Südkoreanische Soldaten patrouillieren innerhalb der DMZ. Im Hintergrund ein südkoreanischer Wachposten.
Bildrechte: Park Jongwoo

Ein Bild der Ausstellung: südkoreanische Soldaten innerhalb der DMZ.

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Die letzte Grenze des Kalten Krieges: Ausstellung zum Koreakrieg

Vor 70 Jahren beendete kein Friedensschluss, sondern ein Waffenstillstandsabkommen den Koreakrieg. Seitdem hält die entmilitarisierte Zone die ehemaligen Kriegsgegner auf Abstand. Der südkoreanische Fotograf Park Jongwoo dokumentiert dieses Gebiet.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Ein Dutzend Gänse fliegt im Frühnebel über die Sperranlagen, die aus drei Reihen mit rostigem Stacheldraht bestehen. Alle paar Meter ein hölzerner Wachturm. Immer wieder nimmt der Fotograf Park Jongwoo die Vogelperspektive ein, um die Dimensionen der DMZ, der Demilitarisierten Zone, zu veranschaulichen. Die 248 Kilometer lange Sperranlage zerschneidet brachial die Landschaft. Der Zaun verläuft über schroffe Bergrücken und durch idyllische Täler.

Eigentlich, sagt Park Jongwoo, habe er viel mehr Soldaten auf den Stützpunkten der DMZ erwartet: "Ich war überrascht, dass ich wenig militärische Anlagen gefunden habe." Nur Natur, Berge, Wiesen, Bäume, Blumen, manchmal Tiere, "aber sonst nichts", erklärt der Fotograf.

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Ein Bild der Ausstellung: Es zeigt südkoreanische Soldaten auf einer Fußpatrouille im Schnee.

Manchmal habe er Wachtposten auf dem Berggipfel gesehen: "Aber normalerweise sieht es genauso aus wie jede andere koreanischen Landschaft." Park Jongwoo hat zwischen 2009 und 2013 die DMZ im Auftrag eines Zeitungsverlages und des südkoreanischen Verteidigungsministeriums besucht. Nun, pünktlich zum 70. Jahrestag des Waffenstillstandsabkommens von Panmunjeom, wird die Fotoserie im Alliierten Museum Berlin gezeigt.

Frühling auf vermintem Gelänge

Park Jongwoo fotografierte die Jahreszeiten in den Bergen, die Betonburgen der Wachtposten in frühlingsgrünen Wäldern oder auf kahlen Gipfeln und immer wieder die dicken Rollen Stacheldraht. Im Inneren der Demilitarisierten Zone konnte er sich nur in Begleitung von Soldaten bewegen, weil das Gelände vermint ist. Die DMZ ist vier Kilometer breit, in ihrer Mitte verläuft die Demarkationslinie, immer am 38. Breitengrad entlang.

Als "Pufferzone" beschreibt Jongwoo diesen Landstrich: "Sie verhindert das Zusammentreffen zwischen nord- und südkoreanischen Kräften. Wenn wir nur so etwas wie die Berliner Mauer hätten, dann gäbe es sicher Kämpfe." Weil die Zone aber vier Kilometer breit sei, kämen die Soldaten nicht so leicht miteinander in Kontakt.

Nur in der sogenannten Joint Security Area stehen sich nord- und südkoreanische Militärs direkt gegenüber. Hier fotografierte Park Jongwoo die nordkoreanischen Wachtposten, die ihrerseits den Fotografen mit dem Fernrohr beobachteten. In der Joint Security Area fanden vor 70 Jahren die Waffenstillstandsverhandlungen statt, die den Koreakrieg beendeten. Die hellblauen Baracken der Vereinten Nationen stehen hier direkt auf der Demarkationslinie.

Bildrechte: AlliiertenMuseum/U.S. Army Photograph/Emmet Lewis
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Auch in der Ausstellung zu sehen: Bilder der deutsch-deutschen Grenze. Hier: Bad Hersfeld, 1987.

Ursprünglich wachten Vertreter von vier neutralen Nationen über die Einhaltung des Waffenstillstands – aus der Schweiz, Schweden, Polen und der damaligen Tschechoslowakei.

Daran erinnert Florian Pauls, der Kurator der Ausstellung im Berliner Alliierten Museum: "Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs in Europa hat Nordkorea jedoch diesen beiden Ländern das Mandat entzogen, sodass jetzt nur noch die Schweiz und Schweden vor Ort sind und weiterhin protokollarisch regelmäßige Treffen stattfinden, wo Grenzüberfälle diskutiert werden. Bloß ist es so, dass schon seit langer Zeit von nordkoreanischer Seite niemand mehr daran teilnimmt."

Die Joint Security Area ist nicht vermint, Steinplatten markieren die Demarkationslinie. Für den amerikanischen Soldaten Travis King, der in der vergangenen Woche aus ungeklärten Gründen nach Nordkorea floh, war es also verhältnismäßig leicht, die Seite zu wechseln.

Hoffnungsschimmer: Deutsche Wiedervereinigung

In seiner Fotoserie wirft der südkoreanische Fotograf Park Jongwoo auch einen Blick auf die Landschaft des Nordens. Mehrgeschossige Häuser aus Beton sollen Wohlstand vortäuschen. Aber die Bergwälder sind abgeholzt, weil die Anwohner Heizmaterial brauchen.

In den Fotos von Park Jongwoo schwingt die Traurigkeit über die Absurdität der Teilung mit. "In Korea beneiden wir Deutschland sehr", erklärt der Fotograf.

Weil die Wiedervereinigung hierzulande so schnell und unvorhergesehen geschehen sei, hofften auf einen solchen Ausgang auch in Korea einige: "Ich habe auch diese Hoffnung, aber keiner weiß, was die Zukunft bringt. Wir hoffen immer noch."

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