Zehntausende demonstrieren in Paris gegen Antisemitismus
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Marsch gegen Antisemitismus in Paris, an dem sich zehntausende Menschen beteiligen.

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Zehntausende demonstrieren in Paris gegen Antisemitismus

Zehntausende demonstrieren in Paris gegen Antisemitismus

Kein Land in Europa hat eine so große jüdische Gemeinde wie Frankreich. Seit Beginn des Krieges in Israel und Gaza kam es zu Hunderten antisemitischen Zwischenfällen. Mit einem Marsch durch Paris setzten Tausende ein Zeichen gegen Antisemitismus.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Mehr als 100.000 Menschen haben am Sonntag in der französischen Hauptstadt Paris gegen den seit Beginn des Krieges in Israel und Gaza zunehmenden Antisemitismus demonstriert. Unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern waren Premierministerin Élisabeth Borne, die Rechtspopulistin Marine Le Pen sowie Spitzenvertreter mehrerer anderer Parteien. Präsident Emmanuel Macron war nicht dabei, bekundete aber seine Unterstützung und rief die Franzosen zum Engagement gegen Antisemitismus auf. "Ein Frankreich, in dem unsere jüdischen Mitbürger Angst haben, ist nicht Frankreich", schrieb er in einem Brief an die Bevölkerung in der Zeitung "Le Parisien".

Hunderte antisemitische Vorfälle in Frankreich seit Kriegsbeginn

Entlang der Marschroute wurden 3.000 Polizisten stationiert. Zu der Kundgebung hatten die Spitzen des französischen Senats und der Nationalversammlung aufgerufen, um ein Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen. Nach Angaben des französischen Innenministeriums hat es seit dem Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober mehr als 1.200 antisemitische Vorfälle im Land gegeben, darunter neben Pöbeleien und Schmierereien auch Gewalttaten. Da in Frankreich sowohl die größte jüdische als auch die größte muslimische Gemeinde Europas lebt, ist die Sorge groß, dass die Gewalt in Nahost auf das Land übergreift.

Linkspolitiker nicht dabei - dafür Rechtspopulistin Le Pen

Bereits im Vorfeld war die Großkundgebung zu einem Politikum geworden. Dafür sorgte der Boykott der linskpopulistischen Partei LFI sowie der Aufruf Le Pens an ihre Anhänger, sich an dem "Großen Marsch" zu beteiligen. Der Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon von der Bewegung La France insoumise ("Unbeugsames Frankreich") bezeichnete den Marsch bereits vergangene Woche als Treffen von "Freunden einer bedingungslosen Unterstützung für das Massaker" im Gazastreifen.

Vor Beginn des Marschs schrieb Premierministerin Borne im Onlinedienst X (vormals Twitter), die Abwesenheit der Linken spreche "für sich selbst". Doch auch die Präsenz von Marine Le Pen und ihrer Partei Rassemblement National "täuscht niemanden", fügte sie mit Blick auf die antisemitische Vergangenheit der Partei hinzu. Mitglieder der linksgerichteten Organisation Golem wurden unterdessen von der Polizei daran gehindert, Le Pens Teilnahme an der Kundgebung zu blockieren.

Aktivist: "Wichtiges Zeichen für die jüdischen Gemeinden"

Nach Angaben der Polizei nahmen 105.000 Menschen an dem Marsch teil, in ganz Frankreich gingen nach Angaben des Innenministeriums rund 182.000 Menschen gegen Antisemitismus auf die Straße. Der 67-jährige Demonstrant Robert Fiel sagte, er marschiere gegen Gewalt, Antisemitismus und alle politischen Extrempositionen, die die Gesellschaft infiltrierten. "Um zu zeigen, dass die schweigende Mehrheit existiert."

Macron verwies in seinem Zeitungsbeitrag darauf, dass bei dem Terrorangriff der militant-islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 40 französische Staatsbürger getötet worden seien. Acht würden noch vermisst oder als Geiseln festgehalten. Angehörige einiger der Toten und Vermissten nahmen ebenfalls an dem Marsch teil.

Patrick Klugman, ein Mitglied der Organisation "Freethem", die sich für die Freilassung der von der Hamas bei ihrem Angriff auf Israel verschleppten Geiseln einsetzt, sagte, die große Beteiligung bei der Kundgebung sei ein wichtiges Zeichen für die jüdischen Gemeinden in Frankreich.

Mit Informationen von dpa und AFP

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