02.04.2023, Vatikan, Vatikanstadt: Papst Franziskus zelebriert die Palmsonntagsmesse auf dem Petersplatz, einen Tag nachdem er aus dem Krankenhaus in Rom entlassen wurde, wo er wegen einer Bronchitis behandelt wurde. Der Palmsonntag ist der sechste und letzte Sonntag der christlichen Fastenzeit und der Beginn der Karwoche. Foto: Andrew Medichini/AP +++ dpa-Bildfunk +++
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Palmsonntag im Vatikan

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Der unverantwortliche Papst – Franziskus und seine Gesundheit

Der unverantwortliche Papst – Franziskus und seine Gesundheit

Spielt Franziskus mit seiner Gesundheit? Einige in Rom sehen den flotten Wechsel vom Krankenbett mittenrein in die Osterfeierlichkeiten mit Sorge. Eine Rolle spielen wohl die persönliche Dickköpfigkeit des Papstes und innerkirchliche Gegner.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Wenn es eine Position gibt auf der Welt, in der einem niemand etwas sagen kann, dann ist es das Amt des Papstes. Für Franziskus und seine Gesundheit scheint das zum Problem zu werden. Gestern war der Papst nach zweieinhalb Tagen Klinikaufenthalts wegen einer Bronchitis wieder auf dem Petersplatz zur Palmsonntagsmesse – gegen den Rat der Ärzte, sagt Vatikanexpertin und Messaggero-Journalistin Franca Giansoldati: "Die Ärzte haben ihm empfohlen, noch ein bisschen im Krankenhaus zu bleiben, um sich besser zu erholen. Aber der Papst hat darauf beharrt, entlassen zu werden."

"Immer setzt der Papst seinen Kopf durch"

Dieses Drängen auf schnelle Rückkehr bestätige, was seine engsten Mitarbeiter seit Jahren über Franziskus und seinen Umgang mit medizinischen Ratschlägen sagen. "Immer", meint Giansoldati, "setzt der Papst seinen eigenen Kopf durch". Aktuell habe Franziskus darauf bestanden, rechtzeitig zur Osterwoche wieder im Vatikan zu sein.

Don Filippo Di Giacomo ist früher Mitarbeiter von Joseph Ratzinger in der Glaubenskongregation gewesen und jetzt liturgischer Kommentator für den Fernsehsender RAI. Zu Franziskus, der einen Tag nach seiner Rückkehr aus dem Krankenhaus bereits wieder die Messe zelebriert, meinte der Priester am Rande der Palmsonntagsfeierlichkeiten: Es passe diesem Papst, "von dem man nicht sagen kann, dass er ein Mann ist, der sich und seine Kraft schont oder sich bemitleidet". Franziskus, glaubt Di Giacomo, kenne die Bedeutung der Osterwoche, "die zentral ist für Christen, und daher wollte er auf jeden Fall diese Gottesdienste leiten".

Nicht zuletzt den Franziskus-Anhängern im Vatikan macht der eigenwillige Umgang des Papstes mit ärztlichen Ratschlägen Sorgen. Vor seiner schweren Bronchitis, die Franziskus jetzt ins Krankenhaus zwang, hatte er schon wochenlang mit Husten und Heiserkeit zu kämpfen – nahm aber trotzdem fast alle Termine wahr.

Franziskus hört nicht auf den Rat der Ärzte

Ein 86-Jähriger, der gesundheitlich angeschlagen ist, findet Vatikanexpertin Giansoldati, täte gut daran, nach einer infektiösen Bronchitis mehr auf sich zu achten: "Meinen Vater würde ich in einer vergleichbaren Situation dazu bringen, zuhause zu bleiben, Kälte zu meiden". Franziskus aber unterziehe sich sofort "dem Kraftakt der Osterfeierlichkeiten, die für einen Papst sehr anstrengend sind". Besonders anspruchsvoll sei der Kreuzweg am Freitag, "wo der Papst abends in der Kälte auf dem Palatin-Hügel sitzt. Das ist der Genesung nicht förderlich, aber wieder einmal hört er nicht auf den Rat der Ärzte".

Das, aus der Sicht seiner Mediziner unvernünftige Verhalten des Papstes erklärt Don Filippo Di Giacomo unter anderem mit der inneren Mission, die Franziskus antreibe: "Es zeigt uns, dass die pastorale Aktivität für ihn Freude und Kraftquelle gleichzeitig ist. Es gibt ihm Kraft, im Kontakt mit den Menschen zu sein".

Andere im Vatikan sagen: Das in den Wind schlagen ärztlicher Empfehlungen sei vor allem Ausdruck der Persönlichkeit des Papstes. Giansoldati erinnert in diesem Zusammenhang an ein Interview des argentinischen Mediziner Nelson Castro, in dem sich Franziskus über sein Verhältnis zu Ärzten geäußert hat. Der Papst erzähle darin, dass "er selbst wisse, dass ihn seinen Mitarbeiter für einen Patienten mit schwierigem Charakter halten". Franziskus möge es nicht kontrolliert zu werden, sich auf andere zu verlassen. Oder anders ausgedrückt: "Er ist ein bisschen stur und ein Dickkopf". Was auch dazu geführt habe, dass Franziskus deutlich häufiger seine Ärzte wechselt als seine Vorgänger.

Franziskus will Gegnern keine Angriffsfläche bieten

Gleichzeitig glaubt Vatikanexpertin Giansoldati, dass es neben dem nicht immer einfachen Charakter des Papstes noch einen anderen Grund gibt, warum er nicht so viel Rücksicht wie nötig auf seine Gesundheit nimmt. Franziskus wolle seinen Gegnern in der katholischen Kirche keine Angriffsfläche bieten, glaubt Giansoldati: "Das Image, das er bislang vermittelt hat, ist das eines starken, energischen Papstes, der die Kirche führen kann. Jetzt ist er an einer Weggabelung". Eine Weggabelung, sagt die Vatikanexpertin und Buchautorin, an der sich die Frage stelle: Ist Franziskus auch als körperlich geschwächter Papst in der Lage, eine Kirche zu führen, die so gespalten ist? Diese Frage, meint Giansoldati, "ist ein Dilemma, das ihn dazu bringt, früher aus dem Krankenhaus zu gehen, auch um zu unterstreichen, dass er in der Lage ist zu regieren".

Die erste Herausforderung der Karwoche hat Franziskus überstanden. Bei der Palmsonntagsmesse war er die ganze Zeit dabei, hielt die Predigt alleine und bedankte sich am Ende für die Genesungswünsche der vergangenen Tage.

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