Ein Live-Auftritt steht bevor. Kabel, Boxen und Mikrofone wurden zwar im Vorfeld sorgfältig überprüft, doch plötzlich klingt nichts, wie es soll. Tonprobleme – das ist der Alptraum eines jeden Musikers. Sebastian Kathke, Sänger und Gitarrist der Passauer Rockband "Risky Station", kennt diese Situation: "Es gab bei unseren Auftritten schon genügend Momente, in denen wir trotz technischer Hilfe einen schlechten Sound hatten und ein Rauschen zu hören war, wo keines sein sollte." Kathke will sich in solchen Momenten nicht länger hilflos fühlen. Deshalb macht er jetzt einen Live-Tontechnik-Workshop. Angeboten wird der Kurs vom Verband für Popkultur in Bayern (VPBy).
Workshops oft ausgebucht
Sieben derartige Tontechniker-Workshops gab es im vergangenen Jahr in Bayern. Die Kurse sind gefragter denn je und laut Popkulturverband häufig ausgebucht. Denn dank digitalisierter Technik können Musiker vieles selbst übernehmen: "Künstler brauchen heutzutage kein großes Studio mehr, sie können viel im Bereich Home-Recording machen", sagt Bernd Strieder, Geschäftsführer des VPBy. Diese Eigeninitiative spare Kosten, deshalb sei es lukrativ geworden, sich in der Tontechnik weiterzubilden.
Von der Theorie zur Praxis
Was ist der Unterschied zwischen einem Klinken- und einem Cinch-Kabel? Welches Mikrofon ist das richtige für einen Sänger? Fragen, die Sebastian Kathke und elf weitere Künstler am Ende des Workshops beantworten können sollen. Der 27-Jährige, der sonst Klavier, Gitarre und Schlagzeug spielt, dreht nun im Passauer Club Zauberberg das erste Mal an den Reglern eines Mischpults.
Unterrichtet wird die Gruppe von Musikproduzent und Tontechniker Lucas Adlhoch. Er ist seit 2019 selbstständig und mischt den Sound von Bands wie "Pam Pam Ida" oder "Bruckner". Die Nachfrage nach Fortbildungen auf diesem Gebiet steigt, sagt auch Adlhoch. "Es gibt mittlerweile Digitalsysteme, mit denen sich Bands ihren Bühnensound erschwinglich selbst mischen können. Deshalb befassen sich immer mehr Musiker selbst mit Tontechnik", erzählt er.
Fortbildungen als Möglichkeit zur Vernetzung
Unter Anleitung des Profis macht sich Sebastian Kathke am Mischpult mit der Bedienoberfläche vertraut und stellt verschiedene Regler ein. Er verändert die Lautstärke der verschiedenen Trommeln und passt die Stärke des Hall-Effekts für den Gesang an. Der Musiker zeigt sich begeistert: "Ich fand es super, dass ich mich ausprobieren konnte und Lucas mir die Theorie am Mischpult praktisch gezeigt hat." Auf einen Tontechniker will er beim nächsten Auftritt aber noch nicht verzichten: "Der Workshop hat mir ein Gespür für die Tontechnik gegeben." Um das Fach noch besser begreifen zu können, brauche er einen weiteren Workshop. Was der Grundlagen-Workshop aber jetzt schon gebracht hat: Die zwölf Teilnehmer vernetzen sich. Und auch das ist wichtig, um in der Musikszene seinen Platz zu finden.
Zum Nachhören: Workshop Tontechniker
Dieser Beitrag entstand in der Lehrredaktion Audio/Video des Studiengangs Journalistik und Strategische Kommunikation an der Universität Passau in Zusammenarbeit mit Journalistinnen und Journalisten aus dem BR-Studio Niederbayern/Oberpfalz. Weitere Geschichten über Kultur in Niederbayern finden Sie unter www.br24.de/niederbayern.