"Bußgeldbescheid", "Bußgeldkatalog", "Büßerhemd": Meist denkt man bei "Buße" an Strafe für Fehlverhalten wie Geschwindigkeitsüberschreitung, Falschparken oder Schwarzfahren. Und so hört sich der Buß- und Bettag, den evangelische Christen heute begehen, vom Namen her erst einmal negativ an. Doch im religiösen Sinn bedeutet Buße Umkehr. Es geht darum, die eigenen Fehler zu bereuen und daraus zu lernen.
- Zur Zeitleiste: "Buß- und Bettag: Ein Feiertag im Wandel der Zeit"
"Nein, ich bereue nichts" - Geht nicht!
Auch wenn die französische Chanson-Ikone Edith Piaf in ihrem weltbekannten Lied einmal sang: "Nein, ich bereue nichts" – gar nichts zu bereuen, gehe nicht. "Weil Reue untrennbar mit Entscheiden und Handeln verbunden ist. Wir entscheiden uns nicht immer richtig, wir handeln nicht immer richtig", sagt der Trierer Psychologe Dirk Kranz.
Reue sei ein Gefühl, das zum Leben dazugehört. Es ist "die emotionale Antwort auf diese Einsicht, dass man falsch entschieden oder falsch gehandelt hat". Zur Reue gehört aus Kranz Sicht im besten Fall, einen Fehler zu korrigieren und wiedergutzumachen.
Theologe: Ohne Reue keine wirkliche persönliche Entwicklung
Darin liegt in gewisser Weise die Chance der Reue. Sie sei "ein ganz entscheidender Katalysator in der persönlichen Entwicklung", ergänzt der Schweizer Theologe Manuel Schmid. Ohne den Mut zu bereuen und wiedergutzumachen, komme keine wirkliche persönliche Entwicklung in Gang. Einen Fehler zu korrigieren, sei daher aktueller denn je.
Und doch gibt es Dinge, die sich nicht so einfach aus der Welt räumen lassen. Etwa ein Satz auf Twitter, der einmal in der Welt ist. Eine Berufswahl, die im nachhinein nur schwer korrigiert werden kann. Aber auch: sich mit den Eltern nicht mehr versöhnt zu haben. Manches ist eben nicht mehr zu ändern.
Buß- und Bettag: Anregung, aus eigenen Fehlern zu lernen
Der religiöse Glaube an einen liebenden Gott, der vergibt, kann da eine Entlastung sein, sagt Psychologe Kranz, der das Gefühl der Reue erforscht hat. Aus psychologischer Sicht hilft in seinen Augen aber nur eines: zu lernen, mit falschen Entscheidungen irgendwann seinen Frieden zu schließen. Die Selbstakzeptanz zu trainieren, sei "eine Grundkompetenz, die man im Leben erwerben muss".
Dazu kann auch der Buß- und Bettag anregen: aus den eigenen Fehlern lernen, sie nicht zu wiederholen, sie vielmehr zu korrigieren. Aber auch mit Unabänderlichem abzuschließen und es irgendwann nicht mehr zu bereuen.
- Zum Webspecial: "Feiertage: Anker im Alltag der Christen"
Feiertag nur noch in Sachsen - und einem fränkischen Dorf
Der Buß- und Bettag ist ein Feiertag der evangelischen Kirche. Als gesetzlichen Feiertag gibt es ihn nur noch in Sachsen. In den anderen Bundesländern wurde er ab 1995 zugunsten der Finanzierung der Pflegeversicherung gestrichen. Doch auch der kleine Ort Burk in Mittelfranken hält weiter an diesem Feiertag fest. Es ist "eine Art Ein-Tages-Lockdown: Nachdenken ist hier heute angesagt", sagt der örtliche Pfarrer – statt Bäckerei-, Friseur- oder Kaufhausbesuch.
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