Jan Bülow als Johannes und Olivia Ross als Pianistin Karin Hönig in einer Szene des Films "Die Theorie von Allem" (undatierte Filmszene). Der Film kommt am 26.10.2023 in die deutschen Kinos. (zu dpa-Kinostarts) Foto: -/Neue Visionen Filmverleih/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit einer Berichterstattung über den Film und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++
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Kinostart - "Die Theorie von Allem"

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Ausnahmeregisseur Timm Kröger und "Die Theorie von allem"

Ausnahmeregisseur Timm Kröger und "Die Theorie von allem"

Schwarzweiß und für die Kinoleinwand, nicht im Blick aufs Fernsehen gedreht: Timm Krögers neuer Film "Die Theorie von allem" ist ein so irritierender wie spannender Thriller, der zugleich Kinogeschichte Revue passieren lässt.

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"Die Theorie von allem", das klingt nach der Verfilmung der Weltformel. Ist es irgendwie auch. Und das in zwei Kinostunden. Dazu kommt noch ein wilder Ritt durch die Filmgeschichte, vom Expressionismus über das deutsche Wirtschaftswunderkino und Hitchcock bis zu David Lynch. Er und sein Kameramann hätten sich komplett intuitiv leiten lassen von all den Filmen, die sie – vielleicht schon in der Kindheit – gesehen haben, sagt Regisseur Timm Kröger. "Angefangen bei "Drei Männer im Schnee" über Steven Spielberg, Helmut Käutner, Orson Welles und und und – aber all das eben nicht präzise erinnert, sondern eher so in Schemata, sage ich mal, die man zusammenrühren kann. Wir wollten einen Film, der vertraut daherkommt, um etwas Neues zu schaffen."

Ein Film für die große Leinwand

Kino im Sinne eines kollektiven Gedächtnisses, einer universell abrufbaren Erinnerung an prägende Werke aus der Geschichte des Kinos. Timm Kröger ist einer, der außergewöhnliche Filme macht, was selten ist im deutschen Kino. Mutig. Konsequent. Und formal eben nicht mit dem Fernsehen im Hinterkopf, sondern wirklich für die große Leinwand gedacht. "Wir wollten es so aufbereiten, dass es sowohl unterhaltsam als auch paranoid verwirrend im besten Sinne daherkommen kann."

Die Geschichte entspinnt sich im Jahr 1962 hoch oben in den Bergen: Johannes Leinert (gespielt von Jan Bülow) reist per Bahn mit seinem Doktorvater (Hanns Zischler) zu einem Physikerkongress in die Schweizer Alpen. Ein iranischer Wissenschaftler soll dort einen bahnbrechenden Vortrag zur Quantenmechanik halten. Doch der Redner ist verschollen. Stattdessen Schneespaziergänge, das Sitzen auf der Hotelterrasse. Gespräche über die deutsche Nazivergangenheit. Das Beobachten der Berge. Bizarre Wolkenformationen am Himmel. Und schließlich eine mysteriöse Mordserie. Dazu eine verführerische Hotelpianistin, die mehr kann als die richtigen Tasten anzuschlagen. Ist sie in der Lage, sich zwischen verschiedenen Universen hin- und herzubewegen? Menschen verschwinden, andere tauchen plötzlich wieder auf.

Widerspruch zwischen Ratio und Intuition

Gefilmt ist das in wunderbarem Schwarzweiß, Cinemascope – also im Superbreitbildformat 21:9. Die vielschichtige Handlung mäandert kunstvoll zwischen physikalischer Ratio und menschlicher Intuition."Ich glaube, das sieht man diesem Film auch an, dass es einen Widerspruch gibt zwischen Ratio und Inspiration, Gefühl, was auch immer das ist. Irgendetwas Irrationales, und dieser Widerspruch ist interessant", so Kröger.

Ein junger Wissenschaftler, zugleich der Weltformel und einer verführerischen rätselhaften Frau auf der Spur. Das Phänomen der Multiversen ist seit einiger Zeit ein fester Bestandteil des Kinos – von den frühen Experimentalfilmen von Darren Aronofsky über die "Matrix"-Reihe bis jetzt eben zu Timm Krögers "Die Theorie von allem".

Inspiriert von der Viele-Welten-Theorie Everetts

Als Blaupause für diese Multiversen-Geschichte, wie man sie aus vielen Kinofilmen inzwischen kennt, nennt Kröger die These des US-amerikanischen Physikers Hugh Everett, dessen Theorie der universellen Wellenfunktion von 1975. Die habe damals keine Aufmerksamkeit erregt, so Kröger, "und brauchte dann bis in die Achtziger, bis sie eben Beachtung fand. Da war der Erfinder der Theorie schon längst an Alkoholismus zugrunde gegangen."

"Die Theorie von allem" ist ein Film, der mit einer thrillerhaften Geschichte das aktuelle Unbehagen über den Zustand der Welt sehr geschickt in Bilder übersetzt. "Wir stehen an einem Kreuzweg. Wir wissen nicht, wohin die Reise geht. Es gibt so viele Visionen vom Ende der Welt, besonders im Westen gibt es nicht nur Kulturpessimismus, sondern eine große, alles durchziehende Hoffnungslosigkeit", so Kröger. Daran hätten auch Filme einen Anteil. Sie könnten diese Hoffnung nehmen und sie können aufbauen, sie uns geben. Das sei – zumindest früher – die Aufgabe des Kinos gewesen, und er würde das gerne wieder herstellen. Filme seien auch etwas kollektiv Spirituelles, und "können eine Richtung und Hoffnung vorgeben – und das fehlt uns heutzutage."

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