Auf einem Webstuhl im Augsburger Textil-und Industriemuseum wird ein Handtuch mit dem Konterfei von Bertolt Brecht gewoben.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Stefan Puchner

Bertolt Brecht - einer der berühmtesten Söhne Augsburgs

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Brechtfestival in Augsburg: Das sind die Highlights

Schweißtreibender Sport und lange Clubnächte gegen die Perspektivlosigkeit: Das Festival rund um den Dramatiker Bertolt Brecht wirbt mit Klassikern, aber auch alternativen Veranstaltungsorten in Augsburg. Was Gäste jetzt erwarten können.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

"No Future" – Unter diesem Slogan will das Augsburger Brechtfestival in diesem Jahr aufzeigen, inwiefern Menschen die Zukunft mitbestimmen, oder ob die Geschichte vorgezeichnet ist. Angesichts der aktuellen Probleme durch Kriege, Klimawandel und andere Katastrophen wird in der Geburtsstadt des Dramatikers ein unkonventionelles Programm geboten.

Das Festival läuft in diesem Jahr zum zweiten Mal unter Kurator Julian Warner. Warner hat im Stadtviertel Oberhausen nach Geschichten, Akteuren und Verbindungen zu Brecht gesucht – und sie im Sport gefunden. Alles dreht sich um "Brechts Kraftklub", eine alte Textilfabrik. In der Festivalzentrale gegenüber dem Plärrergelände gibt es einen Boxring und eine Rollschuhbahn, dazu Kraftsportstationen mit Gewichten, Hantelstangen, Ruderbänken. In Brechts Kraftklub werde, so heißt es im Programm, gegen die "drohende Zukunftslosigkeit trainiert: Hier werden Körper geformt und Haltungen einverleibt". Zwei lange Clubnächte sollen die Tanzwütigen auf Brecht einschwören, dazu kommen Lesungen und viel Musik.

Kurator Warner geht es nicht nur um Spaß allein, sondern auch um die Moral. Für ihn sei wichtig, dass eine Gesellschaft mit unterschiedlichen Positionen zusammenkommen könne. "Ich muss nicht die politischen Ansichten meines Nachbarn teilen. Ich kann für eine andere Zukunft kämpfen als der Busfahrer, der mich durch die Stadt fährt." Es gehe darum, sich am Ende noch in die Augen schauen zu können. "Wir sind alle Augsburg. Und wenn dann noch jemand mit einem guten Brecht-Zitat rausgeht, ist alles fein."

"Mutter Courage und ihre Kinder" eröffnet

Denn auch Klassiker dürfen in diesem außergewöhnlichen Rahmen nicht fehlen. Das Festival wird am Freitag, den 23. Februar, mit einer Neuinszenierung des Staatstheaters Augsburg von Brechts "Mutter Courage und ihre Kinder" eröffnet. Brechts bekanntestes Stück spielt in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges. Die Geschäftsfrau Anna Fierling ist zu allem bereit, um sich selbst und ihre Kinder durch die Katastrophe zu bringen. Die Zerstörung, die Hoffnungslosigkeit und die Brutalität des Krieges – das Antikriegsdrama scheint damit aktueller denn je.

Wie also mit diesen Krisen umgehen? Dazu liest Autorin Şeyda Kurt am 28. Februar aus ihrem Buch "Hass. Von der Macht eines widerständigen Gefühls" in "Brechts Kraftklub". Die nicht endende Hoffnung auf Gerechtigkeit – davon handelt "Hayat Seni Çok Seviyorum". Die Aufführungen des Theaterstücks am 25. Februar thematisiert das Leben des kurdischen Dichters İlhan Sami Çomak, der 1994 während seines Studiums in Istanbul festgenommen wurde und seitdem ohne Prozess im Gefängnis sitzt.

Bis 3. März finden Lesungen, Performances, Konzerte, Filmvorführungen, Ausstellungen oder experimentelle Kunstformate statt. Viele der Veranstaltungen werden ins Russische oder Türkische übersetzt.

Mit Material der dpa.

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