Das Bayerische Nationalmuseum steht wegen Antisemitismus-Vorwürfen in der Kritik. Wie der Deutschlandfunk berichtet, ist auf der Titelseite des Museumsprogramms für das zweite Quartal 2025 eine Darstellung von Judas Iskariot zu sehen, der in antisemitischen Kreisen als Symbol für das jüdische Volk und dessen Verantwortung für den Tod Jesu Christi gilt. Es handelt sich um einen Ausschnitt aus dem ehemaligen Hochaltar der Abteikirche in Tegernsee, von dem sich Teile im Bayerischen Nationalmuseum befinden. Das Museum hat das Programmheft mittlerweile zurückgezogen und sich entschuldigt.
Ausschnitt zeigt antisemitische Codes
Der Ausschnitt, der für das Titelbild verwendet wurde, zeigt Judas ausgerechnet mit einem Beutel mit Silberlingen, dem Lohn für seinen Verrat an Jesus. Neben Judas ist zudem eine Fackel abgebildet, die auf den mittelalterlichen, antisemitischen Brauch der sogenannten Judasfeuer verweist, bei denen in der Osterzeit Judas Iskariot symbolisch als Vertreter des jüdischen Volkes verbrannt wurde. Dieser Brauch hält bis heute in Teilen Bayerns an.
Kritik vom Ministerium
Das Bayerische Landesministerium für Wissenschaft und Kunst habe die Verbreitung der Broschüre unmittelbar nach Bekanntwerden der Titelseite gestoppt, so eine Sprecherin des Ministeriums gegenüber dem Deutschlandfunk. Die Bildauswahl sei eigenverantwortlich durch das Bayerische Nationalmuseum erfolgt, aus Ministeriumssicht sei sie aber untragbar. Staatsminister Markus Blume betonte, dass das Ministerium von allen staatlichen Einrichtungen eine klare Haltung und besondere Sensibilität erwarte.
Museum zieht Broschüre zurück
Laut dem Nationalmuseum liegt die Broschüre inzwischen nicht mehr im Museum aus. Das PDF wurde von der Website entfernt, ein Postversand habe noch nicht stattgefunden. Frank Matthias Kammel, Generaldirektor des Bayerischen Nationalmuseums, bedauert zutiefst, dass sich Menschen in ihren Gefühlen und Empfindungen verletzt sahen, und bat um Entschuldigung. Künftig werde das Museum noch sensibler als bisher auf die Motivwahl achten.
Zum ursprünglichen Motiv sagte Kammel, die Ölbergszene der Tabula Magna von Tegernsee sei aus saisonalen Gründen gewählt worden. Im Programm des Museums fänden in der kommenden Zeit eine Reihe von Veranstaltungen statt, die Ereignisse der Passion und Ostern thematisieren.
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