Bei den Vorwahlen zeichnet sich wie erwartet ein Sieg des republikanischen Präsidentschaftsbewerbers Donald Trump ab. Rivalin Nikki Haley hat keine Chancen. Experten sehen die Abstimmung als wichtigen Stimmungstest für Biden und Trump.
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Vorwahlen als Stimmungstest: Sind die USA wieder Trump-Land?

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Vorwahlen in den USA: Trump und Biden weiter klar vorne

Der frühere US-Präsident Trump hat bei den Vorwahlen am "Super Tuesday" einen Sieg nach dem anderen eingefahren. Seine Rivalin Haley erzielte nur in Vermont einen Erfolg. Experten sehen die Abstimmung als wichtigen Stimmungstest für Biden und Trump.

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Der frühere US-Präsident Donald Trump hat seinen Siegeszug bei den Vorwahlen der Republikaner am sogenannten "Super Tuesday" fortgesetzt und seine Rivalin Nikki Haley immer mehr abgehängt. Der 77-Jährige gewann am Dienstag am womöglich vorentscheidenden Wahltag in mindestens zwölf der 15 Bundesstaaten, in denen abgestimmt wurde. Haley erzielte mit einem überraschenden Sieg im Bundesstaat Vermont einen Achtungserfolg.

Trump: "Fantastischer Abend"

Trump war trotzdem der klare Sieger des "Super-Dienstag": Er gewann unter anderem in den bevölkerungsstärksten US-Bundesstaaten Kalifornien und Texas und in weiteren Staaten wie Alabama, Maine, North Carolina, Tennessee und Virginia. Er sicherte sich damit hunderte Delegiertenstimmen, die er bei einer Wahl zum Präsidentschaftskandidaten benötigt.

Am Wahlabend sprach Trump vor Anhängern in seinem Privatanwesen Mar-a-Lago im Bundesstaat Florida von einem "fantastischen Abend". "Sie nennen es nicht umsonst den 'Super Tuesday'."

Biden verliert Vorwahl in Amerikanisch-Samoa

Der demokratische Amtsinhaber Joe Biden, der sich ohne echte Konkurrenz um eine zweite Amtszeit bewirbt, gewann bei den Abstimmungen seiner Partei – einzig im US-Außengebiet Amerikanisch-Samoa gab es eine Überraschung für ihn. Dort verlor er überraschend gegen den Geschäftsmann Jason Palmer. Die Vorwahl endete laut US-Medien mit 51 zu 40 Stimmen. Tatsächlich hatten in Amerikanisch-Samoa weniger als hundert Wähler an der Vorwahl der Demokraten teilgenommen. Biden dürfte diese Niederlage wenig schmerzen, es geht lediglich um sechs Delegiertenstimmen.

Um zum Präsidentschaftskandidaten gekürt zu werden, braucht ein Bewerber bei den Republikanern die Stimmen von 1.215 der insgesamt 2.429 Delegierten. Für Trump rückt dieses Ziel immer näher, wohingegen Haley keine realistische Chance mehr hat. Daran änderte auch der überraschende, aber letztlich eher symbolische Sieg in Vermont im Nordosten der USA nichts. Unklar war zunächst, ob die frühere US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen und Ex-Gouverneurin des Bundesstaates South Carolina nun im Rennen bleiben wird oder das Handtuch wirft.

Sollte die 52-Jährige aufgeben, stünde Trumps erneute Präsidentschaftskandidatur de facto fest – und damit ein erneutes Duell mit dem Demokraten Joe Biden bei der Präsidentschaftswahl am 5. November.

Haley-Team weist auf Besorgnis vieler Wähler wegen Trump hin

Haleys Wahlkampfteam reagierte auf den Abend nüchtern. Man fühle sich "geehrt", die "Unterstützung von Millionen von Amerikanern im ganzen Land erhalten zu haben, auch in Vermont", teilte die Sprecherin des Wahlkampfteams, Olivia Perez-Cubas, mit. In jedem Bundesstaat gebe es nach wie vor eine große Anzahl an republikanischen Wählern, die ihre "tiefe Besorgnis über Donald Trump" zum Ausdruck brächten. Das sei nicht die Einigkeit, die die Partei für ihren Erfolg brauche.

Biden warnt: Wenn Trump gewinnt, "ist Fortschritt in Gefahr"

Biden hielt keine Rede, sondern gab eine Erklärung ab, in der er warnte, dass die Ergebnisse vom Dienstag den Amerikanern eine klare Wahl aufgezeigt hätten.

"Wenn Donald Trump ins Weiße Haus zurückkehrt, ist all dieser Fortschritt in Gefahr", sagte Biden. "Er wird von Groll und Gier getrieben und ist auf seine eigene Rache und Vergeltung konzentriert, nicht auf das amerikanische Volk."

Trump und Biden gelten als gesetzt

Beim Super Tuesday finden in 15 der 50 Bundesstaaten Vorwahlen statt. Dabei bestimmen die jeweiligen Parteien ihre Kandidaten für die eigentliche Wahl im November. Als unstrittig gilt, dass sich am Ende Trump bei den Republikanern und Biden bei den Demokraten durchsetzen dürften. Die jeweiligen Kandidaten werden formell auf Parteitagen im Sommer nominiert.

Zentrales Wahlkampfthema: Die Grenzsicherung

Erste Nachwahlbefragungen zeigten, dass für viele Republikaner Trumps Versprechen zur Sicherung der Grenzen eine zentrale Rolle spielt. Der Ex-Präsident hat angekündigt, ein großes Programm zur Ausweisung von Ausländern ohne Aufenthaltsgenehmigung anzustoßen.

Jedoch wurde auch deutlich, welche Gefahr ihm durch seine Gerichtsverfahren drohen könnte: 40 Prozent der Teilnehmer an der republikanischen Vorwahl in Virginia sind Edison zufolge der Ansicht, dass Trump bei einem Schuldspruch nicht mehr für das Amt geeignet wäre. In North Carolina waren es 32 Prozent und in Kalifornien 23 Prozent. Trump sieht sich mit mehreren Klagen konfrontiert. Bei allen hat er die Vorwürfe zurückgewiesen und von politisch motivierten Verfahren gesprochen.

Drohender Wählerverlust: Viele neue Sorgen für Biden

Auch für Biden ergaben bereits die frühen Befragungen Anlass zur Sorge. In Kalifornien, mit knapp 40 Millionen Einwohnern etwa halb so groß wie Deutschland, setzte sich Trump gegenüber Haley auch bei Wählern durch, die als "nonwhite" – nicht-weiß – klassifiziert wurden. Davon waren die meisten Hispanics, die größte Minderheit in den USA. Edison zufolge lag Trump hier mit 72 Prozent vorn.

Hispanics und andere nicht-weiße Wähler bilden traditionell einen harten Kern der demokratischen Unterstützer. Allerdings hat Trump anderen Umfragen zufolge hier zuletzt Boden gutgemacht, insbesondere bei Arbeitern. Bei der Wahl 2020 hatte Biden Trump bei Hispanics um etwa 20 Prozentpunkte geschlagen.

Déjà-vu: Wahl im November dürfte knapp ausgehen

Bei der Wahl im November wird mit einem sehr knappen Ergebnis gerechnet. Biden sieht sich Kritik ausgesetzt, er habe sich im Gaza-Krieg zu sehr auf die Seite Israels geschlagen. Ein Teil der US-Wähler zeigt sich unzufrieden mit beiden Bewerbern, schon allein wegen ihres Alters: Trump ist 77 Jahre alt, Biden 81.

Mit Informationen von Reuters, dpa und AFP

Im Video: "Super Tuesday" in den USA

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