Christiane Tippmann spielt im Garten mit ihrem Hund
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Christiane Tippmann mit ihrem Hund

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Angststörung: Wenn die Furcht das Leben kontrolliert

Angststörung: Wenn die Furcht das Leben kontrolliert

Fast jeder Mensch fürchtet sich vor irgendetwas. Bei Menschen mit einer generalisierten Angststörung nehmen die Ängste allerdings überhand. Eine Betroffene erzählt, wie sie damit lebt.

Über dieses Thema berichtet: STATIONEN am .

Über die Autobahn zu fahren war für Christiane Tippmann früher kein Problem. "Ich habe es geliebt, Gas zu geben", erinnert sie sich. "Ich habe mich über jedes andere Auto gefreut, das ich abgehängt habe." Doch inzwischen geht das nicht mehr, denn Christiane hat Angst. Beim schnellen Fahren, aber auch vor ganz vielen anderen Dingen. Der Auslöser: Eine Fahrt mit dem Nachbarsjungen auf dem Rücksitz. Da habe sie eine Panikattacke bekommen, erzählt sie. Aus Angst, plötzlich ohnmächtig zu werden. "Um Gottes Willen, wenn das jetzt passiert, bringe ich uns alle um", waren ihre Gedanken. Dann habe sie auf der Autobahn angehalten.

Als Kind hat Christiane oft plötzlich das Bewusstsein verloren. Die Ärzte waren ratlos, niemand kannte die Ursache. Seit ihrem 19. Lebensjahr ist ihr das nicht mehr passiert. Was eigentlich gut ist. "Wenn ich nicht die Angst entwickelt hätte, dass es jederzeit wieder passieren kann – in den unmöglichsten Situationen", sagt sie.

Die Angst ist ein ständiger Begleiter

Christiane leidet unter einer generalisierten Angststörung. Das bedeutet: Die Angst bezieht sich auf alles Mögliche. Menschen wie sie entwickeln sogar Angst vor der Angst selbst. Und sie leiden unter den Symptomen. "Mir wird total heiß, total schlecht und ich höre nichts mehr", beschreibt Christiane dieses Gefühl. "In mir rauscht und pfeift es und dann denke ich, dass ich bewusstlos werde."

Die Angst hat sich auf viele Bereiche ausgebreitet. Als Christiane ihr erstes Kind bekam, litt sie unter der plötzlichen Furcht, es nicht richtig versorgen zu können. Sie hatte durchgehend Panikattacken, konnte fünf Tage lang nicht schlafen und kam schließlich in eine psychiatrische Klinik. "Ich konnte nichts essen, kaum trinken, konnte nichts bei mir behalten und habe innerhalb von fünf Tagen elf Kilo abgenommen", erinnert sie sich. Immer mehr unerklärliche Ängste seien dazugekommen – vor der Dunkelheit oder vor der beruflichen Verantwortung in ihrer Werbeagentur. "Man zweifelt an sich selbst", sagt Christiane. "Ich bin sehr gut ausgebildet, bin unheimlich kreativ und gut in dem, was ich tu. Ich habe mehrere Firmen gegründet und die erfolgreich geführt. Aber am Ende ist da immer eine riesige Angst, es nicht zu schaffen, weil die Panik wiederkommen könnte."

Was Christiane gegen ihre Ängste hilft

Jeden Morgen versucht Christiane, sich zu stärken, zum Beispiel mit Yoga. "Im besten Fall gehen die ganzen Gedanken weg", meint sie. Auch die Berge helfen ihr, sie hat sich sogar ihre Lieblingsberge in Tirol auf den Arm tätowieren lassen, um sich Mut zu machen. Doch trotz allem ist sie auf starke Medikamente angewiesen. Einmal hat sie die abgesetzt und ist auf einer Straße mit dem Auto gefahren, auf der zuvor Freunde tödlich verunglückt waren. "Ich konnte einfach nicht mehr", sagt sie rückblickend. "Und dann waren da Bäume und diese Tafel zum Gedenken an meine verunglückten Freunde. Ich habe gedacht, dass ich es jetzt im Winter leicht nach einem Unfall aussehen lassen könnte." Auf der Straße und damit am Leben blieb sie schließlich wegen ihrer Kinder: "Die Kinder, mein Mann und mein Hund sind meine Motivation, dazubleiben."

Ihre Familie gibt ihr Halt und Unterstützung. Doch Christiane hat auch Angst davor, dass sie ihren Kindern ihre Angst weitergeben könnte. "Es beeinflusst dein ganzes Leben, wenn du immer Angst hast", sagt Christiane. "Und es beeinflusst dein ganzes Umfeld."

Mehr zum Thema "Angst · Wie überwinden wir sie?" in der Sendung STATIONEN in der ARD Mediathek.

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