Jury CineCoPro Baran bo Odar, Leonie Benesch, Sol Bondy mit Preisstifter Staatsminister Dr. Florian Herrmann überreichen den Award an Victoria Braunholz stellvertretend für Preisträgerin Mahdi Fleifel (TO A LAND UNKNOWN) bei der Award Reception im Amerikahaus im Rahmen des 41. FILMFEST MÜNCHEN am 06. Juli 2024. © Kurt Krieger / Filmfest München / Weiterer Text über ots und www.presseportal.de/nr/9021 / Die Verwendung dieses Bildes für redaktionelle Zwecke ist unter Beachtung aller mitgeteilten Nutzungsbedingungen zulässig und dann auch honorarfrei. Veröffentlichung ausschließlich mit Bildrechte-Hinweis. Foto: Kurt Krieger/Kurt Krieger / Filmfest München 2024/obs
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Kurt Krieger
Audiobeitrag

Auszeichnungen beim 41. Filmfest München

Audiobeitrag
> Kultur >

Bilanz vom Münchner Filmfest: "Kino ist unser Fußball"

Bilanz vom Münchner Filmfest: "Kino ist unser Fußball"

Am Sonntag ist das Münchner Filmfest erfolgreich zu Ende gegangen. Zehn Tage lang drehte sich alles um deutsche und internationale Kino- und TV-Produktionen. Am Wochenende wurden die besten Beiträge mit teils hoch dotierten Preisen ausgezeichnet.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Wenn ein Leinwandstar wie Viggo Mortensen im Interview plötzlich über die deutsche Nationalelf, Toni Kroos und das Team seiner Wahlheimat Spanien redet, dann wird in München wieder ein ganz besonderes Match ausgetragen: Filmkunst trifft auf Fußball, wenn auch nicht ganz freiwillig. Alle zwei Jahre findet das Münchner Filmfest parallel zu einer Fußballmeisterschaft statt. Dann buhlen in der bayerischen Landeshauptstadt zwei der schönsten Nebensachen der Welt um die Aufmerksamkeit des Publikums. Bezogen auf die Fußball-EM ist der Traum vom Sommermärchen nicht in Erfüllung gegangen.

Besucherzahlen sind gestiegen

Ganz anders sieht die Bilanz des am Sonntag zu Ende gegangenen Filmfests aus. Kate Winslet war da, außerdem die zweifache Oscar-Gewinnerin Jessica Lange, darüber hinaus Isabelle Huppert, Viggo Mortensen und das Who's Who der deutschen Filmbranche sowieso. Die Besucherzahlen stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 25 Prozent, mehr als 70.000 Kinogäste wurden gezählt. Ein Topergebnis, gleich auf mehrfacher Ebene, so Festivalchef Christoph Gröner: "Dass wir in einem Fußballjahr einen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr haben, ist in der Geschichte des Filmfests einzigartig." Verwundert hat es ihn aber nicht, stattdessen verweist Gröner auf die Worte seiner künstlerischen Leiterin Julia Weigl bei der Eröffnung: "Kino ist unser Fußball" - und das sieht Gröner in den Zahlen bestätigt.

Gröner und Weigl bilden seit diesem Jahr die neue Doppelspitze des Münchner Filmfests, das für seinen großen Fokus auf das deutsche Filmschaffen bekannt ist. Beide legen viel Wert auf wachsende Vernetzung und eine zunehmende Internationalisierung der Branche.

CineCoPro Award als höchstdotierter Preis

Unter anderem haben sie deswegen nach fünf Jahren Pause den CineCoPro Award wieder eingeführt. Der mit 100.000 Euro höchstdotierte Preis des Festivals fördert deutsche Koproduzenten und -produzentinnen, die sich international engagieren. Finanziert wird dieser Preis vom FFF Bayern. Zehn internationale Koproduktionen mit deutscher Beteiligung waren im Wettbewerb um diesen einzigartigen Preis.

Ausgezeichnet wurde das Drama "To a land unknown". Darin versuchen zwei in Athen festsitzende Cousins aus Palästina, ihren Traum von einem besseren Leben in Deutschland in die Tat umzusetzen – auch wenn sie dafür moralische Grenzen überschreiten müssen. Ein politischer und intensiver Film, der von Hoffnung und Ausweglosigkeit erzählt – und in dieser Hinsicht einem anderen preisgekrönten Film ähnelt.

Bildrechte: dpa-Bildfunk/Felix Hörhager
Bildbeitrag

Filmfest München - Preisverleihung Publikumspreise für Robert Stadlober und Yasemin Samdereli

Publikumspreise national und international

Das Drama "Samia“ handelt von der somalischen Leichtathletin Samia Yusuf Omar, die 2008 bei den Olympischen Spielen in Peking antrat und vier Jahre später bei ihrer Flucht nach Europa im Mittelmeer ertrank. Regie führte Yasemin Samdereli, eine Absolventin der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film.

Dass das vorrangig in somalischer Sprache gedrehte Drama den internationalen Publikumspreis bekommen hat, freut die künstlerische Leiterin des Filmfests Julia Weigl besonders: "'Samia' wird wahrgenommen als internationaler Film. Aber Yasemin Samdereli ist natürlich eine Regisseurin, die hier lebt, die auch deutsches Kino macht. Solche Filme hier zeigen zu können und zu sagen: 'Hey Leute, auch das ist ein deutscher Film' – das ist uns total wichtig."

Mit dem Publikumspreis in der Kategorie national ausgezeichnet wurde "Führer und Verführer" von Joachim A. Lang. Darin spielt Robert Stadlober den Propagandaminister Joseph Goebbels. Der Film blickt hinter die Kulissen der NS-Zeit zwischen 1938 und 1945 und montiert Spielszenen mit Dokumentar-Aufnahmen. Am 11. Juni startet er in den deutschen Kinos.

Förderpreis Neues Deutsches Kino

Bereits am Freitag wurden außerdem deutsche Nachwuchstalente mit dem begehrten Förderpreis Neues Deutsches Kino ausgezeichnet. Der Preis wird von der Bavaria Film, der DZ Bank und dem Bayerischen Rundfunk in den Kategorien Regie (30.000 Euro), Produktion (20.000 Euro), Drehbuch (10.000 Euro sowie Mentoring-Programm der Bavaria Fiction) und Schauspiel (10.000 Euro) verliehen.

Fabian Stumm wurde als bester Regisseur für seinen Film "Sad Jokes" ausgezeichnet. Semih Korhan Güner sicherte sich den Preis in der Kategorie "Produzentische Leistung" für das Drama "Milch ins Feuer". Aaron Arens und Lukas Loose haben für ihr Drehbuch zu "Sonnenplätze" den Preis in der Kategorie "Bestes Drehbuch" sowie das Mentoring-Programm der Bavaria Fiction gewonnen. Für die "Beste Schauspielerische Leistung" wurde Atika Jumaih Bashiru für ihre Leistung im Film "O Chale" ausgezeichnet.

Gutes Miteinander

Was der neuen Filmfestleitung ebenfalls wichtig und sehr gut gelungen ist, ist das Miteinander. Filmschaffende diskutierten auf der Bühne und den vielen Partys, das Publikum hatte oft Gelegenheit, direkt mit den Kreativen ins Gespräch zu kommen. Eine Zwanglosigkeit, die auf viel Zuspruch traf.

Schauspieler und Regisseur Fabian Stumm, dessen Tragikomödie "Sad Jokes" gleich zwei Preise erhielt (den FIPRESCI-Preis und den Förderpreis Neues Deutsches Kino in der Kategorie Regie), richtete seinen Dank deswegen nicht nur an sein Team, sondern "vor allem an das Publikum. Das hat mich kalt erwischt, aber es hat mich sehr warm erwischt. Es war wirklich eine Woche voller Begegnungen und Tränen und Lachen und so viel Liebe für diesen Film. Ich bin ganz baff und ganz glücklich, das werde ich glaube ich nie vergessen."

Kino am Königsplatz

Noch in diesem Sommer, vom 23. Juli bis zum 1. August, werden ausgewählte Filme vom 41. Filmfest München beim "Kino am Königsplatz" zu sehen sein. Welche, das wird noch bekannt gegeben.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

Verpassen war gestern, der BR Kultur-Newsletter ist heute: Einmal die Woche mit Kultur-Sendungen und -Podcasts, aktuellen Debatten und großen Kulturdokumentationen. Hier geht's zur Anmeldung!