Im Kinderbuchjahr 2024 setzt sich ein wohltuender Trend fort: Statt sie mit Geschichten zu erziehen, werden Kinder und ihre Gefühle, Bedürfnisse und Themen in den Mittelpunkt gestellt. Und so entstehen ganz wunderbare Bücher.
Lesealter 0-3
Woher kommt die Liebe – Daniela Kulot
Die Geschichten von Daniela Kulot beweisen, dass auch kleine Bücher mit dicken Pappseiten Tiefgang haben können. In "Woher kommt die Liebe" macht sich eine Gruppe von Freunden (ein Elch, ein Fuchs und eine Gans) auf die Suche nach dem ominösen Gefühl namens "Liebe". Jedes Tier, dass sie treffen, hat darauf eine andere Antwort. Leider ist keine so richtig zufriedenstellend. Am Ende sind die drei erschöpft, aber nicht viel schlauer. Doch dann entsteht da so ein wohliges Kribbeln im Bauch, einfach nur, weil sie zusammen sind …
Erschienen im Gerstenberg Verlag, 12 Euro
Gute Nacht, kleiner Strubbel – Dr. Eliane Retz und Nora Paehl
Ein Buch für alle Kinder, die im Familienbett schlafen. Die Pädagogin und Elternberaterin Dr. Eliane Retz ist Verfechterin eines modernen Erziehungsstils, bei dem Kinder so lange bei den Eltern schlafen dürfen, wie sie es brauchen. Nun hat sie darüber ein Kinderbuch geschrieben: "Gute Nacht, kleiner Strubbel". Das Eichhörnchenkind Strubbel schläft am liebsten im Kobel bei seinen Eltern. Doch der Kuckuck findet, er sei deshalb ganz schön verwöhnt und seine Eltern verdammt müde. Wie können die Nächte für alle erholsam sein? Die Eichhörnchenfamile probiert etwas herum, bis für alle eine gute Lösung gefunden ist.
Erschienen bei Schneiderbuch, 15 Euro
Sailor und Pekka erledigen was in der Stadt – Jockum Nordström
Sailor hat seinen Pulli verloren, also muss er zusammen mit Hund Pekka in die Stadt. Der Ausflug verläuft nicht ohne Hindernisse, aber am Ende können sie sogar noch etwas Gutes tun. Dieses Buch, irgendwo zwischen Bilderbuch und Comic, erzählt eine beinahe alltägliche Geschichte. Das Besondere entsteht in der Liebe fürs Detail, mit der hier erzählt wird und den ganz eigenen Zeichnungen, die mit Nordström von einem der bedeutendsten schwedischen Künstler stammen.
Erschienen im Péridot Verlag, 16 Euro
Lesealter 3-6
Freiheit – Sybille Hein
Der Titel weist Ähnlichkeit mit den Memoiren einer gewissen Bundeskanzlerin a.D. auf, doch die Autorin und Illustratorin Sybille Hein hat wesentlich weniger Text zur Verfügung, um ihrem jungen Publikum das Konzept der Freiheit näherzubringen. Mit farbenfrohen Illustrationen und kurzen Sätzen schafft sie es dennoch, die Essenz des Begriffs auf den Punkt zu bringen. Zum Beispiel in Sätzen wie diesem: "Freiheit meint, alles fragen und alles wissen zu dürfen, was dir in den Kopf kommt." Ein Bilderbuch zu einem immer wieder aktuellen Thema, das zum Philosophieren einlädt.
Erschienen bei Fischer Sauerländer, 15,90 Euro
Regentag – Jens Rassmus
Zwei Kinder sind daheim, draußen regnet es. Was ein ziemlich langweiliger Tag werden könnte, wird zu einer fantasievollen Abenteuerreise. Jedes Kind bringt seine Ideen ein und so trampeln sie mal als Riesen über Hochhäuser, mal verwandeln sie sich in wilde Tiere, die miteinander kämpfen. Das Buch ist eine Ode an das kindliche Spiel und das Besondere ist, dass es ganz ohne Worte auskommt. So kann man mit den Kindern gemeinsam erzählen, was auf den Bildern alles passiert. Und die Kinder können das Buch super auch alleine angucken – zum Beispiel an regnerischen Wintertagen.
Erschienen im Peter Hammer Verlag, 20 Euro
Die schönste Wunde – Emma AdBåge
Beim Spielen rund um die Tischtennisplatte passiert es: Ein Kind stürzt und holt sich ein blutiges Knie. Doch diese Wunde ist viel mehr als eine heftige Verletzung. Sie bedeutet auch, dass sich plötzlich alle um einen kümmern, weil man nicht mehr laufen kann. Und man bekommt einen tollen Verband. Wieso kann sie nicht für immer bleiben, diese Wunde? Das Buch der schwedischen Illustratorin Emma AdBåge nimmt die kindliche Faszination für jedes noch so kleine "Aua" zum Anlass, eine liebevolle Geschichte über die Erstehung und den Heilungsprozess einer fiesen Wunde am Knie zu erzählen.
Erschienen bei Beltz & Gelberg, 14 Euro
Die Hochhauskatze - Oliver Wnuk, Andrea Stegmaier
Es gibt unendlich viele Wörter für Schnee. Und so kommt es, dass die Hochhauskatze namens "Schnee" in jedem Stockwerk ihres Hauses einen anderen Namen hat. Bei den Habichts im achten Stock heißt sie "Minou", bei Georgi, der aus Bosnien kommt, heißt sie "Snijeg". Bei all diesen Menschen ist die Katze ein bisschen daheim, besucht sie abwechselnd und sorgt, ganz ohne es zu bemerken, dafür, dass aus den unterschiedlichen Familien in dem Hochhaus eine richtig gute Nachbarschaft wird. Das Buch von Schauspieler und Autor Oliver Wnuk und Illustratorin Andrea Stegmaier ist eine kindgerechte Hommage an das Leben im Block und die heilsame Kraft des Miteinanders.
Erschienen bei Karibu, 18,99 Euro
Lesealter 6-10
Hilfe, meine Lehrerin ist ein Gorilla – Meike Haas, Jan Reiser
Milo verbringt seine Schultage am liebsten auf der Toilette, wo er auf seinem Smartphone zockt. Doch an diesem Schultag scheinen Spiel und Realität plötzlich zu verschwimmen und die eigene Lehrerin verwandelt sich in einen Gorilla. Es stellt sich heraus, dass Milos Spiel tatsächlich Menschen verwandeln kann. Doch wird er seiner strengen Biolehrerin den Gefallen tun, sie zu retten? Eine spannende Geschichte, in der sich Schüler und Lehrerin noch mal neu kennen- und schätzen lernen dürfen.
Erschienen im dtv Verlag, 14 Euro
Molly Blume – Will Gmehling und Anna Schilling
Eltern wie die von Molly kennt wohl jedes Kind im digitalen Zeitalter: Ständig hängen sie an ihren Handys. Molly dagegen mag es analog: Sie macht gern Spaziergänge und beobachtet die Blumen und Insekten auf der Wiese. Doch wenn sie ihren Eltern davon berichten will, sind die schon wieder dabei, irgendwelche Nachrichten in ihr Smartphone zu tippen. Da reicht es Molly und sie ergreift eine drastische Maßnahme, die am Ende die ganze Familie wieder näher zusammenbringt. Eine tolle Geschichte mit nur einem Nachteil: Die eigenen Kinder bekommen noch mehr Argumente an die Hand, warum Eltern mal ihre Handys beiseitelegen sollten.
Erschienen im Peter Hammer Verlag, 14 Euro
Willkommen bei den Grauses - Sabine Bohlmann
Bei Ottilie ziehen neue Nachbarn ein, endlich! So lange hat sie sich schon andere Kinder in der Straße gewünscht. Doch irgendetwas stimmt nicht mit der Familie, die in das gruselige Haus nebenan gezogen ist. Oder sind es nur Ottilies Vorurteile, die diese seltsame, aber liebenswürdige Familie so komisch erscheinen lassen? Sabine Bohlmann schafft es, Kinder von der ersten Seite an für ihre Geschichten zu begeistern, weil sie immer ihre Perspektive einnimmt. Dieser Reihenauftakt verspricht so etwas wie eine moderne Version der Addams-Family zu werden, erzählt aus Perspektive der Nachbarin.
Erschienen bei Planet!, 14 Euro
Lesealter 10+
Was kommt hinter dem Universum? - Jörg Bernardy und Andrea Stegmaier
Die große Herausforderung, wenn man Kinder-Sachbücher schreibt, ist es, Hoch-Komplexes herunterzubrechen, ohne dass es banal wird. Das schafft dieses Buch über die Unendlichkeit ganz großartig, zum Beispiel mit Sätzen wie "Obwohl das Unendliche noch nie jemand zu Gesicht bekommen hat, tun wir einfach so, als wäre es da." Gibt es sie überhaupt, diese berühmt-berüchtigte Unendlichkeit? Offenbar können wir uns Dinge vorstellen, die wir nie gesehen haben und die vielleicht auch gar nicht existieren. Wie kann man das Unendliche erklären? Dieses Buch versucht es mit ganz vielen Erklärungsansätzen. Philosophische, mathematische, physikalische aber auch transzendentale Ansätze: Ist die Seele unsterblich? Oder die Liebe?
Erschienen bei Beltz & Gelberg, 18 Euro
Marie Bot - Lisa Szabo
Familie Kalliske hat eine ziemlich wuseligen Alltag hat: Beide Eltern sind berufstätig, oft gestresst, oft bis spätabends unterwegs. Auf die Geschwister Finn und Karla passen Babysitter im Teenageralter auf, die die Kinder aber nur "die Gurken" nennen. Auf einer Robotermesse trifft die Familie Kalliske ein Kindermädchen, das kein Teenager ist, sondern aus Metallteilen und Mikrochips besteht und ziemlich kompetent zu sein scheint. Kurz darauf zieht genau so ein Babysitter-Roboter namens "Marie" auch bei Familie Kalliske ein. Und jetzt geht es um wirklich grundlegende Fragen im Zusammenleben von KI und Menschen: Kann Künstliche Intelligenz Gefühle erlernen? Und können Roboter wirklich Care-Arbeit übernehmen, wenn die Eltern zu beschäftigt sind? "Marie Bot" lässt tatsächlich offen, ob KI so etwas wie Gefühle entwickeln kann. In einem ist das Buch aber ganz entschieden. Eine Familie ersetzen, das kann kein Roboter der Welt.
Erschienen im dtv Verlag, 13 Euro
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