Am 1. November 1849, heute vor 175 Jahren, wurden in Bayern die ersten Briefmarken auf deutschem Boden veröffentlicht. Es war der Anfang einer großen Erfolgsgeschichte. Heute werden Briefmarken der Deutschen Post vom Bundesfinanzminister herausgegeben. Es gibt einen programmatischen und einen künstlerischen Beirat. Ideen für eine Briefmarke darf jeder Bundesbürger einreichen. Etwa 500 Vorschläge gibt es jedes Jahr.
Kunstwerke, die herumkommen
Briefmarke sind oft auch kleine Kunstwerke, das Bundesfinanzministerium beauftragt immer wieder Künstlerinnen und Künstler mit der Gestaltung. Und das sei auch gut so, sagt der Berliner Künstler Henning Wagenbreth. Er gestaltet riesengroße Plakate, aber auch kleine Briefmarken. Briefmarken seien viel unterwegs, so Wagenbreth, "im Privaten, in Deutschland, aber auch im Ausland". Mit der Auswahl, welche Briefmarke er oder sie aufklebt, stelle sich nicht nur der Absender dar, sondern auch das jeweilige Land. "Und ich finde, Deutschland hat immer noch sehr schöne Briefmarken."
Trotz des Rückgangs der Briefpost gibt Deutschland noch immer viele neue Briefmarken heraus, allein etwa 50 Sonderbriefmarken jedes Jahr. Und die Themen sind breit gestreut: Von Umweltschutz bis zu historischen Ereignissen, die November-Marke der Post etwa erinnert an Frauen im Nationalsozialismus. Die Dezember-Marke an mittelalterliche Stätten des Judentums in Deutschland. Henning Wagenbreth hat unter anderem schon Briefmarken zur Turn-EM, zum Motorflug und Motorsport, zum Brettspiel "Mensch ärgere dich nicht" und zu Till Eulenspiegel gestaltet.
Briefmarken von Henning Wagenbreth – eine Auswahl:
Gestaltung mit Sonderregeln
Die Gestaltung der wenige Quadratzentimeter großen Briefmarken unterscheide sich gar nicht so sehr von etwa der Gestaltung von Plakaten, so Wagenbreth: "Ein großes Plakat guckt man sich halt von weiter weg an, und eine Briefmarke aus 30 Zentimeter Entfernung. Das hat dann lediglich mit verschiedenen Proportionen zu tun." Trotzdem gebe es ein paar Regeln, etwa dass das Motiv gut erkennbar sein müsse, und dass es "auch irgendwie so einen Akzent hat, dass man da auch draufguckt."
- Zum Artikel: #fragBR24💡 Gibt es bald keine Briefmarken mehr?
Briefe mit klassischen Briefmarken werden seltener, Postfilialen schließen: Henning Wagenbreth macht sich Sorgen um die Zukunft der Briefmarke in Deutschland, "weil sich die Post dann sicherlich irgendwann die Frage stellt, inwieweit das noch wirtschaftlich sinnvoll ist". Dann würden vielleicht die Motive reduziert oder die Briefmarke eines Tages ganz abgeschafft, wie das in vielen anderen Ländern schon passier sei. Auch "im Sinne der Schönheit" wirbt der Berliner Künstler deshalb dafür, "dass alle möglichst Briefmarken kaufen und noch echte Briefe verschicken".
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