Schlichte Särge sind zunehmend gefragt – aus Klimagründen, sagt Bestattermeister Karl Albert Denk aus München.
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Schlichte Särge sind zunehmend gefragt – aus Klimagründen, sagt Bestattermeister Karl Albert Denk aus München.

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Ausschussware und Beerdigung: Wie Bestatten klimaneutral geht

Ausschussware und Beerdigung: Wie Bestatten klimaneutral geht

Blumen aus Holland oder lieber saisonaler Grabdekor aus heimischen Gefilden? Der Sarg aus lackiertem Teakholz oder tun's auch naturbelassene Bretter vom Förster des Vertrauens? Die Bestattungskultur wird grüner – bis hin zur beschleunigten Verwesung.

"Früher hätten sie solche Särge gar nicht verkauft bekommen", sagt Karl Albert Denk in seinem Keller, in dem der Münchner Bestattermeister schlichte Särge aus rauen Brettern lagert. Sogar die Astlöcher sind noch zu sehen. "Früher wäre das Ausschussware gewesen", sagt Denk. Heute setzen seine Kunden genau darauf – denn vielen sei Klimaschutz und Umweltfreundlichkeit bei der Bestattung wichtig.

Neues oder bestehendes Grab? Blumen aus Holland oder der Region?

"Man verschwendet kein Holz mehr, was eigentlich das Schönste ist", freut sich auch der Bestattermeister. Wichtig sei seinen Kunden inzwischen auch, dass der Sarg der Wahl auch aus Franken kommt und nicht erst um die halbe Welt geschippert wurde. Verkleidet sind die Särge in Denks Keller mit Schafwolle – durchaus auch zu riechen – das gilt auch für die Matratze: Eine Platte aus Hanf dichtet den Sarg nach außen ab.

Denks Unternehmen ist Teil der "Grünen Linie". Das ist ein Zusammenschluss von Bestattern, die sich Nachhaltigkeitsziele gesetzt haben. Der erste Umweltgedanke: nichts Neues machen. "Vielleicht hat die Familie schon ein Familiengrab. Dann würde ich das erstens nehmen", sagt Denk. "Dann geht’s weiter: Welche Blumen verwende ich? Blumen, die jetzt in der Jahreszeit nicht verfügbar sind – dann produziere ich auch wieder CO₂, wenn ich den Gärtner bitte, die aus Holland oder Südafrika liefern zu lassen."

Verändert die Nachhaltigkeitsbewegung die Art und Weise, wie wir unsere Toten bestatten und um sie trauern? Nur zum Teil, meint Dirk Pörschmann, Direktor des Museums für Sepulkralkultur in Kassel: "Weil die Kunden ein Stück weit ja auch nachfragen." Das zeige sich bei der Einkleidung der Verstorbenen, aber eben auch bei der Sargauswahl. "Aber das wird unsere Bestattungskultur auf den Kopf stellen", ist Pörschmann sich sicher.

Beschleunigte Verwesung durch Reerdigung

Doch manche befürchten genau das – zum Beispiel durch eine neue Bestattungsmethode: Die sogenannte Reerdigung soll eine klimafreundliche Alternative zur klassischen Erdbestattung sein, vor allem aber zur in Deutschland am meisten genutzten Form der Feuerbestattung.

Das ist genau jene Kompostierungsform von Verstorbenen, die Pablo Metz vom Reerdigungs-Unternehmen "Meine Erde" anbietet. "Der Körper wird in einem speziellen Sarg, den wir Kokon nennen, auf ein Bett aus Heu und Stroh gebettet und innerhalb von 40 Tagen zu Erde." Diese Erde wird dann auf einem Friedhof beigesetzt und bietet die Grundlage für neues Leben. "Zum Beispiel, wenn man einen Rosenbusch auf dieses Grab pflanzt", erklärt Metz.

Holetschek verweist auf "sittliches Empfinden der Allgemeinheit"

In Schleswig-Holstein wird die Methode gerade getestet, in Bayern ist sie nicht zulässig. Wie gut die "beschleunigte Verwesung" funktioniert, ob die Würde des Verstorbenen gewahrt ist und ob die CO₂-Bilanz wirklich für die Reerdigung spricht – daran haben viele Bestatter und Wissenschaftler Zweifel. Der ehemalige bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) sagte im vergangenen Jahr, die Reerdigung entspräche "nicht dem sittlichen Empfinden der Allgemeinheit". Seine Nachfolgerin Judith Gerlach von der CSU sieht das genauso.

Nachhaltigkeit – auch beim Abschiednehmen

Doch der Nachhaltigkeitstrend beschränkt sich nicht nur auf Bestattungstechniken und CO₂-Ausstoß, beobachtet Dirk Pörschmann vom Museum für Sepulkralkultur. Auch eine nachhaltige Form der Trauer und eine gesunde Verabschiedungskultur sei in der heutigen Leistungsgesellschaft immer mehr gefragt. "Natürlich ist jemand, der seinen Ehepartner oder sein Kind verliert, nicht nach vier Wochen auf der Arbeit wieder so präsent und leistungsfähig wie zuvor."

Trauer brauche Zeit und Raum, so der Museumsleiter. "Und wenn wir uns das nicht geben, weil wir in einer Welt leben, die auf das Funktionieren von Abläufen ausgelegt ist, dann kommen wir sehr schnell in eine Pathologisierung rein, wo Menschen daran erkranken." Auch Bestatter Karl Albert Denk aus München bestätigt, dass seine Kundinnen und Kunden ein immer größeres Bedürfnis haben, sich gebührend von ihren Angehörigen zu verabschieden. Nachhaltig eben.

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