahre gekommenen Traditionshauses Schlierseer Hof wollten das Haus abreißen und größer neu bauen. Sie argumentierten, eine Sanierung wäre teurer als der auf 55 Millionen Euro veranschlagte Neubau. Im Entwurf für ein dreigliedriges Ensemble wäre Platz für 112 Zimmer, einen Wellnessbereich und Räume für kulturelle Aktivitäten gewesen. Durch ein modernes Hotel in dieser Form hatten sich viele Schlierseer positive Auswirkungen für den gesamten Ort erhofft. Auch der Gemeinderat hatte sich mit breiter Mehrheit für die Neubaupläne ausgesprochen.
Die Initiatoren der Bürgerinitiative Schlierseer Hof hatten unter dem Motto "Schliersees Schönheit bewahren - kein Megahotel am See" den Bürgerentscheid initiiert und rund 1.300 Unterschriften gesammelt. Das waren etwa doppelt so viele, wie in dem 7.000-Einwohner-Ort nötig gewesen wären.
Sie kritisieren das rund 90 Meter lange und knapp 24 Meter hohe geplante Gebäude als zu groß und zu wuchtig: "Wir wollen keine überdimensionierten Gebäude, die das Ortsbild zukünftig prägen und dadurch weitere Investorenwünsche wecken." Alexander von Schoeler, Pressesprecher der Bürgerinitiative, hatte stets betont, man befürworte die umfassende Renovierung, den Umbau oder den maßvollen Neubau des Schlierseer Hofs.
Besitzer sehen nach Bürgerentscheid keine Zukunft
Die Hoteliersfamilie, die den Schlierseer Hof betreibt, sieht nach dem Bürgerentscheid vom Sonntag keinen Sinn in Gesprächen mit der Gemeinde Schliersee. Marcel de Alwis, der das Hotel von seinen Eltern übernehmen und mit dem Neubau in die Zukunft führen wollte, sagte dem BR-Studio Rosenheim, dass eine "radikale Fragestellung" in diesem Bürgerentscheid alle Neubaupläne zunichtegemacht habe. Das habe man immer klar kommuniziert. "Viele meinten, dass wir nur pokern wollten und am Ende doch kleiner bauen – aber dies wird leider nicht passieren." Man habe in den letzten Monaten das geplante Volumen dreimal verkleinert und sei beim "absoluten Minimum" angekommen.
Die Erwartungen von Seiten des Bügermeisters, Franz Schnitzenbaumer, und des Sprechers der Bürgerinitiative, Alexander von Schoeler, der Ball liege bei der Familie de Alwis, diese müsste nun das Gespräch suchen, laufen offenbar ins Leere. Das habe keinen Sinn, so Marcel de Alwis, der Bürgerentscheid habe "jegliche touristische Entwicklung beendet". Und weiter: "Es ist sehr schade, dass man in dieser Gemeinde nichts bewegen kann und wir als Gemeinde mit den meisten Bürgerbegehren ein ganz klares Signal nach außen senden, und das ist ein klares Nein zum Fortschritt."
Man habe nur das Beste für das Hotel, den Ort und die Region gewollt und viel Energie in die Planungen gesteckt. Diese positive Energie sei verflogen. "Wir werden dies in der kommenden Woche sacken lassen und dann eine Entscheidung für uns treffen", so der 26-Jährige.
Im Audio: Schlierseer Bürger stimmen gegen größeren Hotel-Neubau
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