Soldaten bei der Bundeswehr
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Zurück zur Wehrpflicht? Das sagen Jugendliche dazu

Sollten junge Menschen in Deutschland wieder lernen, ihr Land zu verteidigen? Der Ukraine-Krieg hat die Debatte über die seit mehr als einem Jahrzehnt ausgesetzte Wehrpflicht neu entflammt. Doch was sagen die jungen Menschen selbst dazu?

Bis 2011 mussten Jahr für Jahr zehntausende junge Männer in Deutschland "zum Bund". Oft direkt nach dem Schulabschluss rückten sie in die Kasernen ein. Seit mehr als einem Jahrzehnt ist die Wehrpflicht nun ausgesetzt - gänzlich abgeschafft wurde sie allerdings nie.

Der Ukraine-Krieg hat die Debatte über eine mögliche Wiedereinführung aufköcheln lassen: Die Bundeswehr sei in den vergangenen Jahren totgespart worden, sagen einige. Auch, wenn Deutschland derzeit keine Gefahr droht, müsse die Wehrfähigkeit verbessert werden. Man könne junge Menschen nicht dazu zwingen, mehrere Monate bei der Bundeswehr oder im sozialen Dienst zu verbringen, argumentieren andere. Was sagen die jungen Menschen selbst dazu?

Wehrpflicht oder Dienstpflicht?

Jene, die für eine Wiedereinführung plädieren, spalten sich grob in zwei Lager: Politiker insbesondere der Alternative für Deutschland (AfD) sprechen sich für eine allgemeine Wehrpflicht aus. Das bedeutet, junge Menschen müssten ihren Dienst bei der Bundeswehr ableisten. Anstelle der Wehrpflicht war 2011 ein freiwilliger Wehrdienst ab 17 Jahren eingeführt worden. Die Bundeswehr sieht darin ein "Kennenlernen" der Truppe und hofft, dass einige Teilnehmer bleiben.

Ein anderes Modell schlägt eine Dienstpflicht vor, unter anderem bei der Union, den Freien Wählern und der SPD gibt es Befürworter dafür. Ein solcher Dienst würde sich nicht auf die Bundeswehr beschränken, möglich wäre auch ein Einsatz bei der Feuerwehr, im Pflege- oder Sozialbereich oder beim Technischen Hilfswerk. Junge Menschen - Frauen und Männer - würden sich, so die Idee, eine gewisse Zeit für einen solchen Dienst verpflichten. Bei der Einführung einer allgemeinen Dienstpflicht stellt sich allerdings eine Reihe rechtlicher Fragen: Es wäre wohl eine Grundgesetzänderung nötig.

Junge Menschen sind geteilter Meinung

Wie sagen die Jugendlichen, die von einer möglichen Wehrpflicht oder Dienstpflicht betroffen wären, zu der Debatte? BR24 hat auf seinem TikTok-Kanal über die verschiedenen Modelle und die Diskussion dazu berichtet. Da sich bei TikTok vor allem Jugendliche tummeln, haben wir unsere Follower gefragt, was sie davon halten.

Die knapp 350 Kommentare spiegeln die Uneinigkeit, die zu diesem Thema auch in der Politik herrscht, wider: Da gibt es jene, die eine Wiedereinführung gutheißen und laut eigener Aussage auch einverstanden wären, ihre Zeit dafür zu opfern. "Das ist richtig und ich bin bereit zu kämpfen, wenn es sein muss", schreibt ein User.

Ein anderer zweifelt, er glaubt nicht an eine Verbesserung der Wehrfähigkeit durch eine allgemeine Wehrpflicht: "Unser Talent ist nicht Masse, sondern Qualität", schreibt der User. "Wir brauchen besser ausgebildetes Personal", pflichtet ihm ein anderer bei.

Ähnlich hat sich dazu der Generalinspekteur der Bundeswehr, Eberhard Zorn, kürzlich geäußert: Die Bundeswehr benötige eher gut ausgebildete Spezialisten als viele neue Wehrpflichtige, sagt er. Auch die Ampel-Koalition hat sich gegen eine Rückkehr der Wehrpflicht ausgesprochen.

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Kommentar eines TikTok-Users bei BR24

Einig sind sich viele Userinnen und User, dass eine Wehrpflicht wenn dann für beide Geschlechter gelten müsse: Frauen müssten ebenso einbezogen werden wie Männer.

Ein anderer User sieht es gar nicht ein, seine Zeit nach dem Schulabschluss in der Kaserne oder im Zivildienst zu verbringen. Deutschland dürfe junge Menschen nicht dazu zwingen, findet er. Gerade nach der langen Schulzeit wolle man sein Leben selbstbestimmt organisieren, pflichtet ihm eine Nutzerin bei.

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Kommentar eines TikTok-Users bei BR24

Zynische Kommentare kommen vor allem von Userinnen und Usern, die selbst nicht mehr von einer Wehrpflicht oder Dienstpflicht betroffen wären: Die jungen Leute sollten ruhig mal "etwas Anständiges" leisten, finden einige. Ein bisschen Drill "schadet denen nicht", schreibt ein User. Die "Generation Sheesh" müsse erwachsen werden, findet ein Dritter.

Das dürfte den junge Leuten wohl auch gelingen, ohne dabei eine Waffe in den Händen zu halten.

BR24 ist mit einem eigenen Kanal bei TikTok vertreten. Unser Angebot dort richtet sich vor allem junge Menschen, Schüler, Azubis, Studenten. Mit unseren Inhalten erreichen wir teils Hunderttausende von ihnen. Wir freuen uns aber über jeden, der uns dort folgen möchte - auch wenn er oder sie älter ist als 14 Jahre.

quer vom 10.03.2022
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Jugend am Ende der "Spaßgesellschaft"

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