Mikrokosmos Schule als Spiegel unserer Gesellschaft: Der Film „DAS LEHRERZIMMER“ von İlker Çatak | puzzle
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Die Tops und Flops des Kinojahres 2023

Die Tops und Flops des Kinojahres 2023

Das Kinojahr 2023 war vor allem eins: pink. "Barbie" ist der Milliardenhit des Jahres. Allerdings ist er mit Abstand nicht der einzige Film, über den es sich 2023 zu sprechen lohnte. Hier eine Auswahl der Tops und Flops 2023 der kinokino-Redaktion.

"The Old Oak" – Sozialfilmer Ken Loach trifft mitten ins Herz

Gregor Wossilus von kinokino:

Das ganze Jahr über sehen wir Filme, die uns mitreißen, das große Spektakel bieten, mit irren Bildern. Uns auch provozieren. Und dann gibt es Filme, die uns ganz unerwartet unmittelbar ins Herz treffen. Schon mit der ersten Szene. Für mich ist das dieses Jahr "The Old Oak" von Ken Loach. Syrische Flüchtlinge kommen an in England: Ein ehemaliges Grubendorf soll ihre neue Heimat werden. Eine Heimat, obwohl der Wohlstand seit Jahren in Auflösung begriffen ist. Die Dorfbewohner reagieren aggressiv auf die Schutzsuchenden. Im Mittelpunkt steht ein Wirt, der für Verständigung sorgen will, und das in seinem Pub "The Old Oak". Ängste, Fremdenfeindlichkeit, Verzweiflung, alles bricht sich Bahn.

Der alte Sozialfilmer Ken Loach beschönigt nichts. In "The Old Oak" gibt es keinen Kitsch. Dafür raue, traurige, authentische Figuren. Die straucheln und immer wieder aufstehen. Das macht sie liebenswert. Und wenn trotz aller Gegensätze, trotz aller Ängste die Menschen dann doch zusammenrücken, dann stimmt das hoffnungsvoll. Es ist nicht Ken Loachs bester Film – an "Sweet Sixteen" kommt er nicht ran! – und doch ist es der Film, der mich 2023 am meisten berührt hat.

"Napoleon" – kein wirklich schlechter Film und doch eine Enttäuschung

Heiko Rauber von kinokino:

Ridley Scotts Historiendrama "Napoleon" ist kein wirklich schlechter Film. Aber er ist doch eine Enttäuschung. Vom Altmeister Scott ("Alien", "Blade Runner", "Gladiator", "Das letzte Duell") hätte ich mir mehr erwartet. Dabei waren die Voraussetzungen ja eigentlich perfekt: Scott, der große Meister epischer Dramen und Joaquin Phoenix als genial-verrückter Exzentriker – was will man mehr?

Trotzdem ist es schief gegangen. Historische Präzision war Ridley Scott anscheinend nicht so wichtig. In Ägypten lässt er Napoleon mit Kanonen auf die Pyramiden schießen – nur für den Show-Effekt.

Und wer über Napoleon als schlechten Liebhaber spekuliert, darf sich über den Zorn der Franzosen nicht wundern.

Ridley Scott wollte mit diesem Film Napoleon ein Denkmal setzen. Jetzt hat er damit seinen eigenen Ruf angekratzt.

Sandra Hüller – sie war 2023 überall und überall top!

Antje Harries von kinokino:

Für mich war dieses Kinojahr besonders toll, weil ich drei Filme mit Sandra Hüller gesehen habe. Alle drei haben mich total überzeugt, alle drei sind sehr unterschiedlich.

In "Anatomie eines Falles" brilliert sie als Schriftstellerin, die undurchschaubar ist. Eine Frau, die alle Facetten zeigt und uns in jeder Sekunde überrascht und irritiert.

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Sandra Hüller beim Cannes-Filmfestival im Mai 2023.

In "Sisi und ich" spielt sie die Zofe von Kaiserin Elisabeth. Und wie sie sich unter diesem Blick Elisabeths verwandelt, ist einfach ein großer Zauber auf der Leinwand.

Der dritte Film ist "The Zone of Interest" von Jonathan Glazer – in Cannes feierte er Premiere, deutscher Kinostart ist der 29. Februar 2024. Sandra Hüller spielt hier Hedwig Höß, die direkt vor den Mauern von Auschwitz gelebt hat mit ihrer Familie. Sie zelebriert dort ihr normales, bürgerliches Leben mit kaltblütiger Gleichgültigkeit. Sie ist dermaßen distanziert, dass einem der Schrecken in die Glieder fährt und man ihn keine Sekunde mehr los wird.

Sandra Hüller beherrscht die Schauspielkunst perfekt. Und das macht Spaß, wenn man ins Kino geht.

Das Phänomen "Barbenheimer"

Florian Kummert von kinokino:

Top des Jahres ist für mich ein Phänomen, das zwei ganz unterschiedliche Filme verschmelzen ließ: "Barbenheimer". Man nehme den quietschig-rosa "Barbie"-Film und den monochrom gedeckten "Oppenheimer". Zwei Kino-Konkurrenten, die etwas schafften, was mir lange abgegangen ist. Nämlich, dass die breite Masse wieder elektrisiert war. "Barbie" und "Oppenheimer" waren Filme, über die alle redeten. In der Schule, im Büro, im Rentnertreff. Filme, die sich wirklich im Bewusstsein der breiten Gesellschaft verankerten. So ist endlich wieder ein Kino-Hype entstanden. Mit zwei kreativen Volltreffern aus Hollywood.

"Das Lehrerzimmer" – Porträt eines Schlachtfeldes

Heiko Rauber von kinokino:

Mein Lieblingsfilm 2023 handelt von einem Schlachtfeld in der Mitte unserer Gesellschaft: "Das Lehrerzimmer" von İlker Çatak. Leonie Benesch spielt eine idealistische, engagierte Lehrerin. Sie ist neu an ihrem Gymnasium. Als es dort zu Diebstählen kommt, glaubt sie, die Täterin zu erkennen. Und gerät zwischen alle Fronten.

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Eben war sie noch die Autorität, nun steht sie im Kreuzfeuer: Leonie Benesch als Pädagogin in "Das Lehrerzimmer" (Filmszene).

Für mich ist "Das Lehrerzimmer" so besonders, weil es Kammerspiel und großes Kino vereint. Der Film ist lehrreich, weil er Kindern, Lehrern und Eltern zeigt, wie schnell das Miteinander an einer Schule in ein Gegeneinander umschlagen kann. Der Film ist im Oscarrennen 2024. Ich drücke die Daumen!

"Expendables 4" – au weia!

Gregor Wossilus von kinokino:

Was haben sich die alten Recken Sylvester Stallone, Jason Statham und Dolph Lundgren ("Rocky IV" – erinnern Sie sich noch?) denn dabei gedacht. Ein letztes Mal wollten sie es als Söldnertruppe "The Expendables" richtig krachen lassen. Aber das Ergebnis ging sowas von daneben!

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Griff mit "The Expendables 4" so richtig daneben: Hauptdarsteller Sylvester Stallone (FIlmszene).

Nun gut, eine Handlung ist bei solchen Actionfilmen meist nur rudimentär vorhanden, dafür muss die Action stimmen. Und gerade da unterbietet "The Expendables 4" alles, was sonst dieses Jahr im Actiongenre aufgefahren wurde. Die Stars vor billigen Green-Screen-Hintergründen. Schlecht animierte, wahrscheinlich aufgrund des Release-Date-Drucks nicht komplett fertig gestellte CGI-Effekte, die immer gleichen Kameraeinstellungen von Close-Up auf den Schützen, dann Schnitt auf Explosionen, herumfliegende, ebenfalls schlecht animierte Fahrzeuge/Hubschrauber etc. – ein Look wie auf der Playstation 3.

Dazu ein Cast, der das Gefühl vermittelt, beim Dreh überhaupt keinen Spaß gehabt zu haben. Ehrlich, Ihr alten Haudegen, wie konntet Ihr das so ins Kino bringen? Ihr macht Eurem Namen alle Ehre: Ihr seid wirklich "entbehrlich!". Ab in den Ruhestand!

Die kompletten Tops und Flops der kinokino-Redaktion 2023 können Sie im Video am Anfang dieses Textes bzw. direkt hier "nachschauen".

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