Silo (AppleTV+)
Genre: Dystopische Science-Fiction
Darum geht’s: Das Silo ist ein Meisterwerk der Ingenieurskunst. Es hat über hundert Stockwerke – allerdings ohne Aufzug – und vom Kraftwerk bis zu künstlichen Feldern und Gewächshäusern ist alles drin. Zehntausend Leute wohnen da seit über 100 Jahren und weil niemand rausgehen darf, sind die Ressourcen natürlich begrenzt. Also wird permanent recycelt und rationiert. Ein paar Bewohner und Bewohnerinnen beginnen aber, die Regeln der Regierung zu hinterfragen. Sie wollen herausfinden, ob und warum die Silo-Anführer lügen.
Darum gehört "Silo" auf die Watch-List: Von Story bis zum Look stimmt alles! Die Silo-Welt und auch die spektakuläre Beton-Architektur des Silos wirken absolut glaubwürdig. Es gibt z.B. alte Computer, aber keine Kameras oder Fotos von der Welt zuvor. "Silo" ist anfangs unberechenbar und schlägt einige Haken, bis sich die Serie zu einer Generationen umspannenden Mystery-Geschichte entwickelt. Die ersten beiden Folgen von "Silo" sind einfach perfektes Fernsehen: So packend, dass man nicht mal zwinkern möchte.
Video: Trailer zur AppleTV+-Serie "Silo"
BEEF (Netflix)
Genre: Absurder Rachethriller
Darum geht’s: Danny Cho (Steven Yeun) und Amy Lau (Ali Wong) haben einen schlechten Tag, als sich ihre Schicksale ineinander verheddern: Amy nimmt Danny die Vorfahrt und ehe sie sich versehen, geht die Rachsucht mit ihnen durch. Danny jagt Amy durch Highways und Vorgärten bis zu ihrer Betonvilla. Die beiden haben nichts gemeinsam, er ist arm und kommt kaum über die Runden, sie lebt ein scheinbar sorgloses Leben als Geschäftsführerin eines angesagten Start-Ups. Was sie verbindet sind quälende Schuldgefühle, extremer Erwartungsdruck und ein fadenscheiniger Grund, sich aneinander zu rächen.
Darum gehört "BEEF" auf die Watch-List: "BEEF" ist eine düstere Satire über eine Fehde zwischen zwei Fremden, die ihren gesamten Frust und ihre Einsamkeit auf ihr Gegenüber projizieren – und so in eine absurde Rachespirale geraten. Indem sie reich auf arm treffen lässt, verhandelt die Serie nebenbei auch Klassenfragen. Dazu ein geschmackssicherer Soundtrack, eine gelungene Besetzung und abgründiger Humor. Eine absolute Serienüberraschung!
Video: Trailer zur Netflix-Serie "BEEF"
Diplomatische Beziehungen (Netflix)
Genre: Politthriller mit Humor
Darum geht’s: Eigentlich auf dem Weg zu einem Einsatz in Afghanistan wird die Karrierediplomatin Kate Wyler (Keri Russell) vom US-Präsidenten höchstpersönlich zur Botschafterin in Großbritannien ernannt: Im Persischen Golf wurde ein britischer Flugzeugträger angegriffen, 41 Soldaten starben. Und das ist nicht die einzige Krise in Wylers Leben. Die Ehe mit ihrem Mann Hal (Rufus Sewell), ein ehemaliger Diplomat mit fragwürdigen Beziehungen in die ganze Welt, besteht nur noch auf dem Papier. Als wäre das nicht genug, muss Wyler auch noch lernen, sich im politischen und gesellschaftlichen Rampenlicht zu bewegen.
Darum gehört "Diplomatische Beziehungen" auf die Watch-List: Die Serie bleibt nahe genug an der Realität, um plausibel zu sein, und entfernt sich ausreichend, um dabei richtig gut zu unterhalten. Die Dialoge sind messerscharf und gespickt mit Humor. Und der Cast hat einen Riesenspaß mit den Rollen: Allen voran Rufus Sewell als gewiefter, charmanter Draufgänger und Rory Kinnear als populistischer Premierminister. Für alle, denen "House of Cards" zu zynisch war, ist "Diplomatische Beziehungen" genau das richtige.
Video: Trailer zur Netflix-Serie "Diplomatische Beziehungen"
The Curse (Paramount+)
Genre: Mockumentary mit Twist
Darum geht’s: Asher (Nathan Fielder) und Whitney Siegel (Emma Stone) bauen in Española, New Mexico, nachhaltige und komplett verspiegelte Architektenhäuser und lassen sich dabei mit Kameras begleiten – für ihre Reality-Show "Fliplanthropy". Sie halten sich für kulturell sensibilisiert und aufgeklärt, wollen gute Gentrifizierer sein und die lokale Bevölkerung, viele davon indigen und mexikanisch-stämmig, unterstützen und neue Jobs für sie schaffen.
Das ist leichter getan als gesagt. Asher und Whitney werden nicht nur von ihren eigenen Ambitionen fehlgeleitet, sondern auch von ihrem skrupellosen Producer Dougie (Ben Safdie), der für gutes Filmmaterial alles tut. Zum Beispiel die Beziehung der beiden torpedieren.
Darum gehört "The Curse" auf die Watch-List: "The Curse" vom Schöpfer-Duo Nathan Fielder und Ben Safdie wird zwar als Comedy-Serie vermarktet, doch zum befreienden Lacher kommt es nur selten. Diese ganz eigene Art von Fremdscham-Humor hat der kanadische Comedian Nathan Fielder in den letzten Jahren mit quasi-dokumentarischen Serien wie "The Rehearsal" perfektioniert. Fielder ist besessen von der Idee des Authentischen und verfolgt diesen Ansatz auch in "The Curse".
Das Seherlebnis ist allerdings oft so unerträglich, dass man sich am liebsten in die Tiefen des Sofas verkriechen möchte, nur um der unangenehmen zwischenmenschlichen Spannung zu entgehen. Wer diesen unbehaglichen Blick in die eigenen Abgründe aushält, wird belohnt – mit einer schlauen, unheimlich zynischen und zuweilen sehr seltsamen Gesellschaftssatire.
Video: Trailer zur Paramount+-Serie "The Curse"
Deutsches Haus (Disney+)
Genre: Historiendrama
Darum geht’s: Das "Deutsche Haus" in der gleichnamigen Disney+-Serie ist eine Familien-Wirtschaft in Frankfurt. Statt zu heiraten, will die ehrgeizige Tochter Eva arbeiten – und heuert als Dolmetscherin für Polnisch am Gericht an.
Dort werden im Jahr 1963 die Prozesse gegen ehemalige SS-Männer und Offiziere im Konzentrationslager von Auschwitz geführt. Und Eva soll die Zeugenaussagen von Überlebenden übersetzen. Sie hat keine Ahnung, was in Lagern wie Auschwitz passiert ist und ihre Eltern (Anke Engelke und Hans-Jochen Wagner) möchten, wie die meisten Deutschen, lieber nicht darüber nachdenken. Und natürlich steckt hinter der Ignoranz ihrer Eltern ein Familiengeheimnis, dem Eva im Laufe der Prozesse auf die Spur kommt.
Darum gehört "Deutsches Haus" auf die Watch-List: "Deutsches Haus" ist die erste deutsche Serienproduktion, die sich den Auschwitz-Prozessen widmet und die Verfilmung des gleichnamigen Debütromans der Drehbuchautorin Annette Hess. Hess hat die Nachkriegszeit und die Auschwitz-Prozesse genauestens recherchiert. Von ihr stammen auch die erfolgreichen Nachkriegsserien "KuDamm '56" und "Weißensee" und mit diesen hat "Deutsches Haus" viel gemeinsam. Eine sehr interessante und wichtige Serie mit Bildungsauftrag, die immer wieder sprachlos macht!
Besonders lohnt sich die Kombination mit der ARD-Serie "Bonn", die derzeit bei Netflix abrufbar ist. "Bonn" spielt etwa zehn Jahre vor den Ereignissen in "Deutsches Haus" und erzählt vom Machtkampf zwischen Alt-Nazis und Widerständlern und den Geheimdiensten der noch jungen BRD.
Video: Trailer zur Disney+-Serie "Deutsches Haus"
Bargain (Paramount+)
Genre: Überlebensthriller
Darum geht’s: Wie der englische Titel schon nahe legt, ist in der südkoreanischen Serie "Bargain" wirklich alles verhandelbar: Der Preis für Sex, eine Niere, das eigene Überleben. Im Zentrum steht ein Stundenhotel, das sich inmitten eines Erdbebens als Tarnung eines Organhändlerrings herausstellt. Als die Erde plötzlich bebt, werden Freier, Organhändler und mögliche Kunden unter den Trümmern des Hotels begraben und müssen gegen – und miteinander ums Überleben kämpfen.
Darum gehört sie auf die Watch-List: "Bargain" ist eine kluge Allegorie auf Turbokapitalismus und Neoliberalismus in der Klimakrise. Die sechs Folgen sind jeweils nur eine halbe Stunde lang und temporeich inszeniert. Die Serie wirft das Publikum mitten ins Geschehen und prescht schon in den ersten 20 Minuten ohne Atempause von einer abgedrehten Situation in die nächste. Durch sehr clevere Schnitte, sowie eine bewegte, nahe Kamera wirkt es, als sei die gesamte Serie in einem Take gedreht worden. Ein absoluter Adrenalinrausch mit vielen absurd-komischen Momenten.
Video: Trailer zur Paramount+-Serie "Bargain"
Poker Face (Wow)
Genre: Krimi mit Augenzwinkern
Darum geht’s: Charlie Cale (Natasha Lyonne) ist ein lebendiger Lügendetektor mit schnoddriger Schnauze. Sie arbeitet in einem Casino und erkennt sofort jede Art von Flunkerei und Betrugsversuch. So merkt sie allerdings auch, dass ihr Boss in das Verschwinden ihrer besten Freundin verwickelt ist. Die Flucht vor seinen Schergen führt Charlie in ihrem abgewrackten, knallblauen Muscle Car quer durchs ganze Land von einem US-Staat zum nächsten. Doch egal, wo Charlie aufkreuzt, irgendwer hat immer Dreck am Stecken – und Charlie kommt ihnen auf die Schliche. Ob zwei ältere Hippie-Ladies im Altersheim, ein Barbecue-Koch in Texas oder eine One Hit Wonder-Band auf Tour.
Darum gehört sie auf die Watch-List: Serienschöpfer Rian Johnson hat mit "Knives Out" und "The Glass Onion" die humorvollen klassischen Murder Mysteries wiederbelebt. "Poker Face" ist seine Hommage an kauzige Ermittler wie Columbo, die Folge für Folge einen neuen Fall aufklären. Die Serie wartet mit bekannten Gaststars auf (Adrien Brody, Joseph Gordon Levitt und Chloe Sevigny) und wie bei einem Roadtrip sieht man auf Charlies Flucht viel von den USA. Herrlich nostalgisches, episodisches Fernsehen, bei dem man auch einfach mal eine Folge genießen kann, ohne Angst zu haben, später den Anschluss nicht mehr zu finden.
Video: Trailer zur Sky-Serie "Poker Face"
The Last of Us (Wow)
Genre: Zombie-Drama
Darum geht’s: Zwanzig Jahre nach einer Pilz-Pandemie ist die Welt eine andere: Die letzten Überlebenden halten sich in selbst organisierten Kommunen über Wasser oder leben in Quarantäne-Zonen unter einer Militärdiktatur, so wie Joel (Pedro Pascal). Er hat damals seine Tochter verloren und schlägt sich nun als ziemlich abgebrühter Schmuggler durch. Als solcher soll er für die Widerstandsorganisation Fireflies ein geheimnisvolles Mädchen namens Ellie (Bella Ramsey) quer durchs Land begleiten – und vor Zombies und anderen Feinden schützen. Denn Ellie ist immun gegen den Zombiepilz.
Darum gehört sie auf die Watch-List: Anders als in der nihilistischen Zombie-Serie "The Walking Dead", verliert die Brutalität, mit denen sich die Überlebenden gegeneinander und gegen die Zombies behaupten müssen, in "The Last of Us" nie ihren Schrecken. Die Serie wie auch das Computerspiel, auf dem sie basiert, erzählen von der menschlichen Fähigkeit zu lieben und dem Bedürfnis nach Gemeinschaft, selbst unter katastrophalen Umständen. Beide fragen: Welches Opfer ist ein Funke Hoffnung wert?
Bittersüß ist etwa die Geschichte des Preppers Bill (Nick Offerman), der ausgerechnet in der Apokalypse den Mann seines Lebens trifft – und mit ihm die besten Jahre verbringt, während die Welt um die beiden herum im Chaos versinkt. Diese Nebenhandlungen sind organisch mit der eigentlichen Geschichte verwebt und machen "The Last of Us" so sehenswert und zur bislang besten Serienadaption eines Videospiels überhaupt.
Video: Trailer zur Serie "The Last of Us"
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