Die Schriftstellerin Dana von Suffrin wurde zum Abschluss des "Wortspiele"-Festivals junger Literatur in München für einen Auszug aus ihrem neuen Roman "Nochmal von vorne" ausgezeichnet. Dana von Suffrin erzählt darin die Geschichte einer jüdisch-deutschen Familie in unserer Zeit.
Ausgehend von einer existentiellen Zäsur - vom Tod eines Vaters - schildert der Roman "Nochmal von vorne" (Kiepenheuer & Witsch) das Leben der Familie Jeruscher. Rosa, Erzählerin und Tochter von Mordechai Jeruscher, muss sich, alleinlebend, um alle Angelegenheiten in Folge des Todesfalls kümmern und lässt dabei ihren Erinnerungen freien Lauf. Dabei folgt sie der Geschichte ihrer Familie bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts zurück. Dana von Suffrins Roman spielt in Deutschland, ebenso in Israel und in Rumänien.
Komplexer Mikrokosmos Familie
Die Jury für den Bayern 2-Wortspiele-Preis würdigte den Roman-Auszug, den Dana von Suffrin beim Festival "Wortspiele" vorstellte als "reflektiertes, fein austariertes Stück Literatur". Weiter heißt es in der Begründung: Dana von Suffrin erzähle "mit Witz und Zärtlichkeit vom komplexen Mikrokosmos einer Familie, von der Sehnsucht nach Nähe, von heller Streitlust und tiefer Traurigkeit. Die Traumata jüdischer Geschichte in Europa sind präsent, ohne dass sie ausbuchstabiert werden müssten, leichthändig bringt der Text ganz unterschiedliche Tonlagen zum Schwingen."
"Nochmal von vorne" ist der zweite Roman der 1985 in München geborenen Schriftstellerin, Publizistin und Hörspielautorin. Wie auch in ihrem Debüt "Otto" erzählt Dana von Suffrin in einer Sprache, die sich beständig zwischen Komik, Tragik und Melancholie bewegt. Es gehe im Roman auch um "gescheitere Kommunikation zwischen Leuten", sagt die Schriftstellerin im BR-Interview. "Zwei Figuren finden nie zusammen. Die Botschaft ist: Jede von ihnen hat recht. Das wird oft in langen Sätzen gezeigt - die Unfähigkeit zu kommunizieren und einander zu verstehen." Das sei tragisch und gleichzeitig auch sehr lustig.
Podium für junge Autorinnen und Autoren
Dana von Suffrin nahm als eine von insgesamt 17 Autorinnen und Autoren an der 24. Ausgabe der Wortspiele teil. Das Festival junger Literatur gibt es seit 2001. Es findet alljährlich im Frühjahr, vor der Leipziger Buchmesse statt und gibt ausdrücklich einer jungen Autoren-Generation ein Podium. Mit Inga Machel ("Auf den Gleisen", Rowohlt) und Dana Vowinckel ("Gewässer im Ziplock") waren zwei Schriftstellerinnen zu Gast, die mit ihrem Debüt für den Preis der Frühjahrsbücherschau nominiert sind.
Viele der Texte, die beim dreitägigen Festival im Münchner Muffatwerk vorgestellt wurden, beschäftigen sich mit der Familie und dem Tod eines Elternteils. Am Freitagabend stellte die Augsburger Schriftstellerin Franziska Gänsler ihren Roman "Wie Inseln im Licht" (Kein und Aber) vor. Das Buch handelt von einer Frau, die ihre Mutter verloren hat und zugleich mit einem zweiten existentiellen Verlust zu kämpfen hat, seit zwei Jahrzehnten. Ihr Leipziger Kollege Matthias Jügler las am Donnerstag aus seinem Roman "Maifliegenzeit". Er handelt von einem kaum bekannten Kapitel der DDR-Geschichte. Eltern von neugeborenen Kindern wurde vorgetäuscht, ihr Baby sei verstorben. Das Kind wurde derweil anderen Eltern zur Adoption gegeben.
Bayern 2-Wortspiele-Preis: Förderung für junge Literatur
Der Bayern 2-Wortspiele-Preis wurde zum 21. Mal vergeben. Das Kultur- und Informationsprogramm präsentiert das Festival junger Literatur in München. Zu den bisherigen Preisträgerinnen und Preisträgern gehören unter anderem Antonia Baum, Jovana Reisinger, Matthias Nawrat und Daniela Dröscher.
Ausschnitte aus dem Festival und aus dem Gewinner-Text des Bayern 2-Wortspiele-Preises sind in der Sendung "radioTexte am Sonntag" zu hören.
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