17.02.2025, Berlin: Friedrich Merz (l), Unions-Kanzlerkandidat und CDU-Bundesvorsitzender, und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sind gemeinsam auf einem Bildschirm während der Sendung ARD "Wahlarena" zu sehen. Neben CDU-Kanzlerkandidat Merz, und Bundeskanzler Scholz (SPD) werden auch Weidel, Fraktionsvorsitzende der AfD, und Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz befragt. Die Politiker beantworten live nacheinander die Fragen eines repräsentativ ausgewählten Publikums. Moderiert wird die Sendung von Wellmer und Klamroth. Foto: Kay Nietfeld/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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ARD-Sendung "Wahlarena"

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Wahlarena: Keine Patzer - aber auch keine neuen Erkenntnisse

Wahlarena: Keine Patzer - aber auch keine neuen Erkenntnisse

Derzeit begegnen sich Spitzenkandidaten der Parteien in diversen Formaten. In der ARD-Wahlarena am Montag etwa stellten sich Scholz, Merz, Weidel und Habeck Publikumsfragen – doch neue Erkenntnisse gab es kaum. Eine Analyse.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Nach wie vor sei ein Drittel der Wahlberechtigten unentschlossen, wem sie am Sonntag die Stimme geben – so sagen es Wahlforscher. Vor allem um dieses Wählerpotenzial geht es in den letzten Gesprächsrunden vor der Bundestagswahl. Inhaltlich, so scheint es, wollen Kanzler Olaf Scholz (SPD) und seine Herausforderer Friedrich Merz (CDU/CSU), Alice Weidel (AfD) und Robert Habeck (Grüne) die Wähler an diesem Abend aber nicht mehr überzeugen. Alle vier versuchen vor allem, Nähe zu zeigen – schließlich fragen an diesem Abend nicht Moderatoren, sondern Zuschauer.

Im Mittelpunkt steht: Verständnis zeigen

Beispielsweise meldet sich eine Altenpflegerin aus Bochum. Sie sagt, dass sie aus finanziellen Gründen noch im Ruhestand arbeiten müsse. Von Olaf Scholz will sie wissen, ob das gerecht sei. Nein, sagt der Kanzler verständnisvoll, um dann sein Rentenkonzept zu erläutern – auch wenn das der Rentnerin leider nicht konkret helfe, wie Scholz zugibt. Friedrich Merz nutzt die Frage einer Schulleiterin, um Lehrerinnen und Lehrer in den höchsten Tönen zu loben. Aber Bildungspolitik sei nun mal in erster Linie Sache der Länder – verbindliche Versprechen macht Merz der Frau aus dem Publikum daher nicht.

Eine sehr konkrete Frage hat ein junger Eigenheimbesitzer aus Niedersachsen an Robert Habeck: Für die vom Land bei einer Dachsanierung geforderte Solaranlage habe er kein Geld und die Bank gebe nicht ausreichend Kredit. Habeck kann das überhaupt nicht verstehen: Langfristig lohne sich doch die Investition in Solarenergie genauso wie eine Wärmepumpe. Der Mann bleibt skeptisch und verbleibt mit Habeck so, dass man ja mal gemeinsam zur Bank gehen könne.

Alice Weidel wird von einer Schülerin gefragt, wie sie zu einem Social Media Verbot für unter 16-Jährige stehe. Die AfD-Kandidatin spricht daraufhin von ihren eigenen Kindern und der Verantwortung von Eltern für die Handynutzung der Kinder. Die konkrete Antwort könne sie jetzt aus dem Stegreif nicht beantworten, es sei aber eine sehr gute Frage, lobt Weidel die Schülerin.

Inhaltlich wenig Neues

In den meisten Sachfragen gibt es keine neuen Erkenntnisse. Unions-Kanzlerkandidat Merz sagt zu den von ihm geforderten Kürzungen beim Bürgergeld, dass darüber wohl das Bundesverfassungsgericht entscheiden werde. Alice Weidel plädiert mit einem deutlich anderen Akzent als die eigene Partei für eine Gleichstellung homosexueller Partnerschaften. Den Punkt des Abends macht eine Zuschauerin, die in die Runde ruft: "Glauben Sie, dass Herr Höcke das auch so sieht?", worauf Weidel herzhaft lachen muss.

Scholz und Merz gehen nicht zusammen ins Kabinett

Immerhin ist nach diesem Abend klar: Olaf Scholz und Friedrich Merz werden nach der Wahl nicht zusammen am Kabinettstisch sitzen. Auf den Hinweis von Moderator Louis Klamroth, es könne doch sein, dass beide in einer Regierung landen, sagt Merz: "Das halten wir beide für relativ unwahrscheinlich." Worauf Scholz sagt: "Wo er recht hat, hat er recht."

Ansonsten sorgt schon das Format – die Kandidaten werden hintereinander vom Publikum befragt – dafür, dass es zu keinen größeren Kontroversen kommt. Lediglich Robert Habeck, der zuletzt bei Polit-Runden schwarz-grüne Gemeinsamkeiten herausgestellt hat, geht beim Thema Klimaschutz klar auf Distanz zu Merz. Wenn Merz für Technologieoffenheit in der Klimapolitik werbe, verberge sich dahinter ein Angriff auf die Klimaziele. Vielleicht eine Reaktion darauf, dass Merz kurz vor der Sendung Habeck zum gescheiterten Wirtschaftsminister erklärt hat, den er in dieser Position daher nicht in einem von ihm geführten Kabinett sieht.

Im Video: Zusammenfassung der "Wahlarena"

Ausschnitt aus der "Wahlarena"
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Am Ende gibt es keinen Gewinner, keinen Verlierer

Fazit: Einen klaren Gewinner gibt es an diesem Abend ebenso wenig wie einen eindeutigen Verlierer. Alle vier Kandidaten zeigen Stärken und Schwächen. Auf die Fragen aus dem Publikum antworten sie immer wieder unpräzise oder weichen, insbesondere Alice Weidel, ganz aus. Niemand will an diesem Abend etwas falsch machen, keiner will sich einen Patzer erlauben. Dafür können alle Sympathiepunkte sammeln. Scholz, Merz, Weidel und vor allem Habeck gehen auf das Publikum zu, zeigen sich nahbar und verständnisvoll. Auch das sicher mit Blick auf die letzten noch Unentschlossenen unter den Zuschauerinnen und Zuschauern.

Am Mittwoch, 19.02.2025: Die BR24 Wahlarena live aus Passau, um 20.15 im BR Fernsehen. Rund 100 Bürgerinnen und Bürger diskutieren mit Alexander Dobrindt (CSU), Jamila Schäfer (Bündnis 90/Die Grünen), Carsten Träger (SPD) und Katja Hessel (FDP).

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