Die Discokugel reflektiert die bunten Scheinwerfer und lässt allerlei Farben in einem Lichterspiel über die Bühne wandern. Laut und schrill kommen die Töne aus den Boxen, dann legt die Sängerin los – soulig und kraftvoll. Das Publikum tobt.
Hier im kleinen Café Holler in Deggendorf treten die Punk-Rocker der "Soviet Space Dogs" heute vor ein paar Dutzend Gästen auf. Gerade für Bands mit alternativer Musik ist es nicht leicht in Niederbayern Auftritte an Land zu ziehen. Das Café Holler ist aber einer der Orte, wo das geht.
Wenige Bühnen und viele Musiker-Anfragen
"Unsere Musik hat vielleicht nicht so die Breitenwirkung. Das Maximum waren so 250 Gäste, aber wir haben auch schon in einem Keller vor 25 Leuten gespielt", sagt Schlagzeuger Martin Oswald. Auf dem Land gebe es einen Bühnenmangel für Nischenmusik. Das bestätigt auch der Popularmusik-Beauftragte des Bezirks Niederbayern, Michael Hofmann: "Generell gibt es relativ wenig Spielstätten in Niederbayern. Ich habe jetzt so ungefähr 40 auf der Liste. Manche davon machen aber vielleicht bloß drei bis vier Konzerte im Jahr." Deswegen ist das Café Holler eine Anlaufstelle für viele Musikgruppen. Betreiberin Claudia Holler sagt:
"Mir schreiben jeden Tag mindestens drei Bands. Es ist unfassbar – die Nachfrage ist riesig!" Claudia Holler, Betreiberin des Café Holler
Die Künstler, die hier anfragen, spielen hauptsächlich alternative Musik. Doch viele Gäste hier freuen sich gerade über diese Abwechslung vom Gewohnten. Für Gast Roman Schinzel ist das Café Holler eine Bereicherung in Deggendorf - "vor allem auch für die Subkultur, dass man einmal abgesehen vom Mainstream auch andere Musik hören kann", sagt Schinzel.
Geringere Einnahmen bei Live-Musik
Das Café Holler existiert seit zehn Jahren, Live-Musik gehört hier dazu. Allerdings gebe es in Deggendorf mit rund 35.000 Einwohnern kein großes Publikum für diese Art von Musik, sagt Holler. "Wir könnten niemals überleben, wenn wir dauernd Live-Musik machen würden." Es brauche einen Rahmen für viele Stile, zum Beispiel DJ-Abende. Bands mit alternativem Sound brächten keine großen Einnahmen. In noch kleineren Städten oder Gemeinden würde sie sich solche Veranstaltungen wie heute deshalb nicht trauen, sagt Holler weiter.
"Wir füllen keine Stadien"
Im Café Holler geht der Abend unterdessen mit der nächsten Band weiter. Die Gäste tanzen wild und ausgelassen zu Post-Punk und Indie-Rock der "Silver Dolls". Die Bandmitglieder sind zufrieden, auch wenn deren Schlagzeuger Matthias Werner sagt: "Die großen Massen wirst du so nie ansprechen, das ist so. Wir füllen keine Stadien."
Dieser Beitrag entstand in der Lehrredaktion Audio/Video des Studiengangs Journalistik und Strategische Kommunikation an der Universität Passau in Zusammenarbeit mit Journalistinnen und Journalisten aus dem BR-Studio Niederbayern/Oberpfalz. Weitere Geschichten über Kultur in Niederbayern finden Sie unter www.br24.de/niederbayern.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!